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18 Oktober 2023 - Das Bild des Schutzes der Gottesgebärerin ist das Bild Ihres Beistandes für einen jeden von uns

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Am 14. Oktober 2023, dem Fest des Schutzes der Allheiligen Gottesgebärerin, feierte Erzbischof Tichon von Rusa die Göttliche Liturgie in Leipzig in der dortigen Gedächtniskirche zu Ehren des heiligen Metropoliten Aleksij von Moskau anlässlich des 110-jährigen Jubiläums der großen Weihe dieser Kirche.

Nach der Inständigen Ektenie wurde ein Gebet für den Frieden im Heiligen Land gesprochen. Nach der Liturgie stieg der Erzbischof mit dem Klerus und den Gemeindemitgliedern in die Krypta der Gedächtniskirche hinab und hielt einen Totengottesdienst für die russischen Heerführer und Soldaten, die 1813 in der „Völkerschlacht“ gefallen und am 16. Oktober 1913 unter der Kirche beigesetzt worden sind.

Nach dem Kommunionvers der Liturgie wandte sich Erzbischof Tichon mit diesem erzhirtlichlen Wort an die Teilnehmer des Gottesdienstes:

„An den Festtagen zu Ehren der Mutter Gottes, Brüder und Schwestern, spüren wir besonders Ihre Nähe zu uns, erleben Ihre mütterliche Fürsorge und stille Freude. Heute feiern wir den Schutz der Allheiligen Gottesgebärerin, der ein sichtbares Zeugnis für die Einheit der irdischen und der Himmlischen Kirche ist. Das Fest erhielt seine Benennung nach einem wunderbaren Ereignis, das sich im 10. Jahrhundert in Konstantinopel ereignete, und hat, wie ich sagen würde, zwei Dimensionen: eine zeitliche und eine ewige, eine irdische und eine überirdische, eine geistliche.

Äußere Feinde fielen in die Gebiete Byzanz ein und bedrohten die Hauptstadt des Reiches. Die Byzantiner hofften nicht auf ihre eigenen Kräfte, die durch innere Unruhen und Wirren geschwächt waren, sondern wandten sich im Gebet an Gott um Hilfe. Im der Blachernen-Kirche betete mit vielen Anderen der selige Andreas, ein Narr um Christi willen, mit seinem Schüler Epiphanios. Es war die vierte Stunde der Nacht, während die allnächtliche Vigil gefeiert wurde. Plötzlich wurde dem seligen Andreas eine Vision offenbart: Er sah die Gottesmutter mit einer Schar von Engeln und Heiligen. Die Knie gebeugt, betete Sie. „Siehst du, Kind, die Herrin und Königin aller, wie Sie für uns betet?“, fragte der selige Andreas seinen Schüler Epiphanios. „Ich sehe sie, Vater, und ich bin erschrocken“, antwortete Epiphanios. Nachdem die Gottesmutter das Gebet beendet hatte, nahm Sie ihr Omophorion ab und breitete es über dem Volk aus.

Die Nachricht von der wunderbaren Erscheinung verbreitete sich in ganz Konstantinopel. Die Menschen wurden von Freude und Hoffnung erfüllt, dass der Herr sie auf die Gebete der Mutter Gottes hin nicht im Stich lassen und sie aus dem drohenden Unheil erretten würde. Und so geschah es: Die Feinde, die die Stadt belagerten, wurden geschlagen, und die Überlebenden flohen, vertrieben von einer unsichtbaren Macht. Die Hauptstadt, das Volk und die Heiligtümer wurden gerettet. Das ist das historische Ereignis, eine unbestreitbare Tatsache, die irdische Dimension. Die geistliche Dimension aber besteht darin, dass sich der Schutz der Mutter Gottes durch die Jahrhunderte hindurch auf alle gläubigen Menschen, auf das gesamte Menschengeschlecht erstreckt.

Das Bild des Schutzes der Gottesgebärerin ist das Bild Ihres Beistandes für einen jeden von uns, für diejenigen, die zu Christus gehören, die zu Gott gehören. Das Fest offenbart der Welt die ganze Kraft der Gebete der Mutter Gottes. „Himmlischer König“, betet sie, „nimm jeden Menschen an, der zu Dir betet und Meinen Namen um Hilfe anruft, damit er nicht von meinem Antlitz bedürftig und ungetröstet weggeht“. Wie viel Freude steckt in diesen Worten der Himmlischen Königin, unserer Fürsprecherin! Welche Tröstung für die christliche Seele! Die Mutter Gottes hilft, heilt, rettet. Sie ist nahe all jenen, die Sie um Hilfe anrufen. „Wenn nicht Du im Gebet eingetreten wärest, wer hätte uns dann aus so vielen Nöten befreit“, singt die Heilige Kirche. Das ist die überirdische, die geistliche Dimension des Ereignisses, das wir feiern.

Um würdig zu sein der Fürsprache im Gebet und des Schutzes der Mutter Gottes, Brüder und Schwestern, müssen wir uns mit aufrichtigem Glauben und Vertrauen an Sie wenden. Der Menschenliebende Herr, der um unseres Heiles willen Fleisch angenommen hat, der die Leiden und das Kreuz erduldet hat, hat Seiner Mutter das ganze Menschengeschlecht anvertraut, damit Sie unsere Beschützerin und Helferin sei. Wie damals, in der Blachernen-Kirche, im schweren Jahr der schrecklichen Prüfungen, so auch heute, da Schmerz und Leid die christliche Seele überfüllen, wenn die Liebe zwischen den Menschen fehlt, hört Sie jeden, der sich an Sie wendet, und eilt zu Hilfe. Wir glauben, dass Sie mit uns ist. Überlassen wir uns und unsere Nächsten, die, die uns lieben und die, die uns hassen, dem Willen Gottes und dem Beistand der Mutter Gottes, damit durch Ihre Gebetsfürbitte und Ihren Schutz ein jeder von uns eingehe in die Freude des Herrn und Erlösers. „Allheilige Gottesgebärerin, hilf uns. Amen.“