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Diözese von Berlin und Deutschland

Die Berlin-Deutsche Diözese > Diözese von Berlin und Deutschland

Kurzinformation

Umfasst die Gemeinden auf dem Gebiet Deutschlands.

Leiter: Erzbischof Tichon von Rusa

Кathedralstadt: Berlin

Kathedralkirche: Heilige-Auferstehungs-Kathedrale (Berlin)

Dekanate: Nord, Bayern-Hessen, Süd, West, Ost, Hamburg

Gemeindezahl: 106

Kloster: Männerkloster des hl. Georg in Götschendorf

Klerus: 86 Priester und 25 Diakone (davon 8 im Mönchsstand)

Abteilungen, Räte, Einrichtungen

Diözesanrat

Diözesanabteilungen

Dekanate und Klöster

Diözesanverwaltung

Diözesangericht

Historische Entwicklung

Erste Gemeinden der Russischen Orthodoxen Kirche entstanden in Deutschland im 18. Jahrhundert. Grund dafür waren Besuche russischer Kaufleute, Diplomaten und Reisender. In nicht geringem Maße trugen dazu auch die engen familiären Bindungen zwischen den monarchischen Dynastien und der Aristokratie bei.

Die erste russische orthodoxe Gemeinde entstand in Deutschland bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie bestand aus russischen Soldaten, die im Dienst des preußischen Königs standen. Der erste russische Priester, der nach Deutschland entsandt wurde, war Erzpriester Ioann Chudovskij. Im Jahr 1718 wurden in Berlin und Potsdam – einem Vorort von Berlin, in dem die ersten Siedler aus Russland lebten – orthodoxe Kapellen errichtet, die leider nicht bis heute erhalten geblieben sind.

Unter den ersten russischen Sakralbauten in Deutschland wird in den Quellen auch die 1727 errichtete Hauskirche zu Ehren der heiligen Katharina auf Schloss Gottorp in Kiel genannt. Es ist bemerkenswert, dass viele Kirchen in Deutschland zur seelsorglichen Betreuung für wichtige Persönlichkeiten gebaut wurden, z. B. für russische Fürstinnen, die mit hochadligen Deutschen verheiratet waren, und auch für orthodoxe Menschen, welche in der Regel bei ihnen in Diensten standen oder durch Deutschland reisten. Zu diesen Kirchen gehörten so etwa die orthodoxen Hofkirchen in Schwerin, Ludwigslust, Weimar, Stuttgart, Karlsruhe. Um sie herum bildeten sich orthodoxe Gemeinden, und es entstanden Pfarreien.

Nach dem Tod der russischen Großfürstinnen war man bemüht, sie in eigens dafür errichteten orthodoxen Grabkirchen zu bestatten. War das erste orthodoxe Mausoleum in Deutschland in Ludwigslust noch recht bescheiden, so zeichnet sich die Architektur der Gedächtniskirchen in Stuttgart-Rothenberg, Weimar und Wiesbaden durch besondere Pracht und Schönheit aus. An ihnen arbeiteten prominente Architekten, Bildhauer und Künstler aus Deutschland. Die Ikonostasen, die Ikonen und die liturgischen Utensilien wurden in der Regel aus Russland eingeführt.

Im neunzehnten Jahrhundert entstanden, wenn auch in geringer Zahl, in den Zentren der russischen Kolonien orthodoxe Kirchen und Gemeinden, z. B. in Berlin und Dresden. Dank der Bemühungen orthodoxer Gläubiger und beträchtlicher Spenden von Stiftern wurde 1874 in Dresden, der Hauptstadt des Königreichs Sachsen, eine steinerne Kirche zu Ehren des hl. Simeon vom Wunderbaren Berge gebaut und geweiht, die der Russländischen Kaiserlichen Gesandtschaft angeschlossen war. In Berlin wurde allerdings trotz langjähriger diplomatischer Beziehungen erst 1938 ein freistehendes Kirchengebäude errichtet.

