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22 September 2021 - Es ist notwendig, ein christliches Leben zu führen, das Wort Gottes zu beherzigen, sich davon im Leben leiten zu lassen und die Langmut des Herrn zu schätzen

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19. September 2021 – Am 13. Sonntag nach Pfingsten feierte Erzbischof Tichon in der Hl.-Prophet-Elias-Kirche in Stuttgart die Göttliche Liturgie und hielt diese Predigt zum Sonntagsevangelium.

Ich wünsche Euch alles Gute zum Sonntag, liebe Brüder und Schwestern. Aus dem Evangelium wissen wir, dass unser Herr Jesus Christus Seine göttliche Lehre oft in Gleichnisse einkleidete, die uns in klaren und einfachen Bildern halfen, uns das Gehörte besser zu merken und besser zu verstehen. Jeder entnahm aus dem Gleichnis das, was seinem geistigen Niveau und seinem Verständnis zugänglich war. Heute haben wir im Evangelium das Gleichnis von den bösen Winzern gehört, in dem der Herr den hartnäckigen Unglauben der Juden, die den Ruf Gottes immer wieder zurückwiesen, deutlich darstellte und zugleich Sein Leiden am Kreuz und Seinen Tod vorhersagte.

Ein Weinbergbesitzer, so heißt es in dem Gleichnis, pflanzte einen Weinberg und überließ ihn seinen Gärtnern, damir sie ihn bebauten. Als die Zeit der Ernte gekommen war, schickte er seine Knechte aus, um die Früchte einzusammeln. Doch die Gärtner verprügelten einige der Diener, verstümmelten andere und töteten einige sogar. Also schickte der Herr seinen Sohn zu ihnen, um sie zur Vernunft zu bringen. Aber sie taten dasselbe mit seinem Sohn: Sie „führten ihn heraus aus dem Weinberg und erschlugen ihn“ (Mt 21,39). Nachdem Christus das Gleichnis erzählt hatte, fragte er die Schriftgelehrten und Pharisäer: „Wenn der Besitzer des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Winzern tun?“ Sie antworteten ihm, dass er die Bösen töten und den Weinberg anderen übergeben würde. „Ja, das stimmt“, sagte Christus und bestätigte das Urteil über die Bösen, „der Besitzer wird kommen und diese Arbeiter vernichten und den Weinberg anderen übergeben.“

In diesem Gleichnis, Brüder und Schwestern, kommt deutlich die Fürsorge zum Ausdruck, mit welcher Gott das auserwählte Volk auf den Empfang des Neuen Bundes vorbereitete. Der Messias, der seit Jahrhunderten erwartet wurde, war gekommen, Sein Königtum war nahe, aber die blinden Führer, die jüdischen Hohenpriester und Schriftgelehrten, wollten es selbst nicht betreten und „die, die hinein wollten, nicht einlassen“ (Mt 23,13). Wegen ihrer geistlichen Blindheit und ihres Unglaubens nahm der Herr ihnen den Besitz an seinem Weinberg, der Kirche, weg. Er übergab den Weinberg anderen Völkern, unter denen die Apostel samt den Märtyrer zu arbeiten begannen und die Bischöfe und Priester dies fortsetzten, die jetzt zusammen mit den Gläubigen die eine Kirche Christi bilden.

Fragen wir uns: Wenn sich das Gleichnis Jesu auf die jüdischen Ältesten bezieht, was für eine Beziehung hat es dann zu uns Christen? – Eine ganz direkte, Brüder und Schwestern. Der Grund, warum die Juden den Erlöser ablehnten, lag in ihrem unmoralischen Leben, das Gottes Gesetz missachtete. Um dem Schicksal der bösen Winzer zu entgehen, um nicht in den Abfall zu geraten und um den Glauben nicht zu verlieren, muss man die Sünde und die Ursachen, die zu ihr führen, meiden. Es ist notwendig, ein christliches Leben zu führen, das Wort Gottes zu beherzigen, sich davon im Leben leiten zu lassen, die Langmut des Herrn zu schätzen, an den Tod und das Göttliche Gericht zu denken. „Betrachtet zur Rettung die Langmut unseres Herrn “ (2 Petr 3,15), lehrt uns der Apostel. Wie wahr! Jedes Mal, wenn wir auf die vergangene Zeit zurückblicken, sehen wir, wie barmherzig der Herr war, aus wie vielen Nöten Er uns gerettet und befreit hat.

Einem jeden von uns Gott schenkt all die Güter des Lebens, gibt uns einen Weinberg und erwartet gute Früchte. Aber viele von uns vergessen, dass wir vor unserem Gewissen und vor allem vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Bekennen wir, dass wir dem Herrn so manches Mal untreu waren, so manches Mal seine Gebote übertreten und immer wieder gegen Gottes Gesetz verstoßen haben. Lasst uns also Buße tun und Gott um Vergebung bitten. Und Gott wird vergeben. Dazu hat Er uns ja dieses Gleichnis gegeben, damit wir dem Tod entkommen können. Der Herr hat Sein Allreines Blut vergossen, um uns das Leben zu schenken, damit wir Sein Volk werden, Teilhaber der Wahrheit, der Gnade, der Heiligkeit, Erben des Himmlischen Königtums werden. Lasst uns unsere christliche Berufung teuer schätzen und uns eilen, Gottes Werke zu tun, solange noch Zeit ist. Lasst uns in Gott und mit Gott leben, damit wir Ihn ewig verherrlichen mit allen Heiligen im Himmischen Königtum. Amen.