18 Dezember 2024 - Am Gedenktag der Heiligen Großmärtyrerin Barbara feierte Erzbischof Tichon von Ruza die Göttliche Liturgie in der Gemeinde zu Ehren der Großmärtyrerin Barbara in Krefeld
Am 17. Dezember 2024, dem Gedenktag der Heiligen Großmärtyrerin Barbara, feierte Erzbischof Tichon von Ruza, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Gemeinde zu Ehren der Großmärtyrerin Barbara in Krefeld.
Seiner Eminenz konzelebrierten: Gemeindepfarrer Alexij Weselow, Erzpriester Wictor Rakk, Erzpriester Alexij Rybakow, Erzdiakon Witalij Sadakow, Diakon Elmar Kalthoff, Diakon Ingo Wilimowski, Diakon Weniamin Tsypin, Diakon Rostislaw Ustimenko.
Der Gottesdienst wurde in kirchenslawischer und deutscher Sprache gehalten.
Bei der inständige Litanei wurde ein Friedensgebet gesprochen.
Nach dem Kommunionvers hielt Diakon Ingo Wilimowski eine Predigt:
„Liebe Brüder und Schwestern,
wir begehen heute, am 17. Dezember (entsprechend dem 4. Dezember nach dem julianischen Kalender), das Fest der heiligen Großmärtyrerin Barbara, zugleich das Patronatsfest unserer Gemeinde.
Wer war diese Barbara, was hat es mit ihr auf sich?
Was bedeutet sie für uns heute und, schlussendlich, warum trägt unsere Gemeinde ihren Namen?
Kurz zur Vita der heiligen Barbara:
Die Heilige Großmärtyrerin Barbara (zu deutsch: die „Fremde“) lebte und starb (306) in der Zeit des Imperators Maximian in Heliopolis (heute Baalbek im Libanon; andere Quellen berichten von Nikomedia, heute Izmit in der Türkei).
Bemerkenswert für diese Zeit ist, dass durch ein Edikt der vier Imperatoren vom 23. Februar 303 reichsweit die schlimmsten Christenverfolgungen des Römischen Reiches eingeleitet wurden. In der politischen Theologie der damaligen Tetrarchie, also der Herrschaft von vier Imperatoren, waren Staat und Religion nicht zu trennen, so dass der Ausschließlichkeitsanspruch des Christentums („Christus ist der Herr“) mit dem Kaiserkult unvereinbar war und es kam ab 303 zu einer massiven Christenverfolgung.
Barbaras Vater, der Heide Dioskuros, war ein reicher und bedeutender Mann in der Stadt. Er war früh verwitwet und konzentrierte sich sehr auf seine einzige Tochter. Als er ihre bemerkenswerte Schönheit erkannte, beschloss er, diese vor fremden Augen zu verbergen. Dazu ließ er einen Turm erbauen, in dem sich außer Barbara lediglich heidnische Lehrer befanden. Aus diesem Turm erschloss sich ihr die weite Sicht auf die von Gott geschaffene Welt. Von da aus konnte sie die bewaldeten Berge erblicken, die schnell fließenden Flüsse, die mit farbenfrohen Blumen bedeckten Ebenen. Die junge Frau stellte sich die Frage nach dem Schöpfer dieser harmonischen und schönen Welt. Nach und nach verfestigten sich in ihr die Gedanken, dass leblose Idole – die von Menschenhand geschaffen waren und die ihr Vater und ihre Lehrer verehrten – nicht so eine Weisheit haben konnten, um so eine vollkommene Welt zu erschaffen. Die trug in ihrer Seele den Wunsch in sich, den richtigen Gott zu erkennen und ihr Leben in Jungfräulichkeit Ihm zu widmen.
Wir sehen hier, wie Gott und Mensch in Wechselwirkung treten. Gott rief Barbara und diese reagierte darauf, sie war offen für diesen Ruf.
Diese Wechselwirkung gilt natürlich auch immer noch heute für uns und die Menschen um uns herum, nur wenn wir mit offenem Herzen dem Ruf Gottes begegnen, dann wird dieser auch in uns wirken und uns in unserem Leben beistehen.
Weiter heißt es in ihrer Vita:
Die junge Frau traf in der Stadt junge Bekennerinnen des christlichen Glaubens, die ihr die Lehre über den Schöpfer der Welt, über die Dreiheit und den Sohn Gottes eröffneten. Nach einiger Zeit kam in die Stadt aus Alexandrien ein Priester, der als Kaufmann verkleidet war. Er spendete Barbara das Mysterium der Taufe.
