14 Dezember 2017 - Herbstvollversammlung der OBKD 2017
Frankfurt / Main – Zu ihrer diesjährigen Herbstvollversammlung trat die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) am 12. Dezember 2017 in der griechischen Kirchengemeinde des hl. Propheten Elias in Frankfurt zusammen. Die OBKD ist der Zusammenschluss der Bischöfe aller orthodoxen Diözesen Deutschlands und damit das höchste Gremium der Orthodoxen Kirche in diesem Land. Ordentliche Mitglieder der Bischofskonferenz sind die jeweiligen für Deutschland zuständigen Bischöfe. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der OBKD ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst zusammentrifft. Den Vorsitz der OBKD hat immer der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel (derzeit Metropolit Dr. h.c. Augoustinos von Deutschland, Exarch von Zentraleuropa, Generalsekretär ist Ipodiakon Nikolaj Thon (Russische Orthodoxe Kirche).
Die Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche vertrat mit dem Segen des Administrators, Bischof Antonij von Zvenigorod, Abt Mayxim (Schmidt) aus Ulm.
Die Versammlung begann mit dem Totengedenken für ihr jüngst verschiedenes Mitglied, Erzbischof Feofan (Galinskij) von Berlin und Deutschland (Russische Orthodoxe Kirche / Moskauer Patriarchat), gefolgt von Berichten des Vorsitzenden und des Generalsekretärs. Der Administrator der serbischen Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland, Bischof Andrej (Čilerdžić) von Österreich und der Schweiz, erläuterte sodann neue Entwicklungen in dem derzeit von ihm geleiteten Bistum von Deutschland, so die Umwandlung der Bischofsresidenz in Hildesheim-Himmelsthür in ein Frauenkloster.
Erster wichtiger Tagesordnungspunkt war die Beratung eines Dokumentes, das die Theologische Kommission der OBKD unter der Leitung von Bischof Vasilios von Aristis (Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland) in den letzten drei Jahren erarbeitet hat, durch die Bischöfe. Es handelt sich um einen „Brief an die Jugend über Liebe – Sexualität Ehe“, in dem die orthodoxen Jugendlichen zu „brennenden Problemen der Zeit“, die „zutiefst die menschliche Existenz betreffen“, angesprochen werden, denn „vor dem Hintergrund eines religiösen Extremismus, der sich an vielen Orten zu verstärken droht, sind wir als Christen aufgerufen, die genannten Werte mit aller Kraft zu verteidigen. Sie stehen im Einklang mit dem Menschenbild, das in der Heiligen Schrift und in der Tradition unserer Kirche zum Ausdruck kommt: dass der Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen wurde (Gen 1, 27). In der Fähigkeit des Menschen, sich frei zu entscheiden, sehen wir eine der Eigenschaften dieses göttlichen Bildes“, betont die Bischofskonferenz, hebt aber zugleich hervor: “ Diese Freiheit ist ein ungemein wertvolles Geschenk, zu dem ein Umgang in voller Verantwortung gehört. Die Verantwortung ist mit der Freiheit untrennbar verbunden„. Im weiteren Verlauf des 5-seitigen Textes wird dann eine Reihe von Einzelfragen wie Liebe und Sexualität, der Wert der Ehe, Ehen zwischen Orthodoxen und anderen Christen bzw. mit einem nicht christlichen Partner und auch die Frage der Homosexualität abgesprochen. Betont wird dabei immer die Notwendigkeit eines verantwortlichen Handelns des Einzelnen: „Aufgabe unserer Kirche ist es, ihre Gläubigen mit geistlichem Rat zu begleiten und nicht Vorschriften mechanisch zu formulieren. Das ist kein Freibrief für sexuelle Freizügigkeit. Wir betonen: Es ist sehr wichtig in Verantwortung zu handeln„. Das Dokument kommt zu dem Fazit: “ In der Gesellschaft, in der wir leben, finden ständig Veränderungen statt. Jene, in denen wir den Geist des Evangeliums Jesu Christi erkennen, begrüßen wir. Auch die traditionelle Familie steht heute vor radikalen Herausforderungen. Getreu dem Wort des Apostels Paulus an die Thessalonicher ‚Prüft alles und behaltet das Gute!‘ (1 Thess 5,21) sind wir alle, liebe junge orthodoxe Christen, stets neu dazu aufgerufen, das Menschenbild unseres orthodoxen Glaubens zu vertreten, und vor allem zu leben. Das Wort von der Familie als ‚Kirche im Kleinen‘, die Urzelle der Kirche in ihrer Gesamtheit ist, kann nach wie vor zukunftsweisend sein„.
