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12 Februar 2024 - Gott ist immer mit uns, vor allem dann, wenn ein Mensch Not erduldet und sich mit einer Bitte an Ihn wendet

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Am 11 Februar 2024, dem 36. Sonntag nach dem Pfingsten, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland die Göttliche Liturgie in der Kathedrale der Auferstehung Christi in Berlin. Am Tag zuvor hatte der Erzbischof den Gottesdienst der Allnächtlichen Vigil in der Kathedrale geleitet.

Seiner Eminenz konzelebrierten Erzpriester Michail Diwakow, Erzpriester Georgij Antonuk, Priester Maxim Yudakow, Erzdiakon Witalij Sadakow, Erzdiakon Archil Chkhikvadze.

Bei der Inständigen Litanei wurden Bitten und Gebete für den Frieden im Heiligen Land gesprochen.

Nach dem Kommunionvers hielt Erzbischof Tichon eine erzhirtliche Ansprache:

«Das Evangelium des Tages lehrt uns, Brüder und Schwestern, dass das Gebet, verbunden mit dem Glauben an Gott, von Ihm eine große Gunst bitten kann. Eine kanaanäische Frau war verzweifelt: Ihre Tochter war von einem bösen Geist besessen. Kummer quälte die Seele der liebenden Mutter, und sie wusste nicht was zu tun. Doch da hörte sie, dass in Judäa ein großer Wundertäter erschienen war, Dessen Wort Kranke heilte und Tote erweckte. Ihr Herz brannte vor Verlangen, Ihm zu Füßen zu fallen und von Ihm die Heilung ihrer unglücklichen Tochter zu erbitten. Unverzüglich eilte sie zu Demjenigen, auf Den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatte. Überwältigt vom Unglück, eilte sie zum Heiland und sagte: „Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids, meine Tochter ist grausam von einem Dämon besessen“ (Mt 15,22). Doch der Herr antwortete nichts auf ihre Bitte und setzte schweigend Seinen Weg fort.

Das Schweigen des Heilands entmutigte sie nicht, sondern ließ sie noch eindringlicher den Herrn bitten. „Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids“, rief sie aus. Das verstärkte Flehen der Kanaanäerin veranlasste nun die Jünger Jesu Christi, sich an Ihn mit der Bitte zu wenden: „Lass sie gehen, denn sie schreit hinter uns her“ (Mt 15,23). Auf diese Fürsprache hin folgte zwar eine Antwort des Herrn, die jedoch wiederum nicht im Sinne der unglücklichen Mutter war. „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (Mt 15,24), sagte der Heiland. Die betrübte Mutter hörte diese Antwort, ließ sich aber nicht entmutigen. Unterstützt durch die Fürsprache der Apostel eilte sie vorwärts, fiel dem Heiland zu Füßen und begann mit noch größerer Kraft zu rufen: „Herr, hilf mir“. Doch die Antwort des Herrn auf diese Bitte erfolgte noch strenger: „Es ist nicht gut, das Brot der Kinder wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen“ (Mt 15,26).

Man kann sich vorstellen, Brüder und Schwestern, wie stark diese strengen Worte des Heilands das Herz der Mutter getroffen haben müssen. Man könnte denken, dass sie, als sie hörte, dass ihr die Hilfe verweigert wurde, fortgehen würde, aber das tat sie nicht. Mit erstaunlicher Demut sagte sie zum Heiland: „Ja, Herr, aber auch die Hunde essen von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen“ (Mt 15, 27). Die Kanaanäerin schien zu sagen: „Ich bin eine Heidin, eine Sünderin, aber ich erbitte von Dir Barmherzigkeit, wirf mir, wie einem Hund, wenn auch nur Brosamen hin, schenke mir, die ich untröstlich bin, irgendetwas von Deiner Barmherzigkeit. Denn auch Hunde fressen von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Eine größere Demut, einen größeren Glauben konnte man unmöglich verlangen, daher lobte der Heiland laut ihren Glauben: „O Frau, groß ist dein Glaube, es geschehe nach deinem Wunsch“ (Mt 15,28). Das nur hatte sich die unglückliche Mutter gewünscht, dass ihre Tochter in eben derselben Minute geheilt würde. So erbat durch die Kraft ihres Glaubens und Gebets die Kanaanäerin um die Heilung ihrer Tochter von der schweren Krankheit.

Manchmal scheint es, Brüder und Schwestern, dass der Herr uns nur langsam erhört und zu Hilfe kommt. Aber Er ist immer mit uns, vor allem dann, wenn ein Mensch Not erduldet und sich mit einer Bitte an Gott wendet. Dann rettet das Gebet, verbunden mit Glauben und Vertrauen auf Gott, den Menschen. Es gibt nichts, sagt der ehrwürdige Joannes Klimakos, was der Macht des heiligen Gebets widerstehen könnte. So wich das Meer der Kraft des Gebetes, als der Prophet Mose im Gebet zum Herrn rief, mit seinem Stab auf das Meer schlug und es zerteilte, so dass auf dessen Grund sich der Weg öffnete, auf beiden Seiten von Wasserwänden umschlossen, und das israelitische Volk vor den Verfolgern errettet wurde (Ex 14,22). Ein anderes, nicht minder schreckliches Element, das Feuer, wich vor der Kraft des Gebets und Glaubens an Gott, als die drei frommen Jünglinge in den Feuerofen geworfen wurden (Dan 3, 94). Vor der Kraft des Gebetes und des demütigen Vertrauens auf Gott wichen schreckliche Tiere, todbringende Plagen und Krankheiten, so dass keine Spur von ihnen übrig blieb

Welche Lehre sollen wir, Brüder und Schwestern, aus der Lesung des Evangeliums über die kanaanäische Frau ziehen? Wir sollten uns nicht entmutigen lassen und noch weniger verzweifeln. Da wir die große Macht des Gebets kennen, ist es unerlässlich, nach dem Wort des Apostels, unablässig zu Gott zu beten (1 Thess 5,17), sowohl in froher Stimmung des Geistes wie auch, wenn wir von Sorgen und Krankheiten geplagt werden. Der Herr wird uns mit Seiner Barmherzigkeit nicht verlassen, führt uns durch Prüfungen zum Wohl unserer Seele. Ein Heiliger hatte viel zu kämpfen, heißt es im Paterikon, ertrug Trübsal, die Angriffe von Dämonen, und als er am Ende nicht mehr konnte, wandte er sich an Gott: „Herr, wo bist du? Es ist so schwer für mich.“ Der Herr erschien ihm und sagte: „Ich stand neben dir und schaute auf dein Tun. Wenn es für dich unerträglich schwer war, wisse, Ich habe dich getragen in meinen Armen.“ So errettet auch uns, Brüder und Schwestern, der Herr in der Zeit der Prüfungen unseres Glaubens und unserer Treue nicht nur aus den Nöten, sondern tröstet uns auch und trägt uns auf Seinen Armen, indem Er unsere Leiden lindert zu unserem Heil. Lassen wir uns daher nicht entmutigen und uns dem Kummer hingeben. Setzen wir unser Vertrauen auf den Herrn, beten wir und nehmen Mühe um Mühe auf uns um des ewigen Heiles willen. Amen.“