Das Ende des 19. Jahrhunderts war eine besonders wichtige Zeit für die Entwicklung der russisch-deutschen Beziehungen und das Leben der Russischen Kirche in Deutschland. Die erste in dieser Epoche errichtete und bis heute erhaltene Kirche ist die dem hl. Aleksandr von der Neva (Alexander-Newski) geweihte Kirche in Potsdam, deren Grundstein 1826 in Anwesenheit von König Friedrich Wilhelm III. gelegt wurde und die als ein bemerkenswertes architektonisches Denkmal der russisch-preußischen Freundschaft gilt. In ihrer Nähe entstand eine ganze Siedlung mit authentischen Holzhütten für Russen – die „Alexandrowka“ -, deren historisches Aussehen bis heute erhalten geblieben ist.

Das Interesse an Technik und Maschinenbau, Handel, Philosophie und Kultur sowie die weltberühmten deutschen Heilbäder zogen viele wohlhabende russische Bürger nach Deutschland. In Bad Ems, Hamburg, Bad Nauheim, Kissingen und Baden-Baden entstanden einzigartige russische Kirchen, auf ihre Art geistige Oasen, ohne die sich der orthodoxe Mensch ein Leben nicht vorstellen kann. Die Kurorte und Zentren der Kultur, der Wissenschaft und der internationalen Politik sind auch mit den Namen prominenter russischer Persönlichkeiten verbunden: mit Mitgliedern der Dynastie des Zarenhauses Romanov, mit Wissenschaftlern, Philosophen und Schriftstellern wie Musikern. Gogol’, Annenkov, Žukovskij, Turgenev, Gončarov, Dostoevskij, Glinka, Tol’stoj, Čaikovskij und manche andere haben hier geweilt.

Im 19. Jahrhundert entstanden so neben den bereits erwähnten Orten auch in Remplin, Karlsruhe, Bad Ems, Baden-Baden, Berlin-Tegel, Stuttart, Darmstadt und Bad Nauheim russische Kirchen.

Die Entstehungsgeschichte der Tegeler Kirche ist besonders interessant. Im Jahr 1886 wurde Erzpriester Aleksij Mal’cev zum Vorsteher der Botschaftskirche des hl. Vladimir in Berlin ernannt. Neben seiner gottesdienstlichen Tätigkeit half Vater Aleksij, auch andere Seiten des Lebens der russischen Kolonie zu organisieren. Zu diesem Zweck gründete er 1888 die „Orthodoxe Bruderschaft des Heiligen Fürsten Vladimir“. Die Bruderschaft vereinte viele orthodoxe Menschen, keineswegs nur russischer Nationalität. Sie kümmerte sich um die allseitige Förderung des orthodoxen Glaubens, gab eigene Publikationen in russischer und deutscher Sprache heraus, verfügte über eine umfassene Bibliothek mit einem Lesesaal, sammelte Spenden und war auch karitativ tätig. Das Bruderschaftsmuseum verfügte über eine große Sammlung von etwa zweitausend Gemälden, Büchern, Büsten und anderen Exponaten religiöser, kultureller und historischer Art. Besonders wertvoll war die Museumssammlung durch die Dokumentation über das Leben und die Lebensweise der Altgläubigen in Ostpreußen. Die Bruderschaft organisierte auch Informationsveranstaltungen mit bekannten Gelehrten und Theologen.

Es ist eigens darauf hinzuweisen, dass sich die Wohltätigkeit der Bruderschaft nicht nur auf in Deutschland lebende orthodoxe Christen gleich welcher Nationalität erstreckte, sondern generell auf alle Bedürftigen, unabhängig von ihrer Religion und ihren Ansichten.

Diese orthodoxe Gesellschaft, die den bereits in der Russischen Kirche bekannten ähnelte, hatte ihre eigenen Werkstätten und Betriebe: Gärtnerei, Schreinerei und Schlosserei, Buchbinderei und Kerzenherstellung. Allen Bedürftigen wurden so Arbeitsmöglichkeiten geboten. Ihr Hauptanliegen erblickte die Bruderschaft aber in der Förderung der russischen orthodoxen Gemeinden in Deutschland, in der Hilfe bei der Gründung neuer Gemeinden und dem Bau neuer orthodoxer Kirchen.

