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12 Oktober 2023 - Glaube, Hoffnung, Liebe

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Glaube, Hoffnung, Liebe

Am 30. September 2023, dem Samstag nach Kreuzerhöhung und Festtag der heiligen Martyrerinnen Glaube, Hoffnung, Liebe (Vera, Nadežda , Ljubov’) und ihrer Mutter Sophia, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Gemeinde von Bad Reichenhall. Nach dem Kommunionvers wandte sich Erzbischof Tichon mit einer erzhirtlichen Ansprache an die Gemeinde:

„Über das Leben der heiligen Martyrerinnen Glaube, Hoffnung, Liebe und ihrer Mutter Sophia, deren Gedenken die Kirche heute feiert, ist ebenso wenig bekannt wie allgemein über das Leben der Martyrer der ersten Jahrhunderte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in den Zeiten schrecklicher Christenverfolgungen so viele von ihnen gelitten haben, dass es nicht möglich war, die Großtaten aller ausnahmslos schriftlich festzuhalten. Dennoch sind in Form von kurzen Zeugnissen einige Viten von Menschen, die für den Glauben an Christus gelitten haben, die in den Martyrerakten enthalten sind, bis in unsere Zeit gelangt. Die Kirche bewahrt sie als eine Art Schatz auf und gibt sie durch die Jahrhunderte weiter nicht nur als Geschichte der Taten, sondern auch als Geschichte der Heiligkeit.

Es ist bekannt, dass die leiblichen Schwestern Glaube, Hoffnung und Liebe von ihrer frommen Mutter Sophia im christlichen Glauben erzogen wurden und im zweiten Jahrhundert in Rom unter Kaiser Hadrian leiden mussten. Als Sophia mit ihren Töchtern vor Gericht gestellt wurde, wandte sie sich im Gebet an Gott, Er möge sie nicht verlassen und ihnen helfen, Folter und Tod nicht zu fürchten. Nachdem sie sich und ihre Kinder dem Willen Gottes anvertraut hatte, erschienen die fromme Mutter und ihre Töchter zum Gerichtsprozess. Sie bekannten ihren Glauben an Christus, sagten sich trotz der Qualen nicht von Ihm los, und eine nach der anderen wurde vor den Augen ihrer um ihretwillen mitleidenden Mutter durch das Schwert niedergestreckt. Am dritten Tag, nachdem sie ihre Töchter begraben hatte, verstarb auch die Mutter selbst als unblutige Martyrerin.

Wer mag nicht staunen, Brüder und Schwestern, über die Standhaftigkeit der heiligen heranwachsenden Mädchen, die nichts vom Glauben an Christus abbringen konnte? Es ist offensichtlich, dass nur die Gnade Gottes sie in den Leiden so stärken konnte. Dabei täuschen wir uns sicher nicht, wenn wir sagen, dass ihre Treue zu Christus von der christlichen Erziehung abhing, die sie von ihrer Mutter erhalten hatten. Für uns ist es wichtig zu wissen, wie die alten Christen ihre Kinder erzogen, die sich als so Gott ergeben erwiesen, dass keine Martern ihren Glauben und ihre Liebe zu Ihm erschüttern konnten. Worin aber bestand diese Erziehung?

Vor allem bemühten sich die ersten Christen, ihren Kindern die Kenntnis des wahren Gottes einzuprägen. Diese haben den Namen Jesu Christi mit der Muttermilch aufgesogen. Ein christlicher Junge wurde einmal gefragt, woher er die christliche Lehre von dem Einen Gott kenne. „Von meiner Mutter, und sie von Gott“, antwortete der Junge. „Als ich mit der Muttermilch genährt wurde, habe ich gelernt, an Christus zu glauben“. Das erste Lehrbuch für Kinder war die Heilige Schrift. „Wenn ihr wollt“, raten die Heiligen Väter, „dass eure Kinder euch zuhören, dann erzieht sie dazu, auf das Wort Gottes zu hören und das zu sagen, was in den Kindern die Gottesfurcht bewahrt. Eine wichtige Lektüre waren nach dem Wort Gottes daher in der Rus’ die Lebensbeschreibungen der Heiligen.

Einen Großteil der Zeit, Brüder und Schwestern, verbrachten die Christen im Gebet und lehrten ihre Kinder zu beten. Sie begannen und beendeten damit all ihre Tätigkeiten und Werke. Sie verrichteten es, wenn sie ihre Kinder unterrichteten, wenn sie arbeiteten, wenn sie sich zu Tisch setzten, wenn sie das Haus verließen, wobei sie sich immer mit dem Kreuzzeichen schützten. Sie hielten ihre Kinder von allem Unkeuschen fern, erlaubten ihnen nicht, bei Schaustellereien anwesend zu sein, gaben ihnen keine Tragödien, Komödien und Ähnliches zu lesen, hüteten sie vor lasterhaften Menschen, lehrten sie Bescheidenheit. Mit anderen Worten: Die Eltern erzogen ihre Kinder nach den Regeln des christlichen Lebens und gaben ihnen selbst ein Vorbild der Frömmigkeit. Das Leben der Eltern war, nach den Worten des seligen Hieronymus, ein besseres Beispiel als ihre Worte. Mit Bildung und Erziehung beschäftigten sie sich selbst und schätzten die Jahre der Kindheit als die besten Jahre, in denen die Grundlagen der geistlichen Erziehung gelegt werden.

Die Erziehung der Kinder erweist sich heute, Brüder und Schwestern, als eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben. In erster Linie von den Eltern, aber auch von den Pädagogen und Erziehern, hängt es hauptsächlich ab, ein Kind richtig zu erziehen, ihm Bildung zu geben, den Glauben an Gott zu stärken, es nach den moralischen Werten heranwachsen zu lassen. Ich möchte auch den Großmüttern und -vätern wünschen, dass sie, ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihre Gebrechen, versuchen, den Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu helfen. Eure Lektionen sind um so viel wertvoller als diejenigen, die in Kindergärten, Schulen oder Universitäten gelehrt werden. Sie machen die Kinder um Jahre klüger und vollkommener als ihre Altersgenossen. Lasst uns in unserer unruhigen Zeit besonders für die Kinder beten, dass der Herr den Eltern hilft, die Kinder für das ewige Leben, für das Himmlische Königtum zu erziehen. Amen.“