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13 Oktober 2020 - Erklärung des Patriarchen Kirill im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt in Bergkarabach

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Erklärung des Patriarchen Kirill im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt in Bergkarabach

Seine Heiligkeit Patriarch Kirill von Moskau und der ganzen Rus’ gab am 13. Oktober 2020 diese Erklärung im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt in Bergkarabach ab.

Ich habe tiefes Mitgefühl mit den Bewohnern von Berg-Karabach, den Völkern von Aserbaidschan und Armenien im Zusammenhang mit der neuen Runde des bewaffneten Konflikts, der seit mehr als dreißig Jahren andauert. Wieder einmal werden Siedlungen unter Beschuss genommen, kommen Menschen um, werden Heiligtümer, Denkmäler des Kulturerbes und Häuser friedlicher Bewohner zerstört. Ich leide ich mit allen Opfern dieses schrecklichen Krieges und den Familien der Opfer.

Seit Beginn des Konflikts hat die Russische Orthodoxe Kirche zusammen mit den religiösen Führern Armeniens und Aserbaidschans ihr Bestes getan und wird dies auch weiterhin tun, um den Frieden im leidgeprüften Land Berg-Karabach zu fördern.

Ich wende mich heute an den Obersten Patriarchen-Katholikos aller Armenier, Garegin II. und an den Vorsitzenden der Verwaltung der Muslime des Kaukasus, Scheich ul-Islam Allahshukur Pascha-Zada. Sie und ich, liebe Brüder, haben einen langen Weg zurückgelegt und uns dafür eingesetzt, dass diese Konfrontation nicht den Charakter eines interreligiösen Konflikt annimmt und dass die Probleme friedlich gelöst werden. Heute sollte jeder von uns und wir alle zusammen unser Bestes tun, um das Blutvergießen zu stoppen.

Ich halte die auf der Ebene der Außenminister Aserbaidschans und Armeniens durch die Vermittlung Russlands erzielten Vereinbarungen für sehr wichtig. Ich appelliere an die Staatsführung beider Länder, den Waffenstillstand zu nutzen, um die Lösung der Probleme in eine politische Richtung zu lenken. Um der Zukunft zweier benachbarter Völker willen fordere ich eine Verlängerung des Waffenstillstands und seine Nutzung für Friedensgespräche.

Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Streit: Diese alte Wahrheit ist heute aktueller denn je. Im Frieden kann man sich treffen, gemeinsam eine Lösung für die Probleme zu suchen. Aber wenn Krieg herrscht, menschliches Blut vergossen wird, Verbrechen begangen werden, ist es unter diesen Bedingungen schwierig, gemeinsame politische Lösungen zu finden.

Ich appelliere an alle Konfliktparteien mit dem eindringlich Aufruf: Schonen Sie Ihr gegenseitiges Leben. Möge der Chronometer der blutigen Auseinandersetzungen stehenbleiben im Namen einer friedlichen Zukunft. Armenien und Aserbaidschan sind historisch gesehen Nachbarn gewesen und werden es auch bleiben, Aserbaidschaner und Armenier leben in jedem Fall Seite an Seite.

Ich wünsche allen Parteien des gegenwärtigen Konflikts Erfolg auf dem Weg zu einer friedlichen Lösung der bestehenden Probleme. Ich bitte Sie, all Ihre Erfahrung und Weisheit einzusetzen, um echte Ergebnisse zu erzielen und die Hindernisse zu überwinden, die dem gegenseitigen Verständnis im Wege stehen. Das Leben vieler Menschen und die friedliche Zukunft Ihrer Völker hängen von Ihren heutigen Entscheidungen ab.

+KIRILL, PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS’