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31 Oktober 2023 - Lasst uns mit allen Kräften danach streben, alles zu erfüllen, was uns unser Herr Jesus Christus sagt

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Am 29. Oktober 2023, am 21. Sonntag nach dem Pfingstfest, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Gemeinde zu Ehren der Heiligen Märtyrer Andrian und Natalia in Stade.

Nach dem Kommunionvers hielt Erzbischof Tichon die Predigt über das Thema der sonntäglichen Evangelienlesung:

„Unser Herr Jesus Christus, Brüder und Schwestern, hat, wenn Er sich mit einem Wort des Trosstes an das Volk wandte, oft Gleichnisse verwandt. Dabei handelt es sich um allegorische Bilder, als deren Grundlage die allereinfachsten, allen verständlichen Gegenstände aus dem alltäglichen und gewöhnlichen Lebens dienen; aber alle Gleichnisse tragen in sich einen geistlichen Sinn und eine geistliche Bedeutung. So spricht das heutige Gleichnis des Evangeliums vom Sämann und der Saat davon, wie wir das Wort Gottes hören und aufnehmen sollen (Lk 8,4-15).

„Ein Sämann ging hinaus, um seinen Samen zu säen“, heißt es in dem Gleichnis, „und als er den Samen aussäte, fiel einiges davon an den Straßenrand, wurde zertrampelt und die Vögel pickten es auf. Anderes fiel auf steinigen Boden und als es aufkeimte, verdorrte es aus Mangel an Feuchtigkeit. Ein dritter Same fiel zwischen die Dornen, wuchs auf, aber die Dornen erstickten ihn. Nur der Same, der auf guten Boden fiel, ging auf und brachte reiche Frucht.“

Den Sinn des Gleichnisses hat der Herr Selbst erklärt. Der Sämann ist Gott, der Same – das Wort Gottes, das Feld – die ganze Menschheit. Wie ein Same, so trägt auch das Wort Gottes in sich die Grundlagen des wahren Lebens, und Gott offenbart Sich Selbst in Seinem Wort. Das Wort Gottes kann von den Menschen, die es hören, unterschiedlich aufgenommen werden. Wir können der zertrampelte Weg sein oder der Ort, an dem die Saat schnell aufgeht, aber dann verdorrt. Wir können diejenigen sein, die den Samen aufnehmen, aber die Dornen der weltlichen Sorgen ersticken ihn. Und schließlich gibt es das Wort, das auf guten Boden gesät wird. Die vier Böden, die vier Arten von Veranlagungen der menschlichen Herzen bezeichnen die Vielfalt der Menschen in der Welt.

Das Gleichnis des Herrn ermutigt uns, öfter in unser Herz zu schauen, damit wir uns nicht als unfähig erweisen, die Saat des Wortes Gottes zu empfangen und zu nähren. Es ermutigt uns, auf den inneren Zustand der Seele zu achten. Beachten wir die abschließenden Worte des Gleichnisses, nämlich: „Die auf guten Boden fallen, das sind die, die, wenn sie das Wort hören, es in einem guten und reinen Herzen bewahren und in Geduld Frucht bringen.“ Der Herr weist darauf hin, dass wir, die wir Sein Wort hören, dieses Wort zunächst aufnehmen, es dann aber in einem „guten und reinen Herzen“ bewahren müssen.

Wer das Wort Gottes hören, es verstehen und Frucht bringen will, muss sein Herz für den Herrn vorbereiten durch das Vertrauen darauf, was der Herr sagt. Die Heiligen Väter raten, dass wir, bevor wir anfangen, das Wort Gottes zu lesen, sehen sollen, wohin das Wort uns führt. Das heißt, wir sollen darauf achten, wie wir zuhören, damit wir nicht das verlieren, was wir haben. Der Herr selbst gebietet uns, aufmerksam zu sein beim Hören des Wortes Gottes. „Wer Ohren hat zu hören, der höre“ (Lk 8,8), sagt Er. Das heißt, jeder von uns soll sich bemühen, den verborgenen Sinn des Wortes Gottes zu erkennen, und daran denken, dass seine Tiefe sich uns auftut, wenn wir beginnen, es mit unserem ganzen Leben zu lesen.

Lasst uns mit allen Kräften, Brüder und Schwestern, danach streben, alles zu erfüllen, was uns unser Herr Jesus Christus sagt. „Meine Worte sind das ewige Leben“ (Jo 12,50), sagte Er. In Seinen Worten sind eingeschlossen die Gnade und jene Liebe, die Gott zum Menschen hat. Im Wort Gottes ist eingeschlossen das Geheimnis des ewigen Lebens. Deshalb lasst uns unsere dürstende Seele mit dem Göttlichen Wort nähren und uns daran erinnern, dass nach dem Wort des Herrn diejenigen selig sind, die das Wort Gottes hören und es erfüllen (Lk 6,47). Gott schenke uns allen, Brüder und Schwestern, ein geistliches Ohr, auf dass wir immer aufmerksam sind und den Herrn hören, der für alle das ewige Heil will. Amen.“