• ru flag
  • de flag

04 Oktober 2025 - In Krefeld fand eine gemeinsame Pastoralkonferenz der Geistlichen der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland statt

Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (KdöR) > Aktuell > In Krefeld fand eine gemeinsame Pastoralkonferenz der Geistlichen der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland statt

Am 2. und 3. Oktober 2025 tagte in der Stadt Krefeld eine gemeinsame Pastoralkonferenz der Diözese von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchats) und der Deutschen Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland.

Die erste Sitzung der Pastoralkonferenz fand am Nachmittag des 2. Oktober statt. Mit Grußworten wandten sich der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, Erzbischof Tichon von Rusa, sowie Bischof Job von Stuttgart (ROKA) an die Teilnehmer. Anschließend wurden folgende Referate gehalten:

• „Das Konzil von Nicäa als Grundlage kirchlicher Einheit in der orthodoxen Diaspora“ (Referent: Priester Evgeny Murzin, Diözese von Berlin und Deutschland, ROK MP)
• „Die Relevanz des Ökumenischen Konzils von Nicäa für die pastorale Arbeit in Deutschland“ (Referent: Priester Prof. Ioan Moga, Rumänische Orthodoxe Kirche)
• „Elternrechte und Pflichten der Kinder in Deutschland“ (Referent: Priester Konstantin Anikin, Diözese von Berlin und Deutschland, ROK MP)

Nach jedem Vortrag schloss sich eine Diskussion an.

Am Morgen des 3. Oktober, dem Festtag aller Heiligen der Deutschen Lande, zelebrierten der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, Erzbischof Tichon von Rusa, und Bischof Job die Göttliche Liturgie in der Kirche der heiligen Großmärtyrerin Barbara. An der Liturgie nahmen Geistliche beider Diözesen teil.

Nach dem Kommunionvers hielt Priester Roman Bannak eine Predigt über die Heiligen der deutschen Lande und ihre Bedeutung für das kirchliche Leben heute:

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Seit einiger Zeit, liebe Väter, Brüder und Schwestern in Christus, ist in unserer Kirche das Gedächtnis der Synaxis aller Heiligen der deutschen Lande eingeführt worden. Wir, orthodoxe Christen, die wir im geistlichen Erbe des Ostens erzogen wurden, verneigen uns heute vor den Glaubenstaten der frühen Christen des Westens, die hier, im deutschen Lande, mit der Predigt des heilbringenden Evangeliums Christi ein festes Fundament gelegt haben. Sie haben hier die Kirche aufgebaut und um Christi und des Evangeliums willen all ihre Kräfte, bisweilen auch ihr Leben hingegeben. Bis zum heutigen Tag sind in die Synaxis der deutschen Heiligen die Namen von 12 Heiligen des ersten Jahrtausends nach Christi Geburt aufgenommen worden.

Unter ihnen sind heilige Bischöfe, Hochwürdige, Märtyrer und Bekenner. Es sind Menschen verschiedener Epochen, verschiedener Herkunft und Schicksale: Die einen brachten das Licht des Evangeliums in die deutschen Lande und errichteten Klöster, wie die heilige Walburga; die anderen vergossen ihr Blut für Christus in den ersten Jahrhunderten, wie die heilige Märtyrerin Afra von Augsburg zusammen mit ihrer Mutter und ihren Gefährtinnen; wieder andere festigten die Kirche an ihren nördlichen Grenzen, wie der heilige Bischof Ansgar, der erste Erzbischof von Hamburg und Bremen. Sie alle zeigen uns das lebendige Zeugnis, dass der christliche Glaube auch im deutschen Lande Wurzeln geschlagen hat – durch ihre Predigt, ihre Tugendtaten und ihre Mühen.

Das ist für uns eine wichtige Erinnerung: Als orthodoxe Christen sind wir nicht „auf einen leeren Platz“ hierher gekommen. Im deutschen Lande gibt es eigene, altehrwürdige und wahrhaftige Gottgefällige, die nun vor dem Thron des Allerhöchsten stehen. Jeder von uns hat seine eigenen Gründe, warum er hier ist – wir, orthodoxe Christen in einer, wie es scheinen mag, unorthodoxen Umgebung. Aber in der Tiefe der Jahrhunderte haben sich in diesem von Gott gesegneten Lande Gottgefällige gemüht, deren geistliche Sprache uns vertraut ist, die wir ohne Dolmetscher verstehen, weil sie auf demselben Fundament bauen, welches Christus ist (vgl. 1 Kor 3,11), weil sie im selben Geist gelebt und gewirkt haben wie die Heiligen der Ostkirche.

Dabei sollten wir nicht vergessen, dass die Heiligen Menschen sind, von denen Gott durch den Propheten Jesaja sagt: «Ihr seid meine Zeugen … damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin … Ich, der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter» (Jes 43,10–11). Und der Apostel Paulus spricht von den Heiligen als denen, die «durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten…» (Hebr 11,33). Zweifelsohne sind auch die deutschen Heiligen Zeugen desselben Einen Herrn, der «gestern und heute derselbe ist und in Ewigkeit» (Hebr 13,8). Durch ihr Leben und ihre Aufopferung bezeugen sie, dass Gott lebt, dass Christus auferstanden ist, dass der Geist wirkt und dass das Heil überall möglich ist, wo die frohe Botschaft von Christus, unserem Herrn, erklingt.

Heiligkeit ist weder durch eine Volkszugehörigkeit noch durch eine Sprache beschränkt. Sie verbindet Ost und West, Nord und Süd, denn es ist «ein Herr, ein Glaube, eine Taufe» (Eph 4,5). Durch die deutschen Heiligen spüren wir greifbar diese Einheit der Kirche Christi, die allumfassend und unteilbar ist. Sie erinnern uns daran, dass das Heilige nicht Eigentum eines Volkes oder einer Kultur ist, sondern die Wirkung des Heiligen Geistes, der «weht, wo er will» (Joh 3,8). Daher ist es unsere Aufgabe, auf die Stimme der Heiligen zu hören, für das deutsche Land zu beten und die Fürsprache seiner Heiligen anzurufen. Und in unseren unruhigen Zeiten ist es besonders wichtig, dessen eingedenk zu bleiben, dass wir eine Schar heiliger Zeugen Gottes bei uns haben, deren Gebete stärken und schützen. Alle Heiligen, die im deutschen Lande geleuchtet haben, bittet Gott für uns! Amen“.

Im Anschluss an die Liturgie fand die zweite Sitzung der Pastoralkonferenz statt. Vorträge hielten:

• Erzpriester Ilja Limberger (Deutsche Diözese, ROKA) zum Thema „Das Sakrament der Beichte – Probleme und Lösungen in der heutigen Praxis“;
• Priester Alexej Weselow (Diözese von Berlin und Deutschland, ROK MP) zum Thema „Ekklesiologie: die Grenzen der Kirche und ihre praktische Bedeutung“.

Die Vorträge wurden jeweils von Diskussionen begleitet.

Zum Abschluss der Konferenz hatten die Geistlichen Gelegenheit, Fragen an die Bischöfe zu stellen und aktuelle Aspekte der pastoralen Arbeit und des kirchlichen Lebens in den Diözesen zu erörtern.