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27 Januar 2021 - Hirtenwort von Erzbischof Tichon von Podolsk am 33. Sonntag nach Pfingsten, Sonntag nach Theophanie

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Das Fest der Taufe des Herrn, das in der Antike am gleichen Tag wie das Fest der Geburt Christi unter einem Namen gefeiert wurde, dem der Theophanie (Gotteserscheinung), geht weiter. Während das Geheimnis der Geburt Christi, des Erlösers, in die Welt nur Wenigen offenbart wurde, zeigte das Ereignis der Taufe des Herrn der ganzen Welt den erwarteten Messias, Gott und Erlöser. In der heutigen Evangelienlesung, Brüder und Schwestern, wird davon verkündet, wie sich der Herr nach Seiner Taufe und der Versuchung durch den Teufel in der Wüste von Nazareth in die Küstenstadt Kafarnaum zurückzog, zu den Heiden in Galiläa, wie es der Prophet Jesaja 700 Jahre vor Christi Geburt prophezeit hatte. „Das Volk, das in der Finsternis saß, sah ein großes Licht, und denen, die im Land und im Todesschatten saßen, ging ein Licht auf“ (Mt 4,16; Jes 9,2).

Die Finsternis, die in dieser Prophezeiung erwähnt wird, ist nach den Auslegern eine geistliche Finsternis, die Finsternis der Unwissenheit über den wahren Gott, das Dunkel des Aberglaubens und des Götzendienstes. Vor dem Erscheinen des Erlösers Christus auf Erden waren alle Götzendiener in diese geistliche Finsternis gehüllt, in Schlechtigkeit und Ausschweifung versunken und von ihrem verdunkelten Verstand und verdorbenen Herzen geleitet. Die Menschen kannten ihren Schöpfer nicht und gaben statt Ihm allerlei Geschöpfen die Ehre (Jer 2,27). Ihr böses und verdorbenes Leben war wie das von verstandlosem Vieh. Sie irrten sich schwer in ihrem Glauben an Gott ebenso wie sie sich in ihrem eigenen Selbst irrten und dachten, ihr Ziel sei es, weltliche Güter zu genießen, ohne sich ihrer hohen Würde und Vorherbestimmung bewusst zu sein.

Deshalb begann der Herr Seine Predigt, Johannes dem Täufer folgend, mit einem Aufruf zur Buße. „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Mt 4,17). „Was könnte das erste Wort des Erlösers an die Sünder sein“, sagt der heilige Johannes von Kronstadt, „als das der Buße und des Bekenntnisses der Schuld vor dem allheiligen Gott? Welches Wort könnte zuerst an diejenigen gerichtet werden, die von Gott abgewichen sind, als die freudige Botschaft vom Nahen des Reiches Gottes? Der Mensch, der seiner Seele nach unsterblich und seinem Körper nach mit der Fähigkeit zur Unsterblichkeit geschaffen wurde, war durch seine eigene Schuld in Tod, Zerstörung und Verderben gefallen. Jetzt, nachdem dem Menschen mit dem Kommen Christi, des Erlösers, die Möglichkeit zur Rechtfertigung, zur Heiligung und Unsterblichkeit gegeben wurde, muss seine Rechtfertigung durch die Buße für die Sünden vollzogen werden.“

Was bedeutet es, Buße zu tun? Buße tun bedeutet, zu bekennen, seine Sünden zu bereuen, sie hinter sich zu lassen und nicht mehr zu ihnen zurückzukehren. Buße besteht darin, sich seiner Sünden bewusst zu werden, sie zu bedauern, sie vor Gott zu bekennen, mit dem Entschluss und dem Versprechen, nicht mehr zu sündigen. Um alle Arten von Sünden und Gedanken zu erkennen, ist es nach dem Rat der heiligen Väter nützlich, sich im Gehäuse der eigenen Seele zurückzuziehen, sich selbst zu prüfen und täglich vor Gott seine Übertretungen zu bereuen. „Nichts sollte auch nur für eine Stunde ungeheilt gelassen werden“, sagt der ehrwürdige Theodoros Studites, „denn der Tod ist ein Dieb, und wir wissen nicht, in welcher Stunde der Dieb kommt … und unvorbereitet den Körper zu verlassen ist sehr gefährlich und so vor dem Gericht Christi zu erscheinen ist sehr furchterregend“.

Der Herr will das Heil für jeden Menschen und ruft jeden zur Umkehr und zum Heil bis zum letzten Augenblick seines Lebens. Wie damals, so klopft auch heute der Herr an die Tür des Herzens eines jeden Menschen. „Tut Buße!“, sagt er. „Ändert euch. Schauet euch selbst genau an, eure Lebensweise, eure Denkweise. Untersucht sie gründlich. Leistet Wiedergutmachung für eure Sünden, und Ich werde euch heilen. Meinen Frieden werde Ich in eure Seelen pflanzen und euch zu Erben Meines Reiches machen.“ Nutzen wir, Brüder und Schwestern, das große Geschenk des Mysterions der Heiligen Buße. Erinnern wir uns daran, dass die Buße in uns das Bild und Gleichnis Gottes wiederherstellt, wahre Freiheit des Geistes schenkt und im Herzen des Reumütigen das himmlische Königtum verwirklicht (Mt 4,17), von dem Christus spricht, das Königtum der Wahrheit, des Friedens und der Freude, das Königtum Christi. Und egal, wie oft wir bei irgendeiner Gelegenheit in Sünde gefallen sind, lasst uns nicht in Verzweiflung fallen, lasst uns zur Buße eilen und durch die Gnade und Erbarmungen des menschenliebenden Gottes gerettet werden. Amen.