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25 November 2024 - Es ist wichtig zu verstehen, dass die Barmherzigkeit das Fundament des Christentums ist, und das Gebot der Nächstenliebe in unserem Leben zu erfüllen

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Am 24. November 2024, dem 22. Sonntag nach dem Pfingstfest, feierte Erzbischof Tichon von Ruza, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Pfarrei des hl. Erzengels Michael in Göttingen.

Seiner Eminenz konzelebrierten: der Dekan des Nordbezirks und amtierende Pfarrer der Gemeinde Erzpriester Boris Ustimenko und Protodiakon Vitalyj Sadakov.

Nach dem Kommunionvers hielt Erzbischof Tichon eine Predigt über das Thema der sonntäglichen Evangelienlesung:

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Die Evangelienlesung des Tages erzählt uns davon, Brüder und Schwestern, wie ein Schriftgelehrter zu Jesus Christus kam und Ihn fragte: „Wer ist mein Nächster?“ (Lk 10, 25-37). Es ist heute schwierig, herauszufinden, wer für uns ein Nächster ist. Es ist nicht etwa schwierig, weil die Zeit schlecht ist, sondern weil wir so geworden sind – gleichgültig, teilnahmslos, egoistisch. Die gesamte Menschheit auf Erden ist heute aus verschiedenen Gründen gespalten, was es noch schwieriger macht, die Frage zu beantworten: Wer ist mein Nächster? Dabei ist diese Frage längst geklärt. Es bleibt nur, auf die Worte der Heiligen Schrift zu achten und aus ihr wie aus einer Quelle alles das zu schöpfen, was notwendig ist für das Heil der Seele und das ewige Leben.

Dieser Schriftgelehrte, so haben wir heute gehört, fragte Jesus Christus, um Ihn in Versuchung zu führen: „Meister! Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“. – „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“, war die Antwort des Herrn. Daraufhin fragte der Schriftgelehrte, der sich rechtfertigen wollte, dass er diese Hauptgebote kenne, und er fragte: „wer sein Nächster?“ sei. Bei dieser Frage ging das alttestamentliche Israel nicht über sein eigenes Volk hinaus. Unter „Nächster“ verstand man nur einen Israeliten, und deshalb galt die Liebespflicht der Israeliten auch nur für ihre eigenen Landsleute. Samaritern und anderen Völkern gegenüber verhielten sich die Israeliten mit Verachtung, da sie sie als unrein ansahen.

Der Herr antwortete dem Schriftgelehrten und erzählte ein Gleichnis von einem Mann, der von Jerusalem nach Jericho reiste und in die Hände von Räubern fiel, verwundet und ausgeraubt wurde. Zuerst gingen an dem Verletzten ein Levit und dann ein Priester gleichgültig vorbei, und erst ein Fremdstämmiger, ein Samariter, sah den Verwundeten und erwies ihm Hilfe. Der scheinbar am weitesten entfernte Mensch wurde zum allernächsten, weil er Barmherzigkeit zeigte und den Mann rettete. „Wer von den dreien war der Nächste für den, der unter die Räuber gefallen war? – Was denkst du?“ – fragte der Herr den Schriftgelehrten. Und seine Antwort war: „Der, der ihm Barmherzigkeit erwiesen hat.“ Da sagte Jesus zu ihm: „Geh hin, tu dasselbe.“

Mit diesem Gleichnis sagt uns der Herr, was es bedeutet zu „lieben“ und wie weit die Liebe gehen muss. Niemand wird durch bloße Kenntnis des Willens Gottes gerettet, sondern indem er ihn erfüllt. Wenn wir unser Leben betrachten, werden wir sehen, dass wir in ihm oft verletzten Menschen begegnen, die Hilfe brauchen, ein freundliches Wort, eine teilnehmende Haltung. Es ist die Pflicht eines Christen, allen Menschen Gutes zu tun. Und vom christlichen Standpunkt kommt es nicht auf die Größe der Hilfe an, sondern auf die Herzensbewegung, auf die Bereitschaft, die Aufmerksamkeit, mit der die Hilfe geleistet wird. „Das wahre Maß der Verwandtschaft, das die Menschen und Völker wirklich vereint und zusammenführt, ist nicht so sehr Blut, sondern Nächstenliebe. Das Unglück des einen und die Barmherzigkeit des anderen Menschen machen sie mehr zu Verwandten und Nächsten als das Blut von Geschwistern. … Geistige Zwillinge, die geboren werden, wenn Unglück und Barmherzigkeit aufeinandertreffen, bleiben Brüder in Ewigkeit“, sagt der heilige Bischof Nikolaj von Serbien.

Es ist also wichtig zu verstehen, Brüder und Schwestern, dass die Barmherzigkeit das Fundament des Christentums ist, und das Gebot der Nächstenliebe in unserem Leben zu erfüllen. Die Liebe eines Christen sollte einem jedem Menschen entgegengebracht werden, den Gott uns auf unserem Lebensweg begegnen lässt. Es gibt viele Anlässe für Nächstenliebe und Barmherzigkeit in unserem Leben. Bemühen wir uns, dem barmherzigen Samariter nachzueifern. Denken wir daran, dass unser Nächster derjenige ist, der uns auf unserem Lebensweg begegnet, der unsere Fürsorge und Hilfe braucht. Beeilen wir uns, gute und gottwohlgefällige Taten zu tun, wie der Herr es uns aufgetragen hat. Lasst uns lieben „nicht in Wort und Zunge, sondern in der Tat und der Wahrheit“ (1 Jo 3,18). Amen.“

Nach der Entlassung aus der Liturgie wurde vor der Ikone des heiligen Erzengels Michael die Doxologie gefeiert; dabei sang der Chor das Troparion, das Kondakion und den Lobpreis zu den heiligen Erzengeln und Engeln. Dann beglückwünschte der Erzhirte den Klerus und die Gemeindemitglieder zu ihrem Patronatsfest, der Synaxis des Erzengels Michael und aller unkörperlichen Himmelskräfte, das am 21. November gefeiert wurde.