28 August 2023 - Der Weg zum ewigen Leben besteht in der Erfüllung der Gebote Gottes
Am 27. August 2023, dem 12. Sonntag nach Pfingsten und Gedenktag des ehrwürdigen Feodosij, des Abtes des Kiever Höhlenklosters, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Kathedraldomkirche der Auferstehung Christi in Berlin.
Nach dem Kommumnionvers wandte sich der Erzbischof mit dieser erzhirtliclen Ansprache an die Gemeindemitglieder:
„Ich beglückwünsche Euch alle, Brüder und Schwestern, zum Sonntag. In der heutigen Evangelienlesung haben wir gehört, was man tun muss, um gerettet zu werden und das ewige Leben zu erben. Zum Herrn kam irgendein junger Mann und fragte: „Guter Lehrer! Was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu haben?“ (Mt 19,16-26). Eine sehr wichtige Frage, mit der sich jeder Mensch beschäftigen sollte. Der Jüngling, der fragte, glaubte, dass es außer diesem Leben auch noch ein ewiges Leben gibt, das das irdische, das vorübergehende Leben übersteigt. Er verstand, dass es ein Glück ist, dieses Lebens gewürdigt zu werden, aber er wusste nicht, wie er es empfangen könnte, also beschloss er, Christus zu fragen.
Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt: „Was muss ich tun, um das Himmlische Königtum zu erben?“ Doch die Antwort darauf ist im Evangelium schon lange festgeschrieben: Zur Rettung derer, die nicht an Christus glauben, ist der Glaube unerlässlich, aber für diejenigen, die an Christus glauben, ist es notwendig, nach den Geboten Gottes zu leben. „Wenn du ins Leben eingehen willst, dann halte die Gebote“, war die Antwort des Herrn. Der junge Mann hatte schon vielmals von den Geboten gehört. Doch die Antwort des Herrn ließ ihn erneut hören, dass allein von der Erfüllung dieser Gebote das Heil und das ewige Leben abhängen. „Du sollst nicht morden,keine Unzucht treiben, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben, du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, und liebe deinen Nächsten.“
Der junge Mann bekannte, dass er all dies seit den Tagen seiner Jugend bewahrt habe, und so stellte er erneut die Frage: „Was fehlt mir dann noch?“ Da sagt der Herr zu ihm: „Wenn du vollkommen sein willst, geh und verkaufe alles, was du hast…“. Und da geschieht das Unerwartete: Der junge Mann, der wie es schien, alles erfüllt hatte, verlässt Christus mit Kummer, denn er war reich. Eine solche Antwort hatte er nicht erwartet. Der Herr, der die Herzen der Menschen kennt, offenbarte dem jungen Mann das Verborgene: In ihm lebt eine leidenschaftliche Neigung, und er hatte weder das Gebot der Gottes- noch der Nächstenliebe so erfüllt, wie es gebührt. Deshalb forderte der Herr ihn auf, ganz einfach dieses Gebots zu erfüllen: den anderen Menschen und seine Not zu sehen und in der Nachfolge Christi zur Erfüllung dessen aufzusteigen, worauf „das ganze Gesetz und die Propheten basieren“ (Mt 22,40).
So wie in dem jungen Mann ein innerer Kampf stattfand, Brüder und Schwestern, so gibt es auch in uns einen solchen Kampf. Wir können nach außen hin fromm sein und die Gebote halten. Die Frage ist aber, was für uns mehr wert ist – Gott oder irgendwelche anderen Werte? Sind wir bereit, uns von allem, was wir haben, loszusagen und mit Christus zu gehen? Hängen wir nicht an irgendwelchem Materiellen? Ist nicht in der Tiefe unseres Herzens irgendeine Leidenschaft verborgen? Jedem Menschen hat der Herr die Freiheit zugeteilt und stellt ihn vor die Frage der zwei Wege – den des Heils oder den des Verderbens. Und hier hängt alles von unserer Wahl ab. Davon, wie wir uns zum Reichtum verhalten, zu den Talenten und Gaben verschiedener Art, die uns der Herr schickt; hängt unser Los in der Ewigkeit ab. Wie setzen wir sie ein? Verherrlichen wir damit Gott und dienen unserem Nächsten oder werden wir sie ausschließlich für unsere eigenen Interessen nutzen?
Der Weg zum ewigen Leben, Brüder und Schwestern, besteht in der Erfüllung der Gebote Gottes. Jeder von uns muss seine Gedanken, Worte und Taten an Gottes Geboten ausrichten. Wir müssen uns erinnern, dass alles, was der Herr uns im Leben gibt, unseren Reichtum ausmacht, mit dem wir die Schätze im Himmel erwerben können. Dazu müssen wir Christus nachfolgen, Ihn vor uns sehen und nicht zurückblicken. „Was nützt es“, sagt der Ausleger, „alles zu verkaufen und den Armen zu geben, wenn wir nicht Christus nachfolgen? Oder: Welchen Sinn macht es es, Christus nachzufolgen und die ganze Zeit auf seine Reichtümer zurückzublicken?“ Wir sollen verstehen, dass der reichste Mensch derjenige ist, der in seinem Herzen an nichts hängt und nichts besitzt als Christus. Vertreiben wir von uns alle nur erdenklichen Begierden, die für uns Gott verdunkeln und den Weg, der zu Ihm führt. Amen.“