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29 Juni 2021 - Die Gegenwart des Heiligen Geistes ist das Erkennungszeichen wahrer Christen

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Predigt von Erzbischof Tichon von Rusa am 22. Juni 2021, dem Tag des Heiligen Geistes, in der Kirche des hl. ehrwürdigen Sergij von Radonež in Karlshorst

Meinen Glückwunsch zum Fest der Heiligen Dreiheit. Der zweite Tag ist besonders der dritten Person der Heiligen Dreiheit geweiht, dem Heiligen Geist. Der Herr, der von uns in den Himmel aufgefahren ist, sandte am fünfzigsten Tag nach seiner Auferstehung den Heiligen Geist von Gott, dem Vater, auf die Apostel, die sich im Obergemach auf dem Sion zum Gebet versammelt hatten. Gott, der Heilige Geist, der Lebenschaffende, kam auf die Apostel in Gestalt von Feuerzungen herab, und sie wurden sofort neu geboren, wurden erhellt und erleuchtet, wurden weise und begannen, „über die großen Taten Gottes in verschiedenen Sprachen zu reden“ (Apg 2,11).

Der Tag der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel bedeutet die Gründung der Kirche Christi, den Geburtstag der Kirche. An diesem Tag wurden durch den Heiligen Geist die ersten Hirten, die Apostel, geweiht, von denen in ihrer Nachfolge die Erzhirten und Hirten der Kirche Christi die Gnade des Priestertums bis zum heutigen Tag empfangen. An diesem Tag empfingen ihre Wirkkraft die heilenden Mysterien. Den Aposteln und Gläubigen ward die Gabe des Wortes und der Weisheit zur Predigt des Evangeliums gegeben. Seit dem Pfingsttag hat der Heilige Geist in der Kirche Christi Seine Kraft in den Taten der Apostel und Martyrer manifestiert und sie gestärkt, den Glauben zu bekennen und für ihn zu leiden. Der Heilige Geist machte die heiligen Väter weise, die Irrtümer der Häretiker niederzuwerfen, gottgesinnte Schriften zu verfassen und den Glauben heilig und unbefleckt bis in unsere Tage zu bewahren. Der Heilige Geist hat eine Fülle von Menschen, die Gott gefallen haben, zu Heiligen gemacht und durch Wunder verherrlicht, was auch heute zur Rettung eines Jeden beiträgt.

Die Gegenwart des Heiligen Geistes ist das Erkennungszeichen wahrer Christen. „Wenn jemand den Geist Christi nicht hat, so ist er nicht Sein“ (Röm 8,9), sagt der Apostel Paulus. In einem anderen seiner Briefe gebietet er den Christen ausdrücklich: „Seid erfüllt mit dem Geist“ (Eph 5,18). Allen Christen wird die Gnade des Heiligen Geistes gegeben, nur die Unwürdigen können ihrer verlustig gehen. Deshalb muss ein Christ durch sein ganzes Leben – das Wort wie die Tat – Zeugnis von seiner Berufung und Bestimmung ablegen, muss des Geistes Gnaden in sich pflegen. Wenn diese Unterweisungen im apostolischen Zeitalter nicht überflüssig waren, wie notwendig ist diese Ermahnung des Apostels in unserer Zeit für uns, die wir durch die alltäglichen Sorgen und das Streben nach weltlichen Interessen belastet sind!

Was ist unerlässlich, Brüder und Schwestern, um im Heiligen Geist zu sein? In dem Bewusstsein, dass es ohne den Heiligen Geist für die Menschen kein wahres Leben gibt, keine wahre Freude und keine ewige Glückseligkeit, müssen wir unsere Herzen durch Reue und Gebet reinigen und, gemäß den Worten des heiligen Serafim von Sarov, danach streben „den Heiligen Geist Gottes zu erlangen“. Nur durch die Achtsamkeit uns selbst gegenüber, durch Werke der Barmherzigkeit und der Liebe, durch das Studium der Heiligen Schrift und durch den Drang, Gutes zu tun, können wir in uns den Schatz der Gnade hegen und im Geist sein: „Himmlischer König, Tröster, Du Geist der Wahrheit, … komm und nimm Wohnung in uns und reinige uns von jedem Makel und errette, Guter, unsere Seelen“.