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16 Mai 2023 - Der menschenliebende Herr wünscht das ewige Heil für jeden, sogar für den größten Sünder

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Am 14. Mai 2023, dem 5. Sonntag nach Pascha, von der Samariterin, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in Passau in der Pfarrei zu Ehren der Ikone der Gottesmutter „Unerwartete Freude“ anlässlich des Patronatsfestes. Erzbischof Tichon gratulierte den Gemeindemitgliedern zum Festtag und wandte sich mit dieser Predigt an die Versammelten:

„Christus ist auferstanden!

Ich gratuliere Euch allen zum andauernden Fest des Heiligen Pascha und zum Patronatsfest zu Ehrender Ikone der Gottesmutter „Unerwartete Freude“. Die vierzig Tage nach der Auferstehung Christi des Lebensspenders aus dem Grabe, Brüder und Schwestern, sind uns zur Stärkung unseres Glaubens gegeben. In diesen Tagen ist der Herr Seinen Jüngern erschienen und hat sie in der Wahrheit Seiner Auferstehung bestärkt. Indem die Kirche den Auferstandenen Herrn verherrlicht, ruft sie uns auf, standhaft im Bekenntnis des Glaubens und Ihm treu bis zum Ende zu bleiben.

Die heutige Evangelienlesung beinhaltet ein Gespräch Jesu Christi mit einer Samariterin. Als Anlass für dieses Gespräch diente folgender Umstand. Der Herr war nach dem Paschafest auf dem Weg von Jerusalem nach Galiläa. Der Weg führte durch Samaria. Ermüdet vom langen Fußmarsch und der Hitze ließ der Herr sich zur Rast an einem Brunnen in der Nähe der Stadt Sychar nieder. Zur gleichen Zeit kam eine Frau, die die besten Jahre ihres Lebens in Sünde verbracht hatte, um Wasser zu holen. Der Weg der Sünde ist verlockend. Es ist leicht, auf dem Weg der Sünde zu bleiben, aber schwer, ihn zu verlassen. Das Gewissen des Menschen steht im Widerspruch zu seinen Taten. Nur die Göttliche Gnade vermag den Menschen zu retten. So erging es auch der Samariterin. Der Herr wandte sich ihr zu und bat um Wasser, um den Durst zu stillen, und es ergab sich ein Gespräch zwischen ihnen, in dessen Folge die Frau nicht nur an Jesus Christus als den Messias glaubte, sondern auch Predigerin des Evangeliums wurde und für Christus als Martyrerin litt.

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit den Wahrheiten zu, Brüder und Schwestern, die uns die Evangelienlesung des heutigen Tages erschließt. In der Rede verspricht der Herr der Samariterin und allen, die an Ihn glauben, „lebendiges Wasser“ zu geben, das den Menschen zum ewigen Leben führt. Allen ist bekannt, dass ohne Wasser alles stirbt und zur Wüste wird. Wasser spielt eine wichtige Rolle für das Leben der Pflanzenwelt und für das Leben des Menschen. Aber außer dem Wasser, das den körperlichen Durst löscht, gibt es noch ein Wasser, das der Seele Leben gibt und das zu suchen der Herr uns aufträgt. Was ist dieses „Wasser des Lebens“? – Es ist die gnädengebende Lehre Christi, das Wort Gottes, das Evangelium, das den geistlichen Durst zu stillen vermag. Sie offenbart denen, die an den Herrn glauben, Wahrheit, Liebe, Frieden und Freude. Gerade deswegen steht diese Quelle, das Wort Gottes, im Mittelpunkt des kirchlichen Gottesdienstes, der Theologie und des Lebens eines Christen. Dies ist die erste Wahrheit.

Weiter offenbart der Herr der Samariterin noch eine andere, nicht weniger wichtige Wahrheit über den wahren Dienst für Gott und über das wahre Gebet. Auf ihre Frage danach, wo Gott angebetet werden solle, in Jerusalem oder auf dem Berg Gharazim, antwortet der Herr, dass es nicht wichtig ist, wo, sondern wie Gott gedient werden soll: „Die wahren Anbeter“, sagt Er, „werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn solche Anbeter sucht der Vater für sich“ (Jo 4,23). Mit dieser Belehrung weist der Herr auf, dass sich der wahre Dienst nicht auf den Ort und die äußeren, körperlichen Handlungen beschränken darf, obwohl auch diese notwendig sind, sondern verbunden sein muss mit geistlichen Taten. Dies gilt auch für das Gebet, das aufmerksam, von Herzen kommend und verständig sein muss.

Der menschenliebende Herr, Brüder und Schwestern, wünscht das ewige Heil für jeden, sogar für den größten Sünder, wovon die Geschichte des verherrlichten Bildes der Muttergottes „Unerwartete Freude“ spricht. Wer sich zum Gebet verpflichtet, wer zu Gott mit Hingabe betet, wer sich in die Worte der Gebete, Psalmen und Hymnen vertieft, die er liest oder hört, der verehrt Gott im Geist und in der Wahrheit. Drängen wir uns zum Gebet, das nach den Worten der heiligen Väter „die Königin aller Tugenden“ ist. Ernähren wir unsere Seelen mit dem Wort Gottes, indem wir uns Zeit nehmen zum Lesen und Studium der Heiligen Schrift. Die Lehre Christi und die Gnade des Heiligen Geistes sind das Wasser, das den geistlichen Durst des Menschen löscht und „zum ewigen Leben führt“. Durch die Gebete der Gottesmutter, die dem Geheimnis der Rettung des Menschengeschlechts gedient hat, möge der Herr uns allen geben, das ewige Leben zu erben und mit allen Heiligen den Dreieinen Gott zu verherrlichen. Amen.“