04 Januar 2024 - Die Liebe zu Gott wird dadurch bestimmt, wie viel und wie der Mensch zu Ihm betet
Am 2. Januar 2024, dem Vorfest der Geburt Christi und Gedenktag des Gerechten Ioann von Kronstadt, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, anlässlich des Patronatsfestes die Göttliche Liturgie in der Kirche zu Ehren des heiligen Gerechten Ioann von Kronstadt in Hamburg. Nach dem Kommunionvers wandte sich Erzbischof Tichon mit seiner erzhirtlichen Ansprache an die Gemeindemitglieder und die Gäste, die zur Feier des Patronatsfestes gekommen waren:
„Ich beglückwünsche euch alle, Brüder und Schwestern, zum Vorfest der Geburt Christi. Nur wenige Tage werden noch vergehen, und die Freude über den geborenen Erlöser der Welt erfüllt unsere Herzen. Heute feiert die Russische Kirche das Gedenken an den heiligen Ioann von Kronstadt, den von allen geliebten und guten Hirten. Wenn man seine Vita liest, wendet man seine Aufmerksamkeit auf seinen aufrichtigen Glauben an Gott, seine Liebe zu den Menschen und seine Herzensgüte. Diese Eigenschaften seiner gottliebenden Seele hoben Vater Ioann von einer Reihe anderer Geistlicher ab; die Menschen bemühten sich, von ihm den Segen zu erhalten, öffneten ihm ihre Seele und ihr Herz, um seinen Rat zu erhalten. Aber das Wichtigste, was Vater Ioann auszeichnete, war die Gabe des Gebets, das erfahrene Handeln, die er schon in jungen Jahren erfuhr.
Seinen Weg begann Vater Ioann als einfacher Priester in der Kronstädter Domkirche. Seine ganze Aufmerksamkeit und all seine Kräfte widmete er dem, was bei den heiligen Vätern der Kirche „der innere Mensch“ genannt wird. Vom ersten Tag seines Dienstes an entschloss er sich, sich selbst sorgfältig zu beobachten, tiefer in sich zu gehen und sich zu kontrollieren. Indem er so sich selbst überprüfte, strebte er danach, die sündigen Begierden und den Drang zur Sünde zu stoppen, sobald er sie in seiner Seele bemerkte. Und das Gebet half ihm dabei. Es war sein ständiger Wegbegleiter.
„Ich verbleibe immer in Gebetsstimmung: Ich danke, preise und verherrliche den Wohltäter Gott an jedem Ort Seiner Herrschaft“, sagt Vater Ioann. „Das Gebet ist das Leben meiner Seele. Ohne Gebet kann ich nicht sein. Um es aufrechtzuerhalten, versuche ich, so oft wie möglich zu dienen, zu kommunizieren und aus dieser heiligen Quelle gnadenhafte Kräfte für meine pastorale Arbeit zu schöpfen“. Die Hilfe des Gebets hat viele Menschen zu Vater Ioann hingeführt. Er wies niemanden ab, er betete für alle. Und der Herr erhörte seine Gebete.
Nicht weniger bemerkenswert war der Fleiß von Vater Ioann: Die ihm Nahestehenden wussten nicht, wann er sich eigentlich ausruhte. Wenn er Zeit fand, bemühte er sich, sie dem Studium des Wortes Gottes zu weihen. „In der Freizeit“, so sagte er, „lese ich die Heilige Schrift, versuche ich, über jeden Vers, jedes Wort, jeden Ausdruck nachzudenken. Mein Leben ist ein langer, beharrlicher und unaufhörlicher Kampf mit mir selbst, unterstützt durch die Gnade Gottes. Jeder von euch kann solche Ergebnisse erzielen.“ So war Vater Ioann. Deshalb lehrt er uns alle, auf uns selbst zu achten, die Zeit wertzuschätzen, „denn die Tage sind böse“ (Eph 5,16), unablässig Gott im Gedenken zu haben, auf den Lippen aber und im Herzen das Gebet, im Wort Gottes zu lesen und es zu studieren und – wann immer möglich – öfter die Heiligen Gaben Christi zu empfangen.
Es ist wichtig, Brüder und Schwestern, sich die Lektionen zu eigen zu machen, die uns gelehrt werden. Lasst uns das Gebet lieben. Lasst es uns besonders pflegen. Die Liebe zu Gott wird nach den Worten der heiligen Väter dadurch bestimmt, wie viel und wie der Mensch zu Ihm betet. „Wenn ihr wissen wollt“, sagen sie, „wie sehr ein Mensch Gott liebt, dann fragt ihn nicht direkt danach, sondern fragt nur, wie viel er betet. An seiner Antwort wirst du erkennen, wie sehr er Gott liebt.“ Vater Ioann war ganz im Gebet – wo immer er auch war und was immer er auch tat, der Gedanke an Gott verließ ihn nie. Dies lehrt er uns, dass auch wir das Gebet immer auf unseren Lippen und in unseren Herzen haben sollen. Wenn wir uns zum Gebet erheben, lasst uns aufrichtig, fromm und aufmerksam beten, im Glauben an dessen wunderwirkende Kraft. Ahmen wir den heiligen Arbeiter des Gebets nach und erben so das ewige Leben, in dem der Herr bei denen bleibt, die Ihn lieben. Amen.“