Zur Verwirklichung vieler der philanthropisch-karitativen Pläne von Erzpriester A. Mal’cev half der Bau des „Kaiser Alexander-Heims“, eines besonderen Zentrums für die russische Kolonie in Berlin. Nach dem Ende der Zarenherrschaft in Russland wurde das Haus einfach als „Alexander-Heim“ bezeichnet. Das schöne und geräumige zweistöckige Haus wurde am 8. Dezember 1898 von Vater Aleksij selbst eingeweiht.

Alle Kirchen in Deutschland hatten einen Priester, ihre eigene Verwaltung und feste Gemeindemitglieder. Durch ihre Priester waren die Gemeinden mit der Russischen Orthodoxen Kirche verbunden, und zwar über den Metropoliten von St. Petersburg, der einen der ersten Sitze im Heiligsten Regierenden Synod innehatte, dem höchsten Leitungsgremium der Russischen Kirche. Später, nach der Wiederherstellung des Patriarchats 1917, wurden die russischen orthodoxen Kirchengemeinden im Ausland direkt dem Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus’ unterstellt.

Das zwanzigste Jahrhundert begann für die Russische Kirche in Deutschland zunächst ohne große Erschütterungen. Der Bau der Kirchen in Bad Kissingen, Görbersdorf, Hamburg und Leipzig wurde fortgesetzt. Zugleich wurden zahlreiche der Kirche nahestehende gesellschaftliche Organisationen und soziale Vereine, ein Missionsverlag, eine philosophische Schule und ein theologisches Institut gegründet. Letzteres wurde später nach Paris verlegt und wurde als Theologisches Institut St. Serge bekannt.

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zählte die Russische Kirche in Deutschland etwa fünftausend Mitglieder. Der Erste Weltkrieg aber schwächte die Position der russischen orthodoxen Präsenz in Deutschland erheblich.

Doch nach dem Ende des Krieges, vor allem in Folge der bolschewistische Machtübernahme und des Bürgerkrieges in Russland strömten ab 1917/18 binnen kurzer Zeit zahlreiche Flüchtlinge aus dem ehemaligen Russischen Reich nach Deutschland. Zu Beginn der 20er Jahre lebten zeitweilig mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge russischer Staatsangehörigkeit und weitaus überwiegend orthodoxen Glaubens in Deutschland.

Mitte der 20er Jahre emigrierten zahlreiche russische Flüchtlinge „tiefer“ nach Europa hinein, viele von ihnen verließen auf der Suche nach einem besseren Leben und günstigeren Wohnorten Deutschland wieder. Die Zahl der russischen Auswanderer nach Frankreich verdoppelte sich fast auf 110.000. Aus diesem Grund beschloss Erzbischof Evlogij (Georgievskij), der zu dieser Zeit Exarch war und von Patriarch Tichon schon in den Rang eines Metropoliten erhoben worden war, das Zentrum seiner Diözese nach Frankreich, nach Paris, zu verlegen, wo er sich schließlich zu Weihnachten 1923 niederließ.

Mitte der 1930er Jahre mussten die russischen orthodoxen Gemeinden in Deutschland aufgrund der damaligen politischen Umstände über sich eine andere geistliche Autorität anerkennen – nämlich die „Russische Orthodoxe Kirche im Ausland“ und deren Bischof für Deutschland, zuerst Tichon (Ljašenko), dann Serafim (Lade).

In den vierziger Jahren, also während des Zweiten Weltkriegs, wurden die orthodoxen Kirchen in Deutschland nicht geschlossen, wie es während des Ersten Weltkriegs der Fall gewesen war, vielmehr wurden diese orthodoxen Kirchengemeinden zur einzigen Zuflucht für die kriegsgefangenen Landsleute und für diejenigen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland Verschleppten. Einigen Schätzungen zufolge waren dies zwischen 1941 und 1945 rund 10 Millionen Menschen in allen Teilen Deutschlands.

