04 November 2025 - Am Festtag der Gottesmutterikone von Kazan wurde in der Kirche des Heiligen Sergius von Radonesch in Karlshorst ein Bischofsgottesdienst abgehalten
Am 4. November 2025, dem Festtag der Kazan-Ikone der Gottesmutter, hielt der Leiter der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche, Erzbischof Tichon von Ruza, die Göttliche Liturgie in der Kirche des Heiligen Sergius von Radonesch bei der Bischofsresidenz in Berlin-Karlshorst ab.
Am Vorabend leitete der Erzbischof die Nachtwache in der Kathedrale.
Seiner Exzellenz konzelebrierten Priester Oleg Beltek, Protodiakon Archil Tschkhikwadse und Diakon Rostislaw Ustimenko.
Nach der inständigen Ektenie wurde ein Gebet für den Frieden gesprochen.
Nach dem Kommunionvers hielt Priester Oleg Beltek eine Predigt:
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!
Heute stehen wir vor dem Bildnis der Gottesmutter von Kazan, der stillen Fürsprecherin. Wie oft haben die Augen der Menschen in Trauer, Hoffnung, Verzweiflung und Dankbarkeit auf sie geblickt! Wie viele Schicksale, wie viele Seelen haben in ihrem Blick Das gefunden, was sie nirgendwo sonst finden konnten: Frieden, Trost, die Gewissheit, dass Gott sie nicht verlassen hat.
Die Geschichte dieses Bildes ist einfach, wie alles, was von Gott kommt. Das Mädchen Matrona sah in einem Traum ein Licht aus der Erde und grub in den Trümmern der Stadt Kasan eine Ikone aus. In dieser einfachen Handlung, in kindlicher Reinheit, offenbart sich ein Zeichen dafür, wie Gott wirkt: durch Demut, durch diejenigen, die keinen Ruhm suchen. Die Herrlichkeit Gottes offenbart sich vor allem dort, wo der Mensch fähig ist, dem Licht zu vertrauen, das aus der Tiefe unseres Glaubens kommt.
Seitdem begleitet dieses Bild unser Volk in allen Prüfungen und ist zum Banner der Befreiung, zum Trost und zum Segen geworden. In den unruhigen Tagen der großen Katastrophe zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als Russland ohne Zaren, zerrissen von inneren Unruhen und äußeren Feinden, am Rande des Untergangs stand, versammelte sich das Volk in Nischni Nowgorod und zog mit dieser Ikone in die befreite Hauptstadt ein, wo das Land unter ihrem Schutz wiederauferstand. Seit dieser Zeit ist der Tag der Kazan-Ikone nicht nur ein kirchlicher, sondern auch ein volkstümlicher Feiertag der Dankbarkeit für die Befreiung nicht so sehr von äußeren Feinden als vielmehr von innerer Finsternis: von Unruhe, Unglauben und Herzensspaltung. Die Kazan-Ikone wurde zu einer Reliquie und zum Zeichen der Gegenwart der Liebe Gottes im Volk.
Aber wenn wir ehrlich auf uns selbst schauen, werden wir verstehen, dass die Mutter Gottes uns nicht wie eine Zauberin vor Unglück bewahrt. Sie nimmt uns das Kreuz nicht ab, sondern hilft uns, es zu tragen. Sie nimmt uns die Trauer nicht, sondern gibt uns die Kraft, sie zu durchleben, ohne verbittert zu werden. Darin liegt das mütterliche Geheimnis ihres Mitgefühls.
So hat auch jeder von uns seine eigene „Kazan-Ikone“, diesen Moment, in dem in der Asche des Lebens plötzlich ein leises Licht aufleuchtet. Wenn man nach einem Sturz plötzlich sieht, dass die Liebe noch da ist und dass Gott nicht weggegangen ist; dass in dem mit Asche bedeckten Herzen noch ein Funke übriggeblieben ist. Und wenn wir es wie Matrona wagen, all diese Asche und diesen Schmutz aus unserem Leben zu entfernen und diese Ikone in uns zu berühren, dann wird aus der Dunkelheit ein helles Bild erstrahlen.
Möge der heutige Tag nicht nur eine Erinnerung an ein altes Wunder sein. Möge er für uns zu einer Begegnung mit derjenigen werden, die den Frieden Christi dorthin bringt, wo das Herz gebrochen ist. Und möge jeder von uns den Mut finden, sein „Bild”, seine Erinnerung an Gott, an die Liebe, an die Reinheit, diese Ikone, die in seiner Seele verborgen ist, auszugraben, damit aus der Asche der menschlichen Schwäche Hoffnung und Sieg entstehen. Amen“.
Nach Abschluss der Liturgie wurde vor der Ikone der Gottesmutter von Kazan eine Lobpreisung vollzogen.


