• ru flag
  • de flag

14 April 2023 - Lasst uns dem Herrn unsere aufrichtige Reue über unsere Sünden darbringen

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Lasst uns dem Herrn unsere aufrichtige Reue über unsere Sünden darbringen

Vom 10. bis 12. April 2023, am Montag, Dienstag und Mittwoch der Leidenswoche, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, in der Kathedrale der Heiligen Auferstehung in Berlin den Morgengottesdienst, die Stunden mit der Lesung des Evangeliums und die Liturgie der Vorgeheiligten Gaben.

Am Großen Mittwoch wandte sich Erzbischof Tichon am Ende der Liturgie mit einer erzhirtlichen Ansprache an die Teilnehmer des Gottesdienstes:

„Die heutige Evangelienlesung, Brüder und Schwestern, erzählt uns von zwei Ereignissen, die sich im Leben des Herrn ereigneten und derer die Kirche am Großen Mittwoch gedenkt. Das erste Ereignis ist die Tat der sündigen Frau, die Christus den letzten Liebesdienst zu Seinen Lebzeiten erwies. Als sie erfahren hatte, dass der Herr im Hause Simons des Aussätzigen weilte, warf sie sich dem Erlöser mit Tränen der Reue zu Füßen und begann kostbares Myron auf Sein Haupt zu gießen. Die heiligen Väter sagen, dass sie damit genau dem vorauseilte, was einige Tage später Nikodemus, der heimliche Jünger des Herrn, tun würde, als er den leblosen Körper Christi, der vom Kreuz herabgenommen worden war, mit Wohlgerüchen salbte.

Da die Jünger die Vergeudung des kostbaren Myron sahen, waren sie entrüstet. Wozu eine solche Vergeudung, fragten sie sich und verrieten laut ihre Gedanken (vgl. Mt 26,8). Einer von ihnen, Judas, klagte scheinheilig, man hätte doch das Myron verkaufen und das Geld für die Armenhilfe der verwenden können. Doch der Herr, der in die Herzen schaut, unterbricht die Gedanken der Jünger und sagt offen, wie zu Judas selbst: „Warum beschämt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk für Mich getan; denn ihr habt Arme immer bei euch, aber Mich habt ihr nicht immer. Sie hat dieses Myron auf meinen Leib ausgegossen; sie hat mich für das Begräbnis bereitet“ (Mt 26,10-12). Die Jünger überdachten die Worte des Herrn. Judas aber beschloss schließlich, seinen Meister zu verraten – und dies ist das zweite Ereignis, dessen die Kirche heute gedenkt.

Was hat Judas motiviert? Der Wunsch, den Armen zu helfen? – Nein. „Er sagte das nicht, weil er sich um die Armen sorgte“, vermerkt der Evangelist, „sondern weil er ein Dieb war. Er hatte die Geldkiste bei sich und nahm sich, was hineingelegt wurde“ (Jo 12,6). Von Geldgier gepackt, lief er eilig zu den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, den Feinden Jesu Christi, und verriet den Herrn für dreißig Silberlinge. Aber wurde Judas das vorenthalten, was die anderen Jünger hatten? – Nein. Wie sie war er Zeuge der Wunder, die Christus verrichtete, teilte mit Ihm Seine Freuden und Leiden. Und trotzdem beging er Verrat. Doch als er sah, dass er unschuldiges Blut vergossen hatte, warf er die Silberstücke vor den Opferaltar, ging hin und erhängte sich. Judas starb als Widersacher Gottes, und er starb nicht nur, weil er den Herrn verraten hatte, sondern weil er durch die Sünde des Verrats sich losgesagt hatte vom Glauben an die Möglichkeit der Vergebung.

Wenn wir uns dieser Ereignisse im Leben des Herrn erinnern, Brüder und Schwestern, lasst uns von der sündigen Frau aufrichtige Reue lernen. Anstelle des kostbaren Myrons wollen wir Gott unser Leben darbringen, voll von Werken der Liebe und der Barmherzigkeit. Die Kirche warnt uns davor, bei der Verurteilung des Vergehens des Judas in die Sünde der Anmaßung zu verfallen, sondern uns stets unserer eigenen Schuld bewusst zu sein. Während sie die Reue des Judas verurteilt, bittet die Kirche in unserem Namen den Herrn: „Erbarme dich unserer Seelen, Christus Gott, und rette uns!“ „Es ist wichtig, sich bewusst zu machen“, sagt der Ausleger, „dass alle Zeilen der gottesdienstlichen Texte, die gegen diejenigen gerichtet sind, die zur Kreuzigung Christi beigetragen haben, in gleichem Maße auch für uns alle gelten, da sie uns die Frage stellen: Verraten wir nicht vielfältig Christus durch unsere eigene Sündhaftigkeit und liefern Ihn in unseren eigenen Herzen der Kreuzigung aus?“

Darum lasst uns, Brüder und Schwestern, dem Herrn, der um unseres Heiles willen freiwillig zu den Leiden und in den Tod geht, unsere aufrichtige Reue über unsere Sünden darbringen und in allem geleitet vom Gesetz Gottes handeln. Wenden wir uns inständig zu Gott, dass Er uns helfen möge, im Guten gestärkt zu werden und Ihm die Treue zu wahren bis zum Ende unserer Tage, bis zu unserem letzten Atemzug, was uns auch immer für Prüfungen, Nöte und Bedrängnisse auf unserem Lebensweg begegnen mögen. Lasst uns Gott für alles danken. „Ehre, Herr, Deinem Leiden! Ehre, Herr, Deinem ehrwürdigen Kreuz. Zeige uns auch Deine glorreiche Auferstehung! Amen.“