Barbara ging also den folgenden Schritt im Bekenntnis, sie ließ sich taufen und riskierte dabei, dass sie damit mit ihrem Vater, ihrer Familie und ihrem Umfeld brach. Sie ist uns ein Vorbild darin, dass die Liebe zu Gott immer an allererster Stelle, vor allem anderen stehen muss. Weiter heißt es:
Auf Befehl des Hausherrn hatte der Turm zwei Fenster nach Süden bekommen. Aber Barbara, eine Abwesenheit ihres Vaters nutzend, bat darum, noch ein drittes Fenster in den Turm zu bauen, als Gleichnis der Dreiheit Gottes. Über dem Eingang zum Bad zeichnete Barbara ein Kreuz, welches fest in den Stein eingraviert wurde.
Damit ging Barbara den nächsten Schritt, das öffentliche Bekenntnis. Als Dioskuros davon erfuhr, dass Barbara Christin geworden war und nicht mehr seinem Götzenkult folgte, erzürnte er sich sehr, ließ sie nach einer Verfolgungsjagd foltern, um sie zur Umkehr zu bewegen.
Unter denen, die sich in der Nähe der Märtyrerin befanden, war Juliana, eine Bewohnerin dieser Stadt. Juliana hegte auch den Wunsch, sich für Christus dem Leiden hinzugeben. So fing sie an, laut die Folterer anzuklagen. Sie wurde festgenommen. Beide Märtyrerinnen wurden lange gefoltert. Die festen Bekennerinnen des Glaubens Christi, die heiligen Barbara und Juliana wurden der Enthauptung zugeführt.
Ehe Barbara ihren Kopf ihrem Henker und Vater neigte, dankte sie öffentlich für die ihr verliehene Gnade und aus den Wolken lud sie eine Stimme zur ewigen Belohnung ein. In späteren Zeiten fügen die Legenden ein, der Heiligen sei in diesem Moment versprochen worden, dass kein Mensch, der sie anrufe, ohne Sterbesakramente sterben werde.
Ihr Vater Dioskuros schlug ihr den Kopf ab. Auf dem Nachhauseweg wurde der grausame Vater vom Blitz erschlagen. Dies alles soll an einem 4. Dezember geschehen sein.
Nicht umsonst haben die Bergleute die heilige Barbara sich als Schutzpatronin erwählt. Bergleute sind immer der Gefahr eines plötzlichen Todes ausgesetzt, vor allem, wenn wir daran denken, unter welchen harten Bedingungen früher aus der Erde Bodenschätze gewonnen wurden. Und so finden wir in vielen Bergwerken, in Schächten Darstellungen der heiligen Barbara als Beschützerin vor dem plötzlichen Tod.
Das finden wir hier in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, in den vielen Bergwerken des Ruhrgebietes, aber auch in den Braunkohletagebauen des Niederrheins, so findet man da zum Beispiel in einem Besucherzentrum dort ein riesiges Glasfenster mit einem Barbara-Motiv.
Diese Bedeutung der Heiligen für diese Region ist auch der Grund, dass wir vor zwölf Jahren, als unsere Gemeinde gegründet wurde, den damaligen Erzbischof unserer Diözese Feofan um den Segen baten, die heilige Barbara als Gemeindepatronin zu haben. Es ist einerseits die Verbundenheit mit unserem örtlichen Umfeld und andererseits die Tatsache, dass Barbara eine Heilige der ersten Jahrhunderte ist, also der Zeit, als die Kirche noch keine Teilung erfuhr, und sie eine Heilige ist, die in Ost und West verehrt wird.
Worin besteht nun die Bedeutung für uns?
Dem Ruf Gottes folgend hat Barbara Diesen bis an ihr Lebensende bekannt. Sie ließ sich mit Gottes Beistand und Hilfe nicht durch Folter und Todesandrohung davon abbringen; genau, wie es Christus im Matthäusevangelium uns kundtut:
„Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Mt 10,22)
In ihrer Standhaftigkeit im Glauben bis zum Ende, auch unter schwierigsten Bedingungen, einem heidnischen und feindseligen Umfeld, ist Barbara für uns ein Vorbild. Ihr Beispiel strahlte auch auf die Begleiterin Juliana ab, sie schlug gleichfalls den Weg zu Gott ein. Auch hierin ist Barbara uns ein Beispiel dafür, dass wir durch unser Bekenntnis positiv auf andere wirken.
Möge die heilige Barbara als Fürbitterin vor Gott uns beistehen, wie es auch in einem Stichiron des heutigen Festtages gesungen wird:
„Kommt zusammen ihr Völker, lasst uns besingen in dieser Feier, die gerühmte Märtyrerin Barbara. Weder das Schwert, noch die Flamme, auch keine anderen Qualen und vielfältiger Eifer des Versuchers vermochten sie zu überwinden. Gläubig rufen wir deshalb zu ihr: Bitte Christus, allgepriesene Märtyrerin, dass er uns schenke seine große Gnade.“ Amen“.
Nach der Entlassung wurde vor der Ikone der Heiligen Barbara die Doxologie gefeiert.
Anschließend hielt der Erzpastor eine Predigt und gratulierte der Gemeinde zum Patronatfest.
Nach dem Gottesdienst wurde allen Teilnehmern der Liturgie einen Imbiss angeboten.