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16 August 2023 - Das Fasten darf sich nicht allein auf eine Enthaltsamkeit bei der Ernährung beschränken

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Am 13. August 2023, dem 10. Sonntag nach Pfingsten und Vorfest der Heraustragung der Ehrwürdigen Hölzer des Lebenschaffenden Kreuzes des Herrn, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Kathedraldomkirche der Auferstehung Christi in Berlin.

Nach dem Kommunionvers wandte sich Seine Eminenz mit einer erzhirtlichen Ansprache an die Gemeindeglieder:

„Bevor wir würdig das Fest der Entschlafung der Mutter Gottes begehen, Brüder und Schwestern, ruft die Kirche jeden von uns auf, eine Zeit des Fastens zu durchschreiten. Das Fasten erweist sich als ein Mittel zum Erwerb der Heiligkeit und des Königtums Gottes. Es ist für jeden notwendig, der das Heil und das ewige Leben erben will. Zu fasten ist notwendig, damit jeder von uns von Gott die Kraft erhält, die unerlässlich ist zur Stärkung des Willens in der Tugend wie auch zum Kampf gegen den unsichtbaren Feind (Eph 6, 12). Der Herr Selbst verweist auf das Fasten als ein mächtiges Werkzeug im geistlichen Kampf, wovon auch die heutige Evangelienlesung Zeugnis ablegt (Mt 17, 14, 22).

Nachdem der Herr mit seinen auserwählten Jüngern vom Berg der Verklärung herabgestiegen waren, warf sich ein von Kummer geplagter Mann weinend zu Füßen des Erlösers, der seine einzige Hoffnung war, und bat ihn, seinen Sohn von der Besessenheit zu heilen. Von frühester Kindheit an hatte ein Dämon Macht über den armen Knaben erlangt und warf ihn mal ins Feuer, mal ins Wasser, und „tat dies“, wie der heilige Bischof Johannes Chrysostomos bemerkt, „zu einer bestimmten Zeit, nämlich bei Neumond, in der heimtückischen Absicht, dass die Menschen das Böse nicht einem bösen Geist, sondern der daran unschuldigen Schöpfung Gottes, dem Mond, zuschrieben und somit eine Lästerung gegen den Schöpfer äußerten“.

Wenn sie den Menschen Böses zufügen, Brüder und Schwestern, wollen die Dämonen ihre verderblichen Handlungen verstecken und tun alles, dass ihre Intrigen unbemerkt blieben, so als ob die bösen Geister selbst gar nicht existierten. So gab es noch vor garnicht allzu langer Zeit, noch in unserer Erinnerung, eine Vielzahl von offensichtlich besessenen Menschen. Sie waren ein klares Zeugnis für die Präsenz der geistigen Welt, deren Leugnung zusammen mit der Leugnung Gottes gewaltsam von den Atheisten gefördert wurde, um die Menschen vom Glauben abzubringen. Jedoch das Licht, wofür sie es vermeintlich hielten, der von ihnen angeführten Beweise, dass es keinen Gott gebe, verwandelte sich in unerhellte Finsternis angesichts der ihnen selbst unerklärlichen Tatsache der Besessenheit der Menschen.

Was sind nun Mittel, die uns gegen Dämonen gegeben sind? – Es sind der Glaube an Gott, das Fasten und das Gebet. Christus heilte den Besessenen gemäß dem Glauben seines Vaters, was die Apostel nicht tun konnten. Den Jüngern Christi fehlte es an Glauben, dass Gott dies tun könnte. Auf die Frage der im Glauben schwachen Jünger: „Warum konnten wir den Dämon nicht austreiben?“ antwortete der Heiland: „Diese Art von Dämonen kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden“ (Mt 17,21). Seht, wie groß die Mittel des geistlichen Kampfes in unseren Händen sind! Sie helfen uns, die Geister des Bösen, die uns anheften, abzuwerfen und alles Böse und Sündige von uns zu vertreiben. Das Fasten darf sich natürlich nicht allein auf eine Enthaltsamkeit bei der Ernährung beschränken. „Fasten soll“ nach den Worten des Goldmundes, die Augen von verführenden Blicken, die Ohren von unflätigen Reden und die Zunge vom Ausprechen unnützer Worte befreien. Schließlich sollen auch der Verstand und das Herz fasten und sündige Gedanken und Begierden von sich weisen. Auf diese Weise beschützt der Fastende von allen Seiten das Haus seiner Seele vor den Angriffen und Machenschaften der Dämonen“.

Lasst uns, Brüder und Schwestern, in allem die Enthaltsamkeit wahren, damit wir die Gnade Gottes anziehen. Ein Mensch, der durch die Gnade bewahrt wird, kennt die Täuschungen des bösen Geistes und besiegt sie. Lieben wir das Gebet, das nach den Worten des ehrwürdigen Johannes von der Leiter (Klimakos) „die Königin der Tugenden“ ist. Mühen wir uns, so oft wie möglich den Namen Gottes im Gebet anzurufen. Das Gebet wird die Seele mit der Freude der Gottesgemeinschaft erfüllen, und der Geist wird fähig zum Nachdenken über Gott. Erinnern wir uns daran, dass allein der Name unseres Herrn Jesus Christus die Dämonen in Schrecken versetzt, denn sie fliehen vor dem Gebet wie vor einer alles besiegenden Waffe. Enthaltsamkeit und unablässige Gebetsarbeit sind das Unterpfand unserer Befreiung von der Sklaverei der Sünde und der Weg, der zum Königtum des Himmlischen Vaters führt, dessen Erben ein Jeder von uns ist durch die Gebete der Mutter Gottes und Königin. Amen.“