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23 August 2021 - Die Verklärung des Herrn ist ein großes Fest und ein großes Geheimnis

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19. August 2021 – Predigt von Diakon Archil Chkhikvadze nach der Göttlichen Liturgie in der Pfarrei Verklärung Christi in Baden-Baden am Fest der Verklärung Christi

Die Verklärung des Herrn ist ein großes Fest und ein großes Geheimnis, das der Herr offenbart und uns die Möglichkeit gibt, wenn auch nur einen Augenblick lang, den Glanz des unerschaffenen Göttlichen Lichts zu erblicken. Dieses Göttliche Licht dringt irgendwann in unsere Herzen ein und wird zur Quelle unseres Lebens und unseres Glaubens. Heute sind wir erneut im Geiste auf dem Berg Tabor anwesend. Hier, durch Seine Verklärung, zeigte Jesus, dass auch Er Gott ist. Er zeigte dies nur dreien Seiner Jünger, denn wenn Er allen als Gott erscheinen würde, würden die Menschen ihn für eine Einbildung halten und nicht für einen realen Menschen. Bei der Verklärung kam allerdings nicht die ganze Göttlichkeit Christi zum Vorschein, sondern nur so viel, wie die drei Jünger anzunehmen vermochten.

Zur Zeit der Verklärung Christi erschienen aus dem Berg die beiden großen Propheten Mose und Elia und sprachen mit Christus: „Und siehe, Mose und Elia erschienen ihnen und unterhielten sich mit Ihm“ (Mt 17,3). Mose lebte eintausendsechshundert Jahre vor Christi Geburt, der Prophet Elia neunhundert Jahre davor. Das heißt, die Propheten Mose und Elija sind nicht tot, sondern lebendig. Sie lebten auch damals, als die Apostel sie an jenem Tag sahen; sie sind auch jetzt lebendig und werden in der Ewigkeit leben, denn unser Gott, an Den wir glauben, „ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden“ (Mt 22,32). Beim Herrn sind alle lebendig. Und die Apostel, die die Propheten sahen, die ihnen in diesem Augenblick aus der himmlischen Welt erschienen, sahen in dieser Erscheinung eine lebendige Bestätigung der Worte des Herrn Jesus Christus: „Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben“ (Jo 6,47).

Die Propheten Mose und Elia, die auf dem Tabor erschienen, sprachen mit Christus über Seinen Auszug nach Jerusalem, und die Apostel hörten so vom Ende des Erlösers und dem bald bevorstehenden Leiden des Herrn Jesus Christus am Kreuz. Sie wollten das Geheimnis dieser Leiden am Kreuz verstehen, denn das Leiden und Sterben unseres Erlösers ist ein großes Geheimnis. Es ist das Geheimnis der Liebe Gottes, durch die der Himmlische Vater Seinen Sohn sandte, auf dass Dieser die Sünden eines jeden von uns auf Sich nehme, leide und sich am Kreuz opfere. Dies ist das Geheimnis der Gerechtigkeit Gottes, durch die der Herr die Sünde verurteilt, aber jedem reuigen Sünder im Namen Seiner Leiden am Kreuz vergibt. Dies ist das große Geheimnis der Weisheit Gottes, in der es dem Herrn gefallen hat, den Menschen durch die Leiden Seines Göttlichen Sohnes das Recht zu geben, in das ewige Leben einzugehen und darin alle Wohltaten zu erben, die nach Gottes Willen in dem Herrn für die bereitet sind, „die ihn lieben“ (1 Kor 2,9).

Doch Petrus, der sich aufgrund seiner großen Liebe zu Christus nicht von Ihm trennen wollte, schlug Ihm vor, auf dem Berg Tabor zu bleiben und nicht nach Jerusalem zu gehen. Er schlug sogar vor, dass Christus auf dem Berg drei Hütten errichten sollte, eine für Jesus, eine für Mose und eine für Elias. Petrus wusste nicht, was er sagte. Es ist anzumerken, dass er nicht vorschlug, eine Hütte für sich selbst zu bauen, da es ihm genügte, Christus zu sehen und bei Ihm zu sein.

„Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine leuchtende Wolke; und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist Mein Geliebter Sohn, an Dem ich Mein Wohlgefallen habe; Ihn höret“ (Mt 17,5). Wie im Alten Testament Gott Seine Gegenwart in den Wolken kundtat, so verkündete auch jetzt der Himmlische aus der Wolke Jesus Christus als den von Ihm Geliebten. Aber was bedeutet das letzte Wort des Himmlischen Vaters: „Ihn höret“? Es bedeutet, zu gehorchen. Gott sagte dies zu den Aposteln und insbesondere zu Petrus, damit er dem Göttlichen Plan nicht widerspreche. Denn vor der Verklärung, als Christus Seinen Jüngern sagte, dass Er gekreuzigt werden würde, stand Petrus auf und sagte sogar: „Sei mit Dir gnädig, Herr, dass es nicht so sei mit Dir!“ (Mt 16:22). Aber wenn Christus nicht gekreuzigt worden wäre, wären wir nicht gerettet worden. Der Teufel wollte nur, dass Christus nicht gekreuzigt wird, weil er nicht unsere Errettung will. Deshalb tadelte Christus Petrus so sehr für seinen Einspruch und nannte ihn sogar „Satan“, wenn er das Opfer Christi verhindere.

Das heilige Ereignis der Verklärung des Herrn erinnert uns alle daran, dass wir unsere Seele in den Tagen des irdischen Lebens verwandeln müssen, um in jene Herrlichkeit einzutreten, die der Herr auf dem Berg Tabor gezeigt hat, die Er seinen treuen Kindern verheißt und die wir hier auf Erden kosten. Wir müssen uns erneuern, das durch die Sünden entstellte Bild Gottes in uns wiederherstellen, damit es in jedem von uns bis zum Ende dieses Lebens leuchtet, nach dem ein neues Leben beginnt.

Als der Herr den ersten Menschen schuf, prägte er Sein Bild in dessen Seele ein. Dieses Bild im Menschen besteht aus Liebe, Barmherzigkeit, Reinheit, Geduld, Demut – all dem, was der Herr Jesus Christus Selbst in den Tagen seines irdischen Lebens verherrlicht hat. Rein sind wir aus dem Taufbecken herausgekommen. Aber durch unsere Sünden wird dieses Bild Gottes ständig verdunkelt, bedeckt mit dem Schmutz unseres verdorbenen Lebens. Deshalb müssen wir es im Laufe unseres ganzen Lebens in uns erneuern, uns von Unreinheit und Lastern befreien und die Seele mit Tugenden schmücken.

So erinnert uns das Ereignis der Verklärung unseres Herrn an unsere Pflicht, unsere Seele zu verklären. Deshalb erklingen an diesem Tag mit besonderer Kraft die Worte Christi in unseren Herzen: „Wachet und betet“ (Mk 14,38). Der Herr befiehlt uns, in unserem Herzen wachsam zu sein, wir müssen Wächter unseres Herzens sein, denn die Sünde nimmt uns die Freude, den Herrn in uns zu spüren, sie nimmt uns die Süße der Vorfreude auf die zukünftige Freude der Gemeinschaft mit dem Erlöser.

Beten wir also an diesem heutigen Tag, an dem der Herr auf dem Tabor verklärt wurde und Seine Herrlichkeit zeigte, dass Er auch unsere sündigen Seelen mit Seinem immerseienden Licht erleuchte und mit Seiner Göttlichen Gnade uns Sündern helfe, den irdischen Weg zu gehen, der Berufung würdig, zu der wir alle bestimmt sind – himmlische Bürger des Heiligen Jerusalem zu sein. Und nichts und niemand wird uns dann diese unsere Freude nehmen. Amen.