Nach dem Krieg, Ende 1945, lebten noch etwa 4 Millionen dieser Menschen im geteilten Deutschland, darunter auch Priester, die nach dem Krieg hier blieben, um in den Kirchen zu dienen. Die weiteren Jahrzehnte des Jahrhunderts waren günstig für das kirchliche Leben: alte Kirchen wurden wieder aufgebaut und neue errichtet.

Dadurch wurde es der Kirche möglich, Gottesdienst und Predigt, Sozialfürsorge und Wohltätigkeit, geistliche Bildung und Arbeit mit Kindern und Jugendlichen anzubieten.

Mitte der 1990er Jahre erreichte die Auswanderung russischsprachiger Bürger aus Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ihren Höhepunkt: In den letzten 20 Jahren sind mehr als 4 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen, viele von ihnen orthodoxe Christen. Der Zuwachs an Gläubigen in der Diözese Berlin und Deutschland führte zur Eröffnung einer ganzen Reihe neuer Pfarreien.

Von 1992 an war für ein Vierteljahrhundert Erzbischof Feofan (Galinskij) von Berlin und Deutschland der regierende Bischof der Diözese. Als Erzbischof Feofan in die Diözese kam, gab es nur zwölf Pfarreien. Jetzt sind es 106. Die Diözese ist in sechs Dekanate unterteilt: Nord, Hamburg, Bayern-Hessen, Süd, West und Ost. Die Diözese hat 86 feste Priester und 25 Diakone. Inzwischen gibt es in allen größeren Städten Deutschlands Kirchengemeinden der Russischen Orthodoxen Kirche. Im Jahr 2006 wurde ein Landgut in Götschendorf in der Uckermark im ostdeutschen Bundesland Brandenburg an die Russische Orthodoxe Kirche übertragen, wo das Männer-Kloster St. Georg errichtet wurde, das zum geistlichen Zentrum nicht nur Deutschlands, sondern auch Mitteleuropas werden soll.

Nach dem Hinscheiden von Erzbischof Feofan am 11. September 2017 wurde durch Beschluss des Heiligen Synods vom 26. Dezember 2017 Bischof Tichon (Zajcev) von Podol’sk zum Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland ernannt. Am 1. Februar 2018 wurde Bischof Tichon während der Göttlichen Liturgie in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau in den Rang eines Erzbischofs erhoben, am 13. April 2021 ihm der Titel „von Rusa“ verliehen.

Vertreter der Diözese Berlin waren von Anfang an ordentliche Mitglieder der am 1. Mai 1994 gegründeten „Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD) – Verband der Diözesen“ und sind es auch seit deren Errichtung 2014 in der Orthodoxen Bischofskonferenz von Deutschland (OBKD) sowie in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) auf Bundes- und den meisten Landesebenen.

Vorsteher der Diözese des Moskauer Patriarchats

Metropolit Aleksandr (Nemolovskij) (1945-48)

Erzbischof Sergij (Korolëv) (1948-50)

Metropolit Boris (Vik) (1950-54)

Erzbischof Michail (Čub) (1957-1959)

Metropolit Ioann (Vendland) (1960-62)

Erzbischof Sergij (Larin) (1962-64)

Erzbischof Kiprian (Zërnov) (1964-66)

Metropolit Vladimir (Kotljarov) (1967-70)

Metropolit Leontij (Gudimov) (1970-73)

Metropolit Filaret (Vachremeev) (1973-78)

Erzbischof Melchizedek (Lebedev) (1978-84)

Metropolit Feodosij (Procjuk) (1984-86)

Metropolit German (Timofeev) (1986-91)

Erzbischof Feofan (Galinskij) (1992-2017)

Erzbischof Tichon (Zajcev) (ab 2017)