08 August 2024 - Am Gedenktag des Gottespropheten Elija feierte Erzbischof Tichon die Liturgie in der Stuttgarter Elias-Gemeinde
Am 2. August 2024, dem Festtag des heiligen Gottespropheten Elija, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie anlässlich des Patronatsfestes in der Gemeinde zu Ehren des heiligen Gottespropheten Elija in Stuttgart.
Mit Seiner Eminenz dienten Erzpriester Vladislav Dichanov (Lar), Erzpriester Michail Rahr (Weimar, Jena), Priester Aleksej Volčkov (Diözese St. Petersburg), der kommissarische Pfarrer der Gemeinde Priester Dimitrij Maksimovič, Erzdiakon Archil Chkhikvadze, Diakon Evgenij Kik.
Der Gottesdienst wurde in Kirchenslawisch und Deutsch gehalten.
Nach der Inständigen Ektenie wurden Fürbitten für die Seelenruhe von Archimandrit Mitrofan (Hauser) gesprochen, den früheren Vorsteher der Kirche, der lange Jahre die Gemeindemitglieder geistlich genährt hat.
Nach dem Kommunionvers wandte sich Erzbischof Tichon mit diesem Wort der Ermutigung an die Gemeinde:
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
„Ich beglückwünsche alle zum Fest des Gottespropheten Elija, des Größten unter den Heiligen des Alten Testaments, des Predigers des Glaubens und des Anklägers menschlicher Leidenschaften und Laster. Der Heilige lebte 900 Jahre vor der Geburt Christi, des Erlösers, in einer sehr schwierigen Zeit, als die Mehrheit des gotterwählten Volkes den wahren Glauben verließ und in den Götzendienst abglitt. Der Prophet konnte nicht mitansehen, wie das von Gott auserwählte Volk, „dem die Kindschaft und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzessatzungen und der Gottesdienst und die Verheißungen gehören“ (Röm. 9, 4), seine Glaubensgenossen, vom Glauben abfielen. Erfüllt von Eifer für Gott und die Göttliche Wahrheit prangerte der Prophet die Ungerechtigkeit, Sünden und Laster des Volkes an. Seine Worte waren vernichtend.
Durch seine Anprangerung zog der Prophet Elija den Zorn von König Ahab und der heidnischen Königin Isebel auf sich, die seinen Tod suchten. Der Prophet versteckte sich in der Wüste und litt Hunger, Durst und durchlebte seelische Qualen, da seine Appelle ihr Ziel nicht erreichten. Seine Leiden waren so groß, dass er von Gott seinen Tod erbat. Doch Gott urteilte anders: Er stärkte den Propheten, indem er einen Raben schickte, ihm Brot zu bringen. Während dieser ganzen Zeit herrschte eine Dürre in Israel. Nach dreieinhalb Jahren kehrte der Prophet Elija auf Gottes Geheiß aus dem Exil zurück und brachte Regen ins Land, doch zuvor zeigte er allen den Irrtum des Glaubens der Baalsgötzenpriester und jeder Hoffnung auf die Götzen. Das Volk kam zur Vernunft und kehrte wieder zum wahren Glauben an Gott zurück. Aufgrund seines gerechten Lebens und seines Dienstes für Gott wurde der Prophet Elija lebendig in einem feurigen Wagen in den Himmel aufgenommen.
Die Heldentat des heiligen Propheten lehrt uns, Brüder und Schwestern, dass wir niemals entmutigt oder verzweifelt sein, wenn uns Bedrängnisse und Prüfungen widerfahren, sondern im Vertrauen auf die allgütige Vorsehung Gottes im Gebet um Hilfe bitten sollen. Der heilige Prophet Elija war ein eifriger Befolger der Gebote Gottes. Lehrt uns das Wort Gottes nicht, dass jeder von uns die Gebote nicht nur kennen, sondern sie auch in seinem Leben erfüllen soll? „Nicht die, die das Gesetz hören, sind vor Gott gerecht“, sagt der Apostel, „sondern die das Gesetz tun, die werden gerechtfertigt werden“ (Röm 2,13)? Gott wird diejenigen nie verlassen, die Sein Gesetz erfüllen und treu Gott und dem Nächsten dienen, wie der Prophet Elija. Gott wird solche immer erhören und sie retten. „Darum lasst uns eilen“, ruft der heilige Bischof Johannes Chrysostomus uns auf, „die Gebote zu erfüllen und solche Werke zu tun, dass unsere Sünden abgewaschen und vom Herrn selbst mit Menschenliebe gewürdigt werden“.
Die Geschichte des Propheten Elija lehrt uns, dass Prophetie ein mit Risiken verbundener Dienst ist. Heute gibt es keine Propheten, die uns das Wort Gottes verkünden, doch der prophetische Dienst ist nicht verstummt: Dieser Dienst wird von der Heiligen Kirche getragen, durch die Gott uns von der Wahrheit und vom ewigen Leben kündet, davon, wie wir sein sollen, wonach wir streben sollen, wie wir uns gegenseitig behandeln sollen und was wir im Leben über alles stellen sollen. Viele empfinden das prophetische Amt der Kirche, wenn Sie Sünden und sogar, wenn Sie Laster anprangert, als eine Beleidigung und sogar als eine Unverschämtheit. Wir sehen, was heute in der Welt geschieht, dass Gesetze verabschiedet werden, die schreckliche sündhafte Handlungen legalisieren. Sobald die Kirche ihre Stimme dagegen erhebt, werden dagegen Verleumdungen und Lügen laut. Aber so war der Dienst der Kirche, so wird er bleiben, und „die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Die Kirche ist dazu berufen, Menschen vor der Sünde und dem ewigen Tod zu retten.
Indem wir den Propheten Elija verherrlichen, wollen wir ihn bitten, dass wir durch seine Gebete den wahren und rettenden Glauben bewahren und dass unsere Herzen immer in dem Wunsch brennen, teilzuhaben am prophetischen Dienst der Kirche. Lasst uns den Menschen die Wahrheit Gottes verkünden, den Menschen ein Beispiel für ein tugendhaftes und gottgefälliges Leben geben und den Propheten Elija nachahmen. Er betet vor dem Thron Gottes für uns alle. Der Prophet Elija hat seinen irdischen Dienst noch nicht beendet. Er wird ihn fortsetzen und wird der Vorläufer des zweiten und furchterregenden Kommens Christi. Er wird diejenigen rufen, die nicht die Kraft verlieren, sein Wort anzunehmen, Buße zu tun und ihr Leben zu ändern, um das ewige Heil zu erben. Amen.“
Nach der Entlassung der Liturgie wurde eine Doxologie gefeiert und verlas Erzbischof Tichon ein Gebet zum Gotttespropheten Elija. Der Protodiakon verkündete das Polychronion für den Heiligsten Patriarchen und die gesamte geweihte Versammlung. Anschließend wurde den Teilnehmern des Gottesdienstes ein festliches Mahl angeboten.