10 April 2024 - „Durch das Kreuz wurde die Erlösung des Menschengeschlechts vollbracht“
Am 7. April 2024, dem dritten Sonntag der Großen Fastenzeit, dem der Kreuzverehrung, und zugleich Fest der Verkündigung der Allheiligen Gottesgebärerin und Gedenktag des heiligen Bischofs Tichon, Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus’, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Kathedraldomkirche der Auferstehung Christi in Berlin.
Am Vorabend hatte der Erzbischof den schon Vigil-Gottesdienst in der Kathedrale geleitet und den Ritus der Kreuzheraustragung vollzogen.
Seiner Eminenz konzelebrierten Erzpriester Mikchail Divakov, der Sekretär der Diözese und Dompropst der Kathedrale, sowie der Dekan des Ostbezirkes Erzpriester Georgij Antonjuk, und Erzpriester Il’ja Čirin, Protodiakon Vitalij Sadakov und Protodiakon Archil Chkhikvadze.
Nach der Liturgie wandte sich Erzbischof Tichon mit einem erzhirtlichen Wort an die Gläubigen:
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
In diesem Jahr, Brüder und Schwestern, fiel der Sonntag der Kreuzerhöhung mit einem großen Fest zusammen. Die Heilige Kirche verherrlicht das Kreuz Christi, das zu unserer Verehrung herausgetragen wurde, und feiert zugleich die Verkündigung der Allheiligen Gottesgebärerin. Heute verherrlichen wir das Kreuz des Herrn, wir verneigen uns vor ihm, wir küssen es, wir bezeichnen uns mit ihm und geben so dem an ihm gekreuzigten Christus die Ehre. Seit der Zeit, da unser Herr Jesus Christus seine Arme am Kreuz ausgebreitet und das Werk der Erlösung vollbracht hat, ist das Kreuz für uns Christen kostbar und ein Gegenstand der ehrfürchtigen Verehrung geworden. Der Apostel Paulus wollte sich mit nichts anderem rühmen als mit dem Kreuz des Herrn (Gal 6,14).
Die Größe des Kreuzes Christi besteht darin, dass ja durch das Kreuz die Erlösung des Menschengeschlechts vollbracht wurde. Am Kreuz hat „der Gerechte für die Ungerechten gelitten, um uns zu Gott zu bringen“ (1 Petr 3,18). An ihm wurde das Blut des Erlösers vergossen, das „uns von aller Sünde reinigt“ (1 Jo 1,7). Vom Kreuz erhalten wir „Kräfte zum Leben und zur Gottseligkeit“ (2 Petr 1, 3). Das Kreuz – das Werkzeug der Schande – wurde so zu einem Werkzeug der rettenden Kraft und Heiligkeit, zum Symbol des Sieges über das Böse, die Ungerechtigkeit und den Tod. Dazu hat es der Tod des Erlösers gemacht. „Vor Deinem Kreuz fallen wir nieder, und Deine heilige Auferstehung rühmen wir“, singt die Heilige Kirche.
Wodurch sollen wir den für Seine Liebe um unseretwillen Gekreuzigten Herrn verherrlichen? „Wer mir nachfolgen will“, sagt der Herr, „der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich, und folget Mir nach“ (Mt 7,14). Wenn das Maß der Göttlichen Liebe zu uns das Kreuz Christi war, dann muss auch das Maß unserer Liebe zum Erlöser gleichermaßen das Kreuz sein. Das heißt, die Ehrung des Gekreuzigten Herrn erfordert, dass wir Ihm nachfolgen, unser Kreuz mit Geduld und Glauben tragen und jene Leiden nachahmen, die Er ertragen hat. Auf das Kreuz schauend, lasst uns dem Herrn danken, Der um unseretwillen und um unseres Heiles willen gekreuzigt wurde, und lasst uns unser Kreuz im Leben ohne Klage tragen.
Wenn das Kreuz Christi das Erlösungswerk des Herrn gekrönt hat, dann liegt der Beginn dieses Werkes in dem Ereignis der Verkündigung der Allheiligen Gottesgebärerin. Es offenbarte der Welt das unbegreifliche Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes und Seine Erniedrigung zum Heil des Menschengeschlechts. „Der anfangslose Gott wird im reinen Schoß der Gottesmutter gezeugt, der unendlich Große macht sich klein. Gott wird Mensch, ohne aufzuhören, Gott zu sein“, heißt es in den Hymnen des Festes. Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass dem ersten Menschen, der von Gott abfiel, die Verheißung gegeben wurde, dass „der Same des Frau den Kopf der Schlange zertreten wird“ (Gen 3, 15). Der Zeitpunkt der Erfüllung der Verheißung war nicht festgelegt. Der Mensch musste warten. Aber nicht nur der Mensch wartete, auch Gott wartete, bis aus der Nachkommenschaft Adams ein solcher Mensch erscheinen würde, der dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes dienen konnte. Schließlich erschien im Menschengeschlecht Diejenige, Die dem Geheimnis diente und die Mutter unseres Herrn und Erlösers wurde. Ihre jungfräuliche Reinheit, ihre Hingabe an den Göttlichen Willen und ihr Vertrauen in Ihn erhoben Sie zu solcher Größe. Durch Sanftmut und Demut fand Sie Gnade bei Gott, so dass der Herr Ihre Demut ansah (Lk 1,48) und den himmlischen Boten sandte.
„Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“, antwortete die Jungfrau Maria dem Erzengel. „In dieser Antwort der Jungfrau“, so erläutert der Ausleger, „verschmolzen in eins die Stimmen all derer, die auf die Befreiung von der Sünde und dem ewigem Tod warteten. Das Mysterium der Menschwerdung Gottes hatte sich erfüllt“. Die Mutter Gottes gab die verlorene Gemeinschaft mit Gott zurück, wurde für uns zur Mutter in Gnaden, Fürsprecherin des Heils und Beistand. „Hat jemand Anteil an der Gotteserkenntnis?“, fragt der heilige Bischof Germanos, „Durch Dich, Allheilige! Ist jemand gerettet? Durch Dich, Gottesgebärerin! Wird jemand aus der Gefahr gerettet? Durch Dich, jungfräuliche Mutter! Freue Dich, Begnadete! Der Herr ist mit Dir und durch Dich mit uns.“ Lasst uns, Brüder und Schwestern, vor dem Kreuz unseres Herrn niederfallen und in geistlichen Liedern die Gottesgebärerin und Mutter des Lichts verherrlichen, durch Die Gott zu unserem Heil Fleisch angenommen hat. Amen.“
Nach Beendigung der Liturgie feierte der Klerus die Doxologie des Festes der Verkündigung der Allheiligen Gottesgebärerin und die Verehrung des Kreuzes des Herrn und wurde das Gebet zum heiligen Tichon, Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus’, gesprochen.
Erzpriester Michael Divakov gratulierte im Namen des Klerus und der Laien Erzbischof Tichon zum Tag seines Namenspatrons und überreichte ihm einen Blumenstrauß. Der Chor sang das Polychronion.
Zu seinem Namenstag gratulierten Erzbischof Tichon auch Seine Heiligkeit Patriarch Kirill, Metropolit Grigorij von Voskresensk, der Geschäftsführer des Moskauer Patriarchats, weitere Hierarchen wie Geistliche, Mönche und Laien der Diözese von Berlin und Deutschland.