19 April 2017 - Osterbotschaft des Erzbischofs von Berlin und Deutschland Feofan
Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod;
Und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde,
so sollen auch wir wandeln im erneuerten Leben.
(Röm 6,4)
Verehrte Väter, liebe Brüder und Schwestern!
In dieser heiligen, ganz festlichen und heilbringenden Nacht wenden wir uns immer wieder freudig zueinander mit dem lebensbegründenden Gruß, auf dem unsere Kirche steht und gegründet ist:
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!
Die Auferstehung Christi ist das bedeutendste Ereignis in der Geschichte der göttlichen Heilsökonomie. Angefangen von den Aposteln und bis zum heutigen Tag haben viele Theologen, kirchliche Denker und Schriftsteller sich bemüht, die visionäre Tiefe und die Größe des Sinns dessen auszudrücken, was vor fast 2000 Jahren in Jerusalem geschehen ist. Freilich beugt sich jedes Mal, wenn wir uns der Grabeshöhle Christi nähern, der beschränkte menschliche Verstand demütig vor dem Wunder und Geheimnis des neutestamentlichen Pascha. Aber die Heilige Schrift und die gottinspirierten Texte der heiligen Väter helfen uns, wenn auch „in einem Spiegel“ (1 Kor 13,12), die Bedeutung der Auferstehung Christi von den Toten zu unserem Heil zu sehen.
Der Herr hat „indem er sich zur Auslösung unseres Todes gemacht hat, durch seine Auferstehung die Bande des Todes gelöst und durch seine Auferstehung den Weg zum Himmel für alles Fleisch eröffnet“, schreibt der hl. Bischof Gregorios von Nyssa. Dies ist der Grundgedanke und die große Hoffnung dessen, was geschehen ist! Christus, der durch den Kreuzestod die Sünden der Menschheit ausgelöst hat, ist auferstanden von den Toten und hat das menschliche Fleisch zu Gott, dem Vater, empor geführt, indem er es untrennbar und unteilbar für immer mit der Gottheit verbunden hat. „Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein“, schreibt der Apostel Paulus (Röm 8, 34). Seither haben Hades und Tod schon keine Macht mehr über das Menschengeschlecht, gemäß dem Wort des Johannes Chrysostomos: „Auferstanden ist Christus, und das Leben lebt“ (Homilie zum hl. Pascha)!
Natürlich suggerieren viele Ereignisse und Prozesse, die in der heutigen Welt vor sich gehen, wie es scheint, nicht gerade den Optimismus. Kriege, elementare Katastrophen, Verbrechen, das gesellschaftliche Echo, welches vielfältig durch die Massenmedien verstärkt wird, scheinen keinen Platz für das Gute und das Licht zu lassen. Aber gerade auf diesem Hintergrund gewinnt die Osterbotschaft von der Auferstehung des Erlösers, der das Böse und den Tod besiegt hat, einen noch freudigeren, sieghafteren Klang. Diese Freude hat eine besondere Natur, da ihre Grundlage in dem Empfinden der Nähe zu Gott liegt, von der Christus sagte: „Dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude. (Joh 16, 22).
An diesen heiligen Tagen möchte ich uns allen wünschen, dass wir diese göttliche Freude in unseren Herzen bewahren und sie mit den Nahen und Fernen teilen, dass auch sie die Möglichkeit erhalten, Teilhaber der göttlichen Herrlichkeit zu werden.
Noch einmal beglückwünsche ich alle zum großartigen Fest des Pascha. Möge der Herr durch seine Auferstehung das Leben in unsere Herzen einhauchen, sie mit göttlicher Grande erfüllen und uns alle würdigen, mit reinem Herzen ihn zu rühmen.
Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!
Berlin, Pascha Christi 2017