27 Dezember 2021 - Sowohl zu seinen Lebzeiten als auch besonders nach seinem Tod erwies der heilige Bischof Nikolaus seine Hilfe den Menschen, die sich an ihn wandten
20. Dezember 2021 – Am Tage des Gedächtnisses des heiligen Bischofs Nikolaus feierte Erzbischof Tichon den Gottesdienst in der Nikolaus-Pfarrei in Kempten und erläuterte die Evangelienlesung des Tages wie die Bedeutung des Heiligen
Zum Sonntag, Brüder und Schwestern und zum Fest des heiligen Bischofs Nikolaus alles Gute!
Heute haben wir im Evangelium gehört, wie der Herr zehn unheilbar kranke Aussätzige heilte. Aussatz war eine schreckliche Krankheit, die den Patienten selbst verzweifeln ließ. Das Gesicht des Aussätzigen war entstellt. Vom Tode gepackt, starb der Kranke langsam dahin. Aussätzige durften Siedlungen nicht betreten und, wenn Leute sich ihnen näherten, mussten sie ihren Aussatz laut herausschreien.
Als diese Aussätzigen den Herrn von weitem sahen, riefen sie mit lauter Stimme: „Jesus, Meister, erbarme dich unser“ (Lk 17,13). Da der Herr den Schreie der Aussätzigen hörte, hatte er Mitleid mit den Leidenden, heilte sie und sandte sie hin, sich dem Priester zu zeigen, wie es das mosaische Gesetz vorschrieb. Und während sie auf dem Weg waren, wurden alle geheilt. Sie bekamen das, was sie wollten, aber nur einer kehrte mit Worten der Dankbarkeit zu Dem zurück, Der die Heilung geschenkt hatte. Neun wurden geheilt, aber nur einer wurde gerettet: „Geh, dein Glaube hat dich gerettet“ (Lk 17,19), sagte der Herr zu dem Geheilten.
Das Sonntagsevangelium lehrt uns Dankbarkeit gegenüber Gott, unserem Schöpfer und Erlöser. Wir sollen Ihm für alles danken. „Jede Gabe ist vollkommen von oben, steigt herab vom Vater der Lichter“, heißt es im Gebet des Priesters, bevor wir am Ende des Gottesdienstes die Kirche verlassen. Unsere Gesundheit, unser Erfolg, unser Wohlstand, unsere Talente und alles, was unser Leben mit Freude erfüllt – das alles kommt von Gott. Und so muss jeder von uns lernen, Ihm zu danken.
Gott, Schwestern und Brüder, möchte, dass wir Ihm danksagen, nicht weil Er es braucht, sondern weil wir es brauchen. Durch die Danksagung haben wir Teil an Ihm und all dem, was bei Ihm ist. Denken wir daran und „danken wir für alles“ (1 Thess 15,18), so wird Gott uns das Göttliche Königtum und Sich Selbst schenken, in Dem unser wahres Glück und der Sinn des Lebens liegt.
Diesen Sinn des Lebens und die Freude darin hat der heilige Bischof und Wundertäter Nikolaus gefunden. Als einziger Sohn der frommen Theophanes und Nonna erzogen im tiefen Glauben an Christus, zeigte er seiner Umgebung von Kindesjahren an eine wahrhaft christliche Frömmigkeit. Im Jugendalter wurde er oft bei der Lektüre der Schrift und im Gebet zu Gott gesehen. Als er heranreifte, wurde er zum Priester und nach dem Tod des heiligen Johannes, des Erzbischof von Myra in Lykien, selbst zum Bischof auf dessen Stuhl eingesetzt.
Sowohl zu seinen Lebzeiten als auch besonders nach seinem Tod erwies der heilige Bischof Nikolaus seine Hilfe den Menschen, die sich an ihn wandten. Dies wissen wir aus dem Zeugnis der Kirche wie aus der mündlichen Überlieferung und aus der Anteilnahme des Heiligen an unserem Leben. Die Zeugnisse für seine Anteilnahme am Leben der Menschen sind unzählig. Sein tiefer Glaube an Christus Gott, seine Liebe zu Ihm und zum Nächsten sind der Hauptgrund für die weit verbreitete Verehrung des heiligen Bischofs Nikolaus. Er weist niemanden ab, sondern nimmt Anteil auch an alltäglichen und scheinbar trivialen Angelegenheiten. Lasst uns zur Ikone des Heiligen kommen, lasst uns die Knie unseres Herzens vor ihm beugen und ihn um das bitten, was wir zum Leben und zum ewigen Heil brauchen. Amen.