Die Bischöfe beschäftigten sich sodann mit der Situation des orthodoxen Religionsunterrichtes angesichts neuer Tendenzen und verabschiedeten dazu ein weiteres Hirtenwort, und zwar „An das orthodoxe Kirchenvolk in Deutschland“. Darin wird die Notwendigkeit eines solchen Unterrichtes für alle orthodoxen Kinder unabhängig von ihrer Nationalität und Diözesanzugehörigkeit betont, denn dieser „leistet einen wichtigen Beitrag zum Zusammenwachsen der orthodoxen Christinnen und Christen in der Bundesrepublik. Hier begegnen sich unsere Kinder und nehmen sich gegenseitig als Geschwister im gemeinsamen orthodoxen Glauben wahr. Schwerpunkt ist nicht mehr das nationale Prädikat unserer Identität, sondern das christliche“. Der Religionsunterricht „verbindet uns mit unserer Tradition und Vergangenheit und bildet die von uns gewünschte solide Basis für die gemeinsame friedliche Zukunft“. Die Pfarrer und Gemeinden werden eindringlich aufgerufen, das wichtige Vorhaben des orthodoxen Religionsunterrichtes umzusetzen: „Wir Orthodoxen legen großen Wert auf unsere eigene Tradition. Damit diese Tradition lebendig bleibt, muss sie gelebt und im Hier und Heute umgesetzt werden. … Dazu trägt der Orthodoxe Religionsunterricht bei“.
Vorgestellt wurde den Bischöfen ein Modell der Ausbildung von orthodoxen Religionslehrern, das von der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der Universität München vorgelegt wurde und ihre Billigung erhielt. Es soll nun bald im Detail möglichen Interessenten bekannt gemacht werden. Ebenso informierten sich die orthodoxen Oberhirten über das Ende November 2017 veröffentlichte neue Dokument in der Reihe „Das Kirchenjahr in der Tradition des Ostens und des Westens“ mit dem Titel „Christus feiern mit der Gottesmutter und allen Heiligen“, das von der Gemeinsamen Kommission der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland erarbeitet worden ist. Darin werden Herrenfeste, die besonderen Ereignissen im Leben Jesu Christi gewidmet sind, und Feste der Gottesmutter Maria exemplarisch vorgestellt. Außerdem finden sich Heiligenfeste und Feste, die auf besondere Aspekte des christlichen Glaubens oder der jeweiligen Frömmigkeitspraxis eingehen – wie zum Beispiel Kreuzerhöhung, Fronleichnam oder Ikonenfeste. Die neue Broschüre schließt die Reihe der Dokumente der Gemeinsamen Kommission über das Kirchenjahr in der Tradition des Ostens und des Westens ab: „eine bewährte, brüderliche Zusammenarbeit, die immer über die Tagesordnung hinausgeht und im Anderen den Freund, ja den Bruder in Christo entdeckt“, hob Metropolit Augoustinos hervor.
Weiterhin wurde vom Rundfunk- und Fernsehbeauftragten der OBKD den Bischöfen eine in Zusammenarbeit mit dem ZDF erarbeitete Handreichung für Pfarrer und Gemeinden vorgestellt, die bereit sind, bei einer Übertragung mitzuwirken. Darin sind die Erfahrungen aus den bislang 22 Jahren von Ausstrahlungen orthodoxer Fernsehgottesdienste aus allen Diözesen im ZDF eingeflossen. Die demnächst als kleine Broschüre und im Internet veröffentlichte Handreichung behandelt entsprechend ebenso theologische, pastorale wie technische Aspekte der Übertragungen.
Die Frühjahrssitzung der OBKD im kommenden Jahr ist für Anfang März in Berlin terminiert.