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04 November 2020 - Gedenken an die Opfer der kommunistischen Repression in Jena

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Am 30.Oktober 2020 fanden in Weimar und Jena bedeutende Ereignisse im Leben der dort beheimateten russischen orthodoxen Gemeinde statt. Unter Mitwirkung von Erzpriester Michail Rahr und Priester Sergij Smaglo wurde in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena am Vormittag eine Gedenkstunde sowohl für die Opfer des KZ Buchenwald (1937-45) als auch für die des Speziallagers №2 der Sowjetischen Besatzungszone (1945-50) an gleicher Stelle abgehalten. Hauptorganisatoren der Gedenkfeier waren hierbei Prof. Martin Leiner mit seinen Assistenten sowie Michail Bermann und Stepan Alchimenko von der orthodoxen Kirchengemeinde Jena. Nach dem kirchlichen Gebet für die Verstorbenen kamen auch überlebende Opfer der SED-Diktatur zu Wort, nämlich der Bildhauer und Maler Frank Rub und der Journalist Rüdiger Grunow. Gebetet wurde zuerst am Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur, danach am Gedenkkreuz für die Toten der stalinistischen Schreckensherrschaft.

Am Nachmittag versammelten sich zahlreiche Mitglieder der Kirchengemeinde Jena und viele andere Gäste vor dem Mahnmal für die Opfer der SED-Diktatur am Ort der ehemaligen Stasi-Zentrale in Jena. Nach dem Seelengedenken durch Priester Sergij Smaglo wurden hunderte Namen (inkl. deren Alter und Beruf) von Opfern der Repression durch das SED-Regime bzw. die stalinistische Gewaltherrschaft der Reihe nach von allen Anwesenden vorgelesen. Die Evangelische Kirche war wieder durch Prof. Martin Leiner, die Römisch-katholische Kirche durch Pfarrer Stephan Riechel vertreten. Während der Trauerzeremonie kam es zu einer kurzen Live-Schaltung im Rahmen des „Gedenk-Marathons“, der an den verschiedensten Orten der ehemaligen Sowjetunion sowie der russischen Diaspora organisiert wurde und weltweit im Live-Stream übertragen wurde.

Am Abend fand in einem Hörsaal der Universität Jena der erste runde Tisch zum Thema „Reue und Versöhnung im 21. Jahrhundert“ mit Prof. Leiner und Erzpriester Michail Rahr statt, der von Elena Dolokova von der Kirchengemeinde Jena moderiert wurde. Per Zoom zugeschaltet waren aus Berlin Prof. Mirko Kruppa vom Auswärtigen Amt, der Dozent des Orthodoxen hl.-Philaret-Instituts Igor Korpusov sowie der ehemalige Insasse des Stasi-Gefängnisses Frank Rub. Diskutiert wurde vor allem über das schwere Erbe der Sowjetdiktatur und den Umgang mit demselben in der heutigen Zeit.

In Russland wird das Gedenkgebet für die Opfer der kommunistischen Herrschaft seit zehn Jahren immer am 30. Oktober begangen – bei jedem Wetter und an jedem Wochentag. Immer mehr Menschen nutzen seither die Gelegenheit, an diesem Tage ihrer zu Zeiten politischer Unterdrückung gewaltsam zu Tode gekommenen bzw. überlebenden Angehörigen, aber auch ihnen unbekannter Menschen unterschiedlicher Nationalität oder Konfession durch Verlesen der Namen zu gedenken.