16 November 2016 - Die Herbst-Sitzung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland fand vom 4. bis 6. November in Berlin statt
Die Herbst-Sitzung 2016 der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland fand in diesem Jahr vom 4. bis 6. November 2016 in Berlin statt. Sie begann am Freitag, dem 4. November, nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken in der griechischen Gemeinde „Himmelfahrt des Herrn“ in Berlin-Steglitz mit einem besonderen Ereignis, nämlich einer Begegnung mit dem Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Joachim Gauck, an dessen Amtssitz Schloss Bellevue.
Dabei konnte die OBKD das deutsche Staatsoberhaupt über die derzeitige Situation der Orthodoxen Kirche in diesem Land informieren. Ihr Vorsitzender, Metropolit Augoustinos (Labardakis) von Deutschland, erläuterte dem Präsidenten, dass die Orthodoxie eine in Glauben und Liturgie geeinte Kirche ist, auch wenn sie administrativ in verschiedenen Bistümern unterschiedlicher nationaler Zugehörigkeit existiert, die aber seit 2010 in der gemeinsamen Bischofskonferenz eng zusammenarbeiten und mit einer Stimme sprechen. Der Generalsekretär der OBKD, Bischöfl. Rat Ipodiakon Nikolaj Thon, informierte sodann Bundespräsident Gauck und seinen Stab über den Weg zur Bischofskonferenz und deren heutige Arbeitsweise und –felder. Erzpriester Radu Constantin Miron (Köln), der Beauftragte der OBKD für die innerchristliche Zusammenarbeit, erklärte dem Staatsoberhaupt die engen Beziehungen der Orthodoxie in Deutschland zu den anderen christlichen Kirchen und Denominationen und Erzpriester Dr. Elias Esber (Köln), der Beauftragte für Flüchtlinge und Migration, stellte die schwierige Situation der christlichen, insbesondere der orthodoxen Flüchtlinge aus dem Vorderen Orient angesichts des islamischen Terrors und des Bürgerkrieges in ihrer Heimat, aber auch in den Unterkünften in Deutschland dar. Der Bundespräsident zeigte sein Interesse an der wichtigen Rolle der Orthodoxen Kirche in Deutschland durch eine Reihe spezifischer Nachfragen, auch zur Bedeutung des Konzils von Kreta.
Der Nachmittag war einem Treffen mit dem orthodoxen Klerus von Berlin in der rumänischen Gemeinde „ Hll. Erzengel Michael und Gabriel““ in Berlin-Charlottenburg gewidmet, bei dem die Geistlichen die Situation ihrer Gemeinden und ihre Sorgen und Anliegen den Bischöfen erläuterten.
In diesem Rahmen fand auch die Präsentation zweier wichtiger Neuerscheinungen statt, nämlich zuerst des Schulbuches „Mit Christus unterwegs“, des ersten jemals in deutscher Sprache publizierten Lehrwerkes für den schulischen orthodoxen Religionsunterricht. Diese Vorstellung übernahmen eine Vertreterin des Verlages Kösel / Cornelsen, Christiane Wille-Molitor (München), und die Herausgeberin des Buches, Kerstion Keller (Bochum). Sodann präsentierten Prof. Dr. Thöle (Halle) und Msgr. Wilm Sanders (Hamburg) den ebenfalls soeben publizierten Sammelband „Orthodoxie in Deutschland“ (Aschendorff-Verlag, Münster), in dem 19 Autoren in 20 Beiträgen eine Situationsanalyse verschiedenster Aspekte des Lebens der Orthodoxen Kirche hierzulande im Jahr 2016 versuchen.
Nach dem Vespergottesdienst in der neu erbauten rumänischen Kirche, dem Bischof Sofian (Pătrunjel) von Kronstadt (Braşov) mit den Ortspfarrern vorstand, ging der Tag mit einem gemeinsamen Abendessen zu Ende, an dem als Ehrengast auch der römisch-katholische Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, teilnahm.
Samstag, der 5. November 2016, war der Arbeitssitzung gewidmet, die in der bulgarischen Kirche „Hl. Zar Boris“ in Berlin-Neukölln stattfand und an der diesmal – mit einer Ausnahme – alle Diözesanbischöfe teilnahmen. Nach dem Eröffnungs-Gebet, dem der Pfarrer der Gemeinde, Erzpriester Ljubomir Leontinov, vorstand, da Metropolit Antoni von West- und Mitteleuropa durch dringende Amtsgeschäfte in Bulgarien an seiner Teilnahme verhindert war, begannen die Beratungen, die u.a. Berichten über das Großen Konzil auf Kreta und aus den diversen Kommissionen der OBKD gewidmet waren. Während der vorgesehene Text zu Ehe und Familie der Theologischen Kommission noch in weiterer Bearbeitung ist, konnte Erzbischof Mark (Arndt) als Vorsitzender der Übersetzungskommission von einem zügigen Fortschreiten der Arbeiten an gemeinsamen deutschen Texten der wichtigsten orthodoxen Gottesdiensten berichten, die zu einem erheblichen Teil schon fertig gestellt und auf der Webseite der Bischofskonferenz (www.obkd.de) auch veröffentlicht sind.
Die Bischofsversammlung beschloss sodann die Gründung einer Kommission für Frauen, in der Vertreterinnen aus den verschiedenen Bistümern vertreten sein sollen. Die Vorarbeiten der Organisation wurden Frau Kerstin Keller übertragen.
Weitere Themen der Beratungen waren die innerchristlichen Zusammenarbeit, vor allem im Hinblick auf eine orthodoxe Beteiligung am Reformationsgedenken im kommenden Jahr 2017 und am Evangelischen Kirchentag Berlin, und ausführliche Berichte zum Religionsunterricht in verschiedenen Bundesländern, wobei erfreulicherweise in Nordrhein-Westfalen jetzt neue Lehrpläne für die Sekundarstufe I und II vorliegen und die vollständige Neubearbeitung des Planes für die Primarstufe kurz vor dem Abschluss steht. Für das Land Niedersachsen nahmen die Bischöfe eine Neubesetzung der Koordinatorenstelle vor: Für Erzpriester Milan Pejić übernimmt das Amt jetzt Diakon Milutin Marić (beide: Serbische Orthodoxe Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland).
Des weiteren beschloss die Bischofskonferenz – nach dem großen Erfolg der Wallfahrten nach Trier 2013 und zum Kölner Dom 2015 für 2017 die Organisation einer erneuten gesamtorthodoxen Wallfahrt im Sommer 2017, und zwar zu den Reliquien des hl. Apollinarius von Ravenna, die sich in Düsseldorf und Remagen befinden.
Die Herbst-Vollversammlung der OBKD endete am Sonntag, dem 6. November mit der gemeinsamen Feier der Bischöflichen Göttlichen Liturgie in der erst vor kurzem errichteten russischen Kirche „Hl. Fürst Vladimir“, einer Holzkirche im Osten der deutschen Hauptstadt, nämlich im zu Zeiten der DDR als „sozialistische atheistische Mustersiedlung“ geplanten Berlin-Marzahn, mit anschließenden Mittagessen der Bischöfe und Mitarbeiter der OBKD als Gäste der Gemeinde und einem lebhaften Gespräch mit den Gemeindemitgliedern.
Die nächste, die Frühjahrsvollversammlung der OBKD 2017 soll zum Sonntag der Orthodoxie in München stattfinden und auch eine Begegnung mit der österreichischen Orthodoxen Bischofskonferenz und einen „Tag des orthodoxen Buches“, eine Präsentation neuer in deutscher Sprache bzw. in Deutschland publizierter orthodoxer Literatur einschließen.