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11 März 2022 - Lasst uns alle Bosheit abwerfen, die Beleidigungen vergessen und einander aufrichtig vergeben, dann wird auch uns der Herr vergeben

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6. März 2022 – Erzbischof Tichon feierte am Sonntag des Käseverzichts die Göttliche Liturgie in der Auferstehungskathedrale in Berlin. Nach der Inständigen Ektenie wurde das Gebet für den Frieden in der Ukraine gelesen und nach dem Kommunionvers wandte Erzbischof Tichon sich mit einem erzhirtlichen Wort an die Teilnehmer des Gottesdienstes.

Am Vorfeld der Fastenzeit, Brüder und Schwestern, widmet die Heilige Kirche den heutigen Sonntag dem Gedenken an die Vertreibung Adams aus dem Garten Eden. „Und Gott, der Herr, sandte Adam aus dem Garten Eden heraus, damit er das Land bebaue, aus dem er genommen war; und stellte im Osten beim Garten Eden einen Cherubim und ein flammendes Schwert auf, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen“ (Gen 3,23-24). Tief betrübt sitzt Adam an den Türen des Paradieses und vergießt Tränen der Reue. Er ist betrübt darüber, dass er Gottes Gebot gebrochen und sich der Freude, Gott zu sehen, beraubt hat. Die heilige Überlieferung berichtet, dass Adam sechshundert Jahre lang seine Sünde betrauerte, bevor sich sein Gewissen beruhigt hatte und er von Gott die Zusicherung erhielt, dass ihm seine Sünde vergeben wurde.

Warum erinnert uns die Kirche an den Sündenfall und die Reue des Vorvaters Adam? Deshakb, weil sie uns den ganzen Schrecken der Sünde zeigen will, die den Tod trägt (1. Kor 15:56), und das Heilmittel der Rettung von ihr, die heilige Umkehr. Gleich wie Adam beraubt die Sünde, die ihn des Paradieses beraubte, auch uns der ewigen Glückseligkeit und der Freude in Gott. Wie Adam befinden wir uns alle im gleichen Zustand des Sündenfalls und somit außerhalb des Lebens, außerhalb der Liebe, außerhalb der Gnade Gottes, außerhalb des Erbarmens, mit dem Gott uns so großzügig beschenkt hat, indem Er uns die Freude des Lebens und der Unsterblichkeit schenkte. Wie Adam ist auch für uns der Weg der Umkehr zu Gott nur einer – er erfolgt durch aufrichtige Reue über die Sünden, durch Tränen der Zerknirschung und durch Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Die Buße ist nach den Worten der Kirchenväter das rettende Mittel und die Leiter, die dorthin führt, von wo wir gefallen sind.

Aber zur aufrichtigen Buße, Brüder und Schwestern, sind wir fähig durch die Gnade Gottes, sie können wir nur dann darbringen, wenn wir einander um Vergebung bitten und uns mit unseren Nächsten versöhnen. Genau deshalb wird der heutige Sonntag in der Sprache der Kirchenordnung Vergebungssonntag oder Tag der allgemeinen Vergebung genannt. Vor dem Beginn der Großen Fasten ruft die Heilige Kirche uns alle zur gegenseitigen Vergebung der Ungerechtigkeiten und zur Versöhnung auf. Der Herr selbst sagt, dass Er uns in dem Fall verzeihen wird, dass wir unseren Nächsten verzeihen. „Wenn ihr den Anderen ihre Versündigungen vergebt, wird euch euer Himmlischer Vater auch vergeben“ (Mt 6:14). Ohne dies wird unser Fasten fruchtlos sein, auch das Gebet wird kraftlos bleiben, werden alle anderen Taten vergeblich sein.

Möge der heutige Sonntag für uns wirklich einer der Vergebung sein. Lasst uns alle Bosheit abwerfen, allen Groll und alle Schlechtigkeit, lasst uns die Beleidigungen vergessen und einander aufrichtig vergeben, dann wird auch uns der Herr vergeben. Lasst uns immer daran denken, dass die Pforten des himmlischen Königtums und die Pforten der Buße ein und diesselben Pforten sind. Lasst uns beten und den Herrn bitten, dass Er uns die Buße Adams, die Zerknirschung über die Sünden und die Klage Adams schenke, damit wir, unserem Vorvater gleich, die Freude der Gottesgemeinschaft wiedererlangen und und mit allen Seinen Heiligen zu Erben des Ewigen Lebens mit Gott werden. „Barmherziger Gott, sei mir, dem Gefallenen, gnädig.“ Amen.