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31 Oktober 2025 - In Krefeld wurde der zweite Kongress der orthodoxen Jugend Deutschlands eröffnet

Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (KdöR) > Aktuell > In Krefeld wurde der zweite Kongress der orthodoxen Jugend Deutschlands eröffnet

Am Freitag, dem 31. Oktober 2025, dem Gedenktag des Apostels und Evangelisten Lukas, zelebrierte Erzbischof Tichon von Ruza, Leiter der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche, die Göttliche Liturgie in der Kirche der Heiligen Großmärtyrerin Barbara in Krefeld.

Seiner Exzellenz konzelebrierten Erzpriester Wladislaw Dihanov, der Vorsteher der Kirche Priester Alexej Veselov, Priester Alexander Anisimow, Priester Wladislaw Azews (Diözese Wien-Österreich), Priester Wladimir Kolyada (spanisch-portugiesische Diözese), Protodiakon Archil Tschkhikwadse, Diakon Igor Willimowski und Diakon Sergij Iwanow.

Nach der inbrünstigen Ektenie wurde ein Gebet für den Frieden gesprochen.

Nach dem Kommunionvers hielt Diakon Igor Willimowski eine Predigt:

„Liebe Brüder und Schwestern,

in der heutigen Lesung des Evangeliums wendet sich Christus an die siebzig Apostel und gibt ihnen die Vollmacht „auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über die ganze Macht des Feindes“. Nicht zufällig lesen wir heute genau diese Stelle, denn der Heilige, dessen wir heute gedenken, der Apostel Lukas gehörte zu diesen Siebzig.

Was ist das Besondere an Lukas, warum ist er uns so nah?

Nun, Lukas war ein Heidenchrist. Er entstammte also nicht, wie zum Beispiel viele andere der Apostel, aus dem Judentum. Er kannte also damit auch das Leben der Menschen außerhalb des von Gott auserwählten Volkes. Deshalb richtete sich das Evangelium, dass er schrieb, vor allem an die Menschen, die aus heidnischen Völkern abstammten bzw. in Regionen mit heidnischer Bevölkerung lebten.

Ein Großteil von uns lebt heute in einer Umgebung, die nicht christlich ist. Damit ist uns das, was der Apostel Lukas schreibt, sehr nahe – es ist an uns gerichtet.

Mit dem Beginn seines Evangeliums, in dem er die Vorgeschichte der Geburt Jesu darstellt, zeigt er uns die universale Bedeutung Christi auf – also die Bedeutung der Herabkunft des Menschensohnes nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden, für alle anderen Menschen.

Und dies führt Lukas dann auch praktisch in seinen Taten aus.

Er war auch derjenige, der den Apostel Paulus auf seinen Reisen durch das römische Reich begleitete – und das letztendlich bis zu der Enthauptung von Paulus in Rom. Er missionierte damit nicht nur in seiner Heimat, dem damaligen Antiochien (heute also Syrien und Türkei), sondern in vielen Gegenden des römischen Reiches und half so auch mit, die Kirche von Makedonien zu gründen.

Einiges von seinen Reisen und auch den damit verbundenen Schwierigkeiten und Entbehrungen lesen wir in dem zweiten Werk, dass der heilige Lukas verfasst hat – in der Apostelgeschichte. Diese zeigt, wie die Verkündigung praktisch fortwährend nach Rom, in das mächtige Zentrum der damaligen Welt, vordrang.

Auf seinen Reisen danach kam er fast bis in unsere Gegend. So predigte er zusammen mit dem Apostel Markus in Lorch an der Donau in Oberösterreich, damals hieß dieser Ort Lauriacum.

Lukas ist uns auch deshalb nahe, weil er einen Beruf ausübte, der damals wie heute hoch angesehen ist – er war sehr gebildet, er war Arzt. Das war vielleicht auch ein Grund, warum er in seinen Werken gerechte soziale Beziehungen, vor allem zwischen Armen und Reichen betonte. Etwas, was auch heute unmittelbare Bedeutung für uns alle hat.

