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19 März 2024 - Die große Fastenzeit ist eine besondere Zeit im Leben der Kirche Christi, im Leben eines jeden orthodoxen Christen

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Am Abend des 17. März 2024, des Sonntags des Käseverzichtes und Gedenken der Vertreibung Adams (Sonntag der Vergebung), feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Vesper und leitete den Ritus der Vergebung in der Kathedrale der Auferstehung Christi in Berlin.

Nach der Entlassung der Vesper las Erzbischof Tichon zwei Gebete zum Beginn der Großen Fasten und wandte sich mit dieser erzhirtlichen Ansprache an die Teilnehmer des Gottesdienstes:

„Die große Fastenzeit, Brüder und Schwestern, ist eine besondere Zeit im Leben der Kirche Christi, im Leben eines jeden orthodoxen Christen. Jeder von uns trägt in sich den Wunsch, sich zu verändern, besser zu werden, Gott näher zu kommen, ein Tempel des Geistes Gottes zu werden. Die Fastenzeit ist die geeigneteste Zeit, um aufmerksam zu prüfen, was in unserem Herzen vor sich geht, welche Sehnsüchte es erfüllen, was es bevorzugt: das Ewige oder das Zeitliche, den lebendigen Gott oder die Eitelkeit der Welt. Es ist die Zeit der Vorbereitung der Begegnung mit dem Herrn.

Doch bevor wir uns auf den Weg der Großen Fasten machen, ruft die Heilige Kirche uns alle zur gegenseitigen Vergebung der Beleidigungen auf, ohne welche die Fastenzeit fruchtlos, das Gebet und jede andere Tugend kraftlos sein werden. Ohne gegenseitige Vergebung und Versöhnung mit den Nächsten können wir die Tat des Fastens nicht wirklich beginnen. Der Herr selbst hat uns ein Beispiel für seine Göttliche Vergebung gegeben: Gekreuzigt, gedemütigt, verwundet, ans Kreuz genagelt, bittet der Gottessohn Seinen Himmlischen Vater für seine Kreuziger: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 32,34).

Es gibt keinen Menschen, Brüder und Schwestern, der nicht möchte, dass Gott ihm seine Versündigungen vergibt. Wenn wir zusammenleben, arbeiten, miteinander Gemeinschaft haben, sündigen wir oft in Worten, Taten, Gedanken; wir sind voller Kränkungen, Unzufriedenheiten, ärgern uns gegenseitig, verletzen einander. Wenn wir im Gebet des Herrn Gott bitten, uns zu verzeihen, müssen wir auch selbst vergeben, denn die Vergebung für unsere Nächsten ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Verzeihung Gottes für unsere Sünden. „Wenn ihr den Menschen ihre Verschuldigungen vergebt, wird auch euch euer Himmlischer Vater vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Verschuldigungen nicht vergebt, wird auch euch euer Himmlischer Vater eure Verschuldigungen nicht vergeben“ (Mt 6,14), sagte der Herr Jesus Christus. Für Gott steht der Friede mit den Nächsten höher als alle Werke und Opfergaben (Mt 5,23-24).

Möge der heutige Sonntag für uns wirklich ein Versöhnungstag sein. Bitten wir einander um Verzeihung, vergessen wir die Beleidigungen und vergeben wir unseren Nächsten aufrichtig, um die Großen Fasten in Frieden mit allen zu beginnen – mit Gott, mit allen Menschen und mit unserem Gewissen. Das wird unser erster Schritt auf dem Weg sein, der zur Freude der Lichten Auferstehung Christi führt, zu unserer Auferstehung von den Toten, zum Himmlischen Königtum, dessen der Herr uns allen würdigen möge. Ich erbitte von euch allen, Brüder und Schwestern, die Vergebung für meine Sünden, die freiwilligen und die unfreiwilligen. Vergebt mir, der ich gesündigt habe in Tat, in Wort, in Gedanken und allen meinen Gefühlen. Gott möge durch die Gnade und Erbarmungen Seiner Menschenliebe uns allen vergeben und sich unser erbarmen. Amen.“