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20 Februar 2022 - Wir müssen uns ermutigen, überall und immer zu beten und unser Denken auf Gott zu richten

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14. Februar 2022 – Am Sonntag des Zöllners und Pharisäers feierte der Leiter der Diözese die Göttliche Liturgie in der Pfarrei in Passau – Nach der Entlassung erläuterte Erzbischof Tichon von Rusa in seiner Predigt am Gleichnis vom Zöllner und Pharisäer aus dem Evangelium das Wesen des Gebets.

Die Heilige Kirche empfiehlt unserer Aufmerksamkeit, Brüder und Schwestern, das Gleichnis der beiden Männer aus dem Evangelium – eines Zöllners und eines Pharisäers. Mit diesem Sonntag beginnt sie, uns auf das Große Fasten vorzubereiten, auf die rettende Umkehr, die die Grundlage des geistlichen Lebens ist. Bereits am Vortag haben wir im Morgengottesdienst die Bußtroparien gesungen: „Öffne mir die Pforte der Reue, Lebensspender“. Damit unsere Umkehr Früchte trägt und uns dem ewigen Heil näher bringt, belehrt uns die heutige Evangeliumslesung über das wichtigste Werk des Menschen auf Erden – sie lehrt, wie unser Gebet sein sollte.

Zwei Männer gingen in den Tempel, um zu beten. Aber wie unterschiedlich war ihr Gebet! Der Pharisäer, der sich an Gott wendet, spricht kein Gebet oder eine Bitte aus, sondern Lobesworte über sich selbst und sein Leben: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie andere, wie die anderen Menschen, wie Räuber, Verbrecher, Ehebrecher – oder wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich erworben habe“ (Lk 18,11-12). Es ist, als hätte der Pharisäer vergessen, weshalb er in den Tempel gekommen war; er gibt sich keine Rechenschaft darüber, mit welchen Gedanken und Gefühlen er sich an Gott wendet. Er hat vergessen, dass alles, was ihm gegeben wird, nichts anderes als ein Geschenk Gottes ist, das er zur Ehre Gottes und zum Nutzen der Nächsten, zum Heil, einsetzen muss. Doch zum großen Bedauern nutzt der Pharisäer die Gaben Gottes nur für sich selbst.

In unserem Leben, Brüder und Schwestern, kann genau das Gleiche geschehen. Äußerlich können wir den Bedürftigen Almosen geben, fasten, in die Kirche gehen, zugleich aber können wir von Leidenschaften wie beispielsweise Hass, Habgier und unzüchtigen Gedanken getrieben werden, die die Seele verderben und zerstören. Ein Mensch kann nach außen kirchlich aussehen, aber von seiner inneren Struktur her weit vom Heil entfernt sein, denn nur diejenigen können gerettet werden, die danach streben, ihre Seele nach dem Gesetz des Evangeliums der Gerechtigkeit und Liebe auszurichten.

Schauen wir auf den anderen Mann in dem vorgelesenen Gleichnis, den Zöllner, der ganz hinten stand, in demütiger Ausrichtung der Seele, der keine Verdienste an sich erkannte, der sich nur an die Brust schlug und sich zu Gott wandte: „Gott, sei mir Sünder gnädig“ (Lk 18,13). „Ich habe nichts Gutes und Positives getan“, so sprach er zum Herrn, „nur Du, der Arzt der Seelen und Leiber, nur Du, mein Gott und Erretter, kannst mich heilen und mir alles zum ewigen Heil Notwendige geben“. Nach einem solchen Gebet wurde der Zöllner von Gott selbst gerechtfertigt. Er kam gereinigt von seinen Sünden aus dem Tempel, erfüllt von der Gnade des Heiligen Geistes.

Mit diesem Gleichnis, Brüder und Schwestern, lenkt die Heilige Kirche unsere Aufmerksamkeit auf das Wichtigste – das Gebet. Wir müssen uns ermutigen, überall und immer zu beten und unser Denken auf Gott zu richten: Ob wir uns in der Kirche oder an unserem Arbeitsplatz befinden, im Zustand der Schwäche, in Krankheit oder in einer freudigen Situation sind. In jeder Lebenslage, ohne Ausnahme sollen wir uns daran erinnern, dass wir vor dem Allwissenden Gott stehen, was bedeutet, dass wir ehrfürchtig vor Ihm sein, die Furcht Gottes in uns tragen und uns unserer Wertlosigkeit und Sündhaftigkeit bewusst sein sollen. Wenn wir all die Menschen betrachten, die in die Kirche kommen, sollen wir Verurteilungen, Ressentiments und Hass flüchten, die nicht selten in unserem Leben aus verschiedenen Gründen vorhanden sind. Lasst uns nie verzweifeln, wenn wir sündigen. Flüchten wir uns zum heilbringenden Mysterion der Buße und erflehen wir im Gebet die Barmherzigkeit des Herrn, Der für uns und für unser Heil Fleisch geworden ist. Amen.