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15 Juli 2022 - Buße tun bedeutet, seine Sünden zu erkennen, sie hinter sich zu lassen und nicht mehr zu ihnen zurückzukehren

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Am Fest der Geburt des hl. Johannes des Täufers feierte Erzbischof Tichon die Liturgie in der Kathedrale der Heiligen Auferstehung in Berlin. Nach der Liturgie beglückwünschte Erzbischof Tichon die Gemeinde zu diesem Fest und hielt die folgende Predigt.

Unter der Vielzahl der von Gott verherrlichten Heiligen, Brüder und Schwestern, ehrt die Kirche mit einer besonderen Feier die Geburtstage der Allreinen Jungfrau Maria und des heiligen Johannes des Täufers, dessen wir heute gedenken. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass die Allheilige Jungfrau Maria die Mutter des Gottessohnes wurde und ehrwürdiger als selbst die Cherubim und Seraphim genannt, während der heilige Johannes der Täufer sich nach dem Zeugnis des Herrn Selbst als der größte aller von Frauen Geborenen erwies, weil er das Kommen des Messias in die Welt ankündigte und so Sein Vorläufer wurde. Er taufte den Herrn, von daher wird er der Täufer genannt, und als Märtyrer litt er für die Göttliche Gerechtigkeit, deren Vollstrecker er sein ganzes Leben lang war.

Der Tag der Geburt von Johannes dem Vorläufer verdient eine besondere Festfeier, denn seine Geburt war außergewöhnlich und wunderbar: Sie war die Frucht der eifrigen Gebete seiner Eltern Zacharias und Elisabeth, der Lohn für ihren tiefen Glauben und ihr rechtschaffenes Leben, ihre Geduld und Hingabe an den Willen Gottes. Sowohl die Geburt als auch die Erziehung von Johannes dem Vorläufer waren außergewöhnlich: Er erhielt seine Ausbildung nicht in den Schulen der jüdischen Rabbiner, sondern seine Grundlagen wurden von den Eltern gelegt, aber nach deren Ableben wurde die jüdische Wildnis sein Lehrer und gleichzeitig der Ort seiner Ausbildung.

Im Alter von dreißig Jahren ging er auf den Ruf Gottes hin hinaus, um den Menschen zu dienen. Die Hauptaufgabe des Dienstes und des ganzen Lebens des Vorläufers bestand in der Predigt über die Buße und in der Vorbereitung der Menschen auf das Kommen des Erlösers der Welt. „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe“ (Mt 3,2), waren die ersten Worte des Propheten an das Volk. Das bedeutet, dass die Zeit gekommen ist, und Gott Selbst unter euch erscheint in der demütigen Gestalt eines Menschen, aber mit der allmächtigen Kraft Gottes. Die Prophezeiung von Johannes dem Täufer hat sich genau erfüllt – „Gott ist im Fleisch erschienen“ (1 Tim 3,16), wie er selbst bezeugt hat. Bei der Taufe am Jordan legte Johannes seine Hand auf den Messias, um nicht nur der Täufer des Herrn zu werden, sondern auch der Verkünder „aller Wahrheit“ (Mt 3,15) zum Heil des Menschengeschlechtes (Jo 3,16).

Die Stimme des heiligen Propheten und Täufers Johannes, Brüder und Schwestern, spricht zu allen Zeiten und Generationen, folglich also auch zu uns. Er ist ein großer Lehrer der Buße für alle. Aber was bedeutet es, Buße zu tun? – Buße tun bedeutet, seine Sünden zu erkennen, sie hinter sich zu lassen und nicht mehr zu ihnen zurückzukehren. Auf diese Weise sind viele Sünder zu Heiligen und viele Übeltäter zu Gerechten geworden. Der Feind des Menschengeschlechts kennt die Macht der Buße und fürchtet, dass die Buße den Menschen seiner Macht entreißt, deshalb bemüht er sich mit allen Kräften, ihn davon abzulenken oder sein Versagen der allmächtigen Heilung Gottes zuzuschreiben.

Damit die Buße von Gott angenommen wird, damit sie dem Bußfertigen Frucht bringt, der Seele Frieden und Freude, ist es unerlässlich, nicht allein nur mit dem Mund zu bereuen, seine Buße nicht nur durch die äußerliche Teilnahme am kirchlichen Gottesdienst, an den Mysterienen und Riten auszudrücken, womit sich die Pharisäer zufrieden gaben, sondern mit der äußeren Frömmigkeit den festen Vorsatz zu verbinden, das sündige Leben in ein Leben nach dem Evangelium umzuwandeln. Erinnern wir uns daran, dass der allgütige Gott die Umkehr zum Heil und zum ewigen Leben geschenkt hat (vgl. Apg 11,18). Wenn wir den Führer zur Buße, den heiligen Johannes den Vorläufer, verherrlichen, lasst uns wie aus der Hand des Herrn Selbst die Gabe – das heilige Mysterion der Buße – empfangen, damit wir jedes Mal in unserem kurzzeitigen Leben Zuflucht nehmen zu seiner heilenden Kraft und von Gott die ewige Gabe des Heils empfangen. Amen.