Die Familien vieler von uns, die heute hier in der Kirche versammelt sind, entstammen aus Ländern oder Regionen in denen der orthodoxe Glauben wieder erblüht. Wir, die in einem Land leben, in dem das Christentum mittlerweile zu einer Minderheit der Gesellschaft geworden ist, sind damit in einer ähnlichen Lage, wie der Apostel Lukas. Wir zeugen den neuen „Heiden“ von Christus.

Wie tun wir das?

Sicherlich nicht, indem wir anderen Vorlesungen über den rechten Glauben halten. Aber zumindest durch das Beispiel, wie wir unser Leben gestalten. Das wir in unseren Tugenden Vorbild sind. Das wir versuchen, die Sünde zu meiden. Das wir christliche Familien gründen, in denen ein gottgefälliges Leben gepflegt wird. Das wir nicht alles mitmachen, was klar gegen Gott gerichtet ist.

Wenn heute, am 31. Oktober, abends eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen mit allerlei schauriger Verkleidung durch die Straßen zieht, dann ist das nicht unser Fest. Zwar versucht man die Rechtfertigung zu bringen, bei Helloween einen Bezug zum christlichen Glauben, zum Fest der Allerheiligen zu konstruieren, doch das ist in der heutigen Ausprägung, bei der eher dunklen Mächten gehuldigt wird, klar nicht mehr der Fall. Und hier können wir als Christen unsere Standhaftigkeit und unsere Treue gegenüber Gott beweisen. Indem wir an derartigen Ritualen nicht teilhaben und dies nicht unterstützen.

Im Gegenteil, wir als Christen sind dazu aufgerufen, Christus nachzufolgen. Dies bedeutet aber auch, dass wir nicht alles unreflektiert nachmachen, was uns heutzutage von den Medien, der Werbung, Influencern eingeflüstert oder gar eingetrichtert wird.

Der heilige Erzbischof Johannes von Shanghai prägte den Spruch:

Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.“

Gegen den Strom zu schwimmen erfordert nun einmal Kraft und auch, sich nicht mit allem mitreißen zu lassen, was die Strömung mit sich trägt. Das ist umso mehr heute von Bedeutung, da der Mainstream der Gesellschaft sich nicht mehr zu Quelle bewegen möchte und wir damit folglich immer mehr Kraft aufwenden müssen, um nicht davongetragen zu werden.

Der Apostel Lukas gibt uns ein Beispiel dafür, wie man das umsetzen kann. Er war später 22 Jahre Bischof von Ägypten und blieb Christus treu bis an sein Lebensende. Auf einer Reise nach Griechenland starb er als Märtyrer, weil er dort von den Heiden in A chaia an einem Ölbaum gekreuzigt wurde.

Zurück zu unserer heutigen Lesung aus dem Evangelium.

Christus gibt den siebzig Jüngern, unter denen auch Lukas war, folgende frohe Botschaft mit auf den Weg:

Indes, nicht darüber freuet euch, dass euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, dass eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind.“

Damit ist klar: Unser Mühen, unser Bestreben, unser Einsatz, unser Gebet sind also nicht umsonst. Dies hilft uns, die Kraft zu finden, um „gegen den Strom“ mit Gottes Hilfe zu schwimmen.

Möge uns der heilige Apostel Lukas dabei beistehen und unsere seelischen und leiblichen Schwächen zu überwinden; so, wie es auch im heutigen Troparion heißt:

Den Erzähler der Apostelgeschichte / und Schreiber des lichten Evangeliums Christi, / den allbesungenen Lukas, / den der Kirche Christi Unbeschreiblichen, / den heiligen Apostel lasst uns mit geweihten Liedern lobpreisen, / da er als Arzt die Schwächen und Gebrechen der menschlichen Natur / und die Wunden der Seelen heilt // und unaufhörlich betet für unsere Seelen.“

Amen“.

Am Ende des Gottesdienste wurde der Apostel und Evangelist Lukas gepriesen.

Nach der Liturgie leitete Erzbischof Tichon die Eröffnung des zweiten Jugendkongresses der Berliner-Deutschen Diözese.