02 November 2025 - Am 21. Sonntag nach Pfingsten leitete Erzbischof Tichon die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Gemeinde der Heiligen Kosmas und Damian in Essen
Am 2. November 2025, am 21. Sonntag nach Pfingsten, zelebrierte Erzbischof Tichon von Ruza, Leiter der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche, die Göttliche Liturgie in der Gemeinde der Heiligen Kosmas und Damian in Essen.
Am Vorabend leitete der Erzbischof die Nachtwache in der Gemeinde der Heiligen Erzengel in Neuss.
Seiner Exzellenz konzelebrierten der Pfarrer der Gemeinde in Essen, Erzpriester Viktor Alekseev, der stellvertretende Dekan des westlichen Bezirks, Priester Mikhail Holmetski, Priester Andrej Mololkin, Protodiakon Archil Tschkhikwadse, Diakon Igor Willimowski und Diakon Weniamin Tzipin.
Nach der inständigen Ektenie wurde ein Gebet für den Frieden gesprochen.
Bei der Gedenkektenie an der Entschlafenen gedachten die Teilnehmer des Gottesdienstes dem Erzpriester Leonid Tzipin, der an den Anfängen der Gründung der Kirchengemeinde stand und dessen 15. Todestag am 30. Oktober begangen wurde.
Nach dem Kommunionvers hielt der Priester der Gemeinde der Heiligen Kosmas und Damian, Andrej Mololkin, eine Predigt:
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!
Heute hat uns die Kirche an das Gleichnis des reichen Manns und des armen Lazarus erinnert, die uns die Realität der jenseitigen Welt vor Augen führt. Der reiche Mann kam nicht deshalb in die Hölle, weil er reich war, sondern wegen seiner Kaltherzigkeit. Der arme Lazarus befand sich nicht zufällig vor den Toren des Hauses des Reichen. Durch Gottes Vorsehung wurde dem Reichen die Möglichkeit gegeben, Barmherzigkeit zu zeigen und sich zu bessern. Er nutzte sie jedoch nicht. Der Reiche lud ständig Gäste ein, veranstaltete täglich Festessen, offensichtlich war er nicht geizig. Dem Unglücklichen vor den Toren seines Hauses gab er jedoch nicht einmal die Brotkrumen, die von seinem Tisch fielen. Er sah den Leidenden, aber da er nach Lust und Laune lebte, hatte er nicht das geringste Mitgefühl für ihn.
Und so endete sein Leben, und der Reiche fand sich in höllischen Qualen wieder. Erst hier begriff er, dass er anders hätte leben müssen, doch seine Reue kam zu spät. Als er dies erkannte und seinen Brüdern ein ähnliches Schicksal ersparen wollte, bat er Abraham um ein Wunder. „Lass Lazarus meinen Brüdern von meinen Leiden erzählen“, bat er in der Hoffnung, dass seine Brüder durch dieses Zeugnis ihr Leben ändern würden. Abraham antwortet jedoch: „Sie haben Mose und die Propheten; auf die sollen sie hören.“ Und wenn sie nicht auf sie hören, wird auch ein Wunder nichts nützen, denn „wenn jemand von den Toten auferstehen würde, würden sie es nicht glauben“. Dem ehemaligen Reichen bleibt nur zu hoffen, dass seine Brüder ihre Einstellung zum Wort Gottes ändern. Und dadurch werden sie auch ihre Einstellung zu ihren Nächsten ändern und ihre Hartherzigkeit ablegen.
„Sie haben Mose und die Propheten“ – das ist die Realität des Alten Testaments. In Bezug auf uns, die wir im Neuen Testament leben, kann man sagen: „Sie haben Propheten und Apostel“. Der Kern dessen, was gesagt wird, ändert sich dabei nicht. Wir, liebe Brüder und Schwestern, haben die Heilige Schrift. Sie ist die Grundlage, das Licht, die Orientierung für ein Leben mit Gott und für die Erlösung. Und der Herr Jesus Christus gebietet uns, sie nicht nur zu lesen, sondern auch zu studieren: „Erforscht die Schriften“ (Joh 5,39), ruft er uns zu.
Am vergangenen Sonntag haben wir das Gleichnis des Sämanns gehört, in der vier Stufen der Wahrnehmung des Wortes Gottes offenbart werden. Auf der ersten Stufe nimmt der Mensch es überhaupt nicht wahr, auf der zweiten und dritten nur vorübergehend, was weder Frucht noch Erlösung bringt. Und nur die vierte Stufe ist erlösend und bringt Frucht zur Ehre Gottes. Auf welcher Stufe der Wahrnehmung befanden sich der Reiche und seine Brüder? Offensichtlich auf der ersten. Und das Hauptproblem liegt nicht einmal darin, sondern darin, dass sie dieser Frage keine Bedeutung beimaßen. Sie kamen einfach in die Synagoge und gingen nach dem Gottesdienst nach Hause. Und die Worte der Propheten, Gebete und Predigten hatten keinerlei Einfluss auf ihre Einstellung zum Leben. Infolgedessen verloren sie ihr Mitgefühl für ihre Mitmenschen, wurden kalt und hartherzig. „Was der Mensch sät, das wird er ernten“ (Gal 6,7), sagt der Apostel Paulus, „hier die Tat, dort die Belohnung“, stimmen ihm die Ehrwürdigen Varsonofius und Johannes zu.
Das Evangelium, das uns die Bilder des reichen Mannes und seiner Brüder vor Augen führt, ruft uns auf: Handelt nicht so, folgt nicht ihrem Beispiel, dieser Weg führt in den Abgrund, zum ewigen Verderben. Und es bietet uns ein positives Bild aus einem anderen Gleichnis – den barmherzigen Samariter. Der trotz seiner Taten und der Gefahr durch Räuber Mitgefühl zeigt und alles in seiner Macht Stehende tut, um den Unglücklichen zu retten. Lasst uns also, Brüder und Schwestern, das schätzen, was uns heute in der Kirche Christi zugänglich ist. Lasst uns mit Glauben und glühendem Herzen versuchen, die Worte der Gebete und Gesänge, die Zeilen der Heiligen Schrift zu verstehen. Lasst uns gemeinsam mit dem Psalmisten ausrufen: „Wie süß sind mir deine Worte, sie sind meiner Seele süßer als Honig“ (vgl. Ps 118,103). Eine solche Haltung gegenüber der Bibel und dem Gottesdienst wird uns zweifellos helfen, die Liebe und ihre Ausdrucksformen zu entwickeln: Güte, Mitgefühl und Barmherzigkeit. Lasst uns diese jeden Tag und in verschiedenen Situationen gegenüber unseren Nächsten zeigen. Amen.“
Nach der Liturgie vollzog Erzbischof Tichon zusammen mit dem Klerus eine Lobpreisung der heiligen Kosmas und Damian und gratulierte den Versammelten zum 20-jährigen Bestehen der Gemeinde.
Anschließend überreichte der Diözesanverwalter dem Gemeindevorsteher, Erzpriester Viktor Aleksejew, anlässlich seines 50-jährigen Dienstes im Priesteramt die Patriarchale Auszeichnung – den Orden des Heiligen Sergius von Radonesch (I. Ranges). Besonders verdienstvolle Gemeindemitglieder erhielten bischöfliche Urkunden.
Erzpriester Viktor dankte dem Erzbischof für die Freude des Gebetsgottesdienstes und überreichte ihm einen Blumenkorb.
Zum Abschluss der Feierlichkeiten wurde den Gemeindemitgliedern und Gästen im Kirchhof ein Mahl angeboten. Die Gemeinde organisierte ein Festkonzert.


