05 Juni 2023 - Wo der Heilige Geist ist, da ist Freude, Licht und Leben
Am 4. Juni 2023, dem Fest der Heiligen Dreiheit, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie und die Große Vesper mit der Lesung der Kniebeugungsgebete in der Kathedrale der Auferstehung Christi in Berlin.
Nach der Entlassung beglückwünschte Erzbischof Tichon alle zu diesem großen Fest und wandte sich mit einem erzhirtlichen Wort an die Versammelten:
„Euch allen, Brüder und Schwestern, gratuliere ich zum großen Fest der Heiligen Dreiheit. Heute feiern wir das Ereignis, durch das sich das Heilsgeschehen der Erlösung des Menschengeschlechts vollendet hat. Vor Seiner Himmelfahrt befahl Christus den Jüngern, „nicht von Jerusalem wegzugehen und auf den verheißenen Heiligen Geist vom Vater zu warten“ (Apg 1,4). „Ihr werdet die Kraft empfangen“, sagte Er zu den Aposteln, „wenn der Heilige Geist auf euch kommt; und ihr werdet Meine Zeugen sein … bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). In Erfüllung des Befehls des Herrn Jesus Christus versammelten sich die Apostel zusammen mit der Gottesmutter und einigen Frauen im Obergemach von Sion, „wo sie einmütig in Gebet und Flehen verharrten“ (Apg 1,14).
Nach dem Verlauf von zehn Tagen kam ein Rauschen vom Himmel, als ob ein gewaltiger Wind wehte, und es erfüllte das Obergemach. Der Heilige Geist in Gestalt von Feuerzungen kam herab auf die Jünger Christi und die Gottesmutter. Vom Heiligen Geist erleuchtet, begannen die Apostel in verschiedenen Sprachen zu reden. Die Gnadengaben der Weisheit, der Prophetie, der Wundertaten, der Verkündigung, der Sprachenrede und viele andere Gaben wurden auf sie ausgegossen (1 Kor 12,8-11). Nachdem die Apostel die Kraft aus der Höhe empfangen hatten, verstanden sie nun die erlösende Bedeutung des Erscheinens Jesu Christi in der Welt und glaubten voll und ganz an Ihn als den Retter der Welt, den Sohn Gottes. Aus den einst Furchtsamen und Ängstlichen wurden Mutige und Aufopferungsvolle, aus den Zweifelnden solche, die standhaft im Glauben.
Die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel war ein so auffälliges und offensichtliches Ereignis, dass es die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich zog, das sich in großer Zahl zum jüdischen Pfingstfest in Jerusalem versammelt hatte. Die Menschen waren erstaunt, dass ein jeder seine eigene Sprache aus dem Mund der Jünger Christi hörte. Dann hielt Petrus die erste Predigt über Christus und erklärte den Versammelten, dass die Apostel von den Gaben des Heiligen Geistes erfüllt waren, Dessen Erscheinen der Prophet schon fünf Jahrhunderte zuvor angekündigt hatte (Joel 2,28) und Den der gekreuzigte und auferstandene Christus den Aposteln vom Himmlischen Vater gesandt hatte. Die Predigt des Apostels Petrus hatte eine solche Wirkung auf alle Anwesenden, dass viele anfingen zu fragen: „Was sollen wir tun?“ Noch am selben Tag ließen sich auf Anraten des Apostels etwa dreitausend Menschen taufen (Apg 2,41).
So begann die Kirche Christi ihr Leben. Dieser Tag wird ja auch noch der Tag der Geburt der Kirche genannt. Von diesem Tag an gingen die Apostel, gestärkt durch die Kraft des Heiligen Geistes, hinaus, um allen Völkern zu verkünden, was Christus ihnen über Sein Kommen in die Welt und die Auferstehung von den Toten, über die Gnade Gottes und das ewige Heil gesagt hatte. Vom Pfingsttag und der Herabkunft des erabkunft desHeiligen Geist auf die Apostel begann das Christentum seinen Siegeszug und sich über die ganze Erde zu verbreiten. Seit dieser Zeit und bis heute ergießt sich die Gnade des Heiligen Geistes auf die Nachfolger der Apostel, nämlich die Bischöfe und Priester, wirkt und wird den Gläubigen weitergegeben durch die Mysterien, den Gottesdienst, die Verkündigung, den Segen, das Gebet. Seitdem empfangen alle an Christus Glaubenden in der Kirche die Gaben des Heiligen Geistes für den Kampf mit der Sünde und das Erbe des ewigen Lebens.
Der Apostel Paulus fordert die Christen auf, „seit erfüllt vom Geist“ (Eph 5,18). Seine Ermahnung schließt in sich den Gedanken, dass wir alle durch das Leben Zeugnis ablegen von unserer Berufung und Bestimmung und stets danach streben, die Gnade des Geistes in uns zu wecken. Auf die Frage, die sich jeder von uns stellen muss: „Sind wir im Heiligen Geist?“, antworten die heiligen Väter, der derjenige im Heiligen Geist ist, der wahrhaft an Gott glaubt, der an das ewige Leben glaubt, der Anteil hat am Leben der Kirche und an ihren Mysterien. Im Heiligen Geist ist diejenige, der nach den Worten des Apostels ohne Unterlass betet (1 Thess 5,15) und seinen Geist und das Herz auf den Lebensspender, auf Gott, ausrichtet. Im Heiligen Geist ist derjenige, der nach den Worten der Väter nicht am Irdischen festhält, sondern seine Augen auf den Himmel ausrichtet, auf das Himmlische Königtum, und der das Leben des Evangeliums führt. Wo der Heilige Geist ist, da ist Freude, Licht und Leben. Lasst uns die Gnade suchen und den Tröstergeist bitten, Brüder und Schwestern, dass Er immer bei uns bleibt. Lasst uns immer den Namen der Allheiligen Dreiheit preisen. Amen.“