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23 Februar 2025 - „Lasst uns uns beeilen, Gutes zu tun“

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Am 23. Februar 2025, dem Sonntag des Fleischverzichtes und des Gedenkens des Schrecklichen Gerichts, feierte Erzbischof Tichon von Ruza, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Kathedrale der Auferstehung Christi in Berlin.

Am Tag zuvor leitete der Erzhirte auch den Gottesdienst der Allnächtlichen Vigil in der Kathedrale.

Seiner Eminenz konzelebrierten Erzpriester Georgij Antonjuk, Erzpriester Ilija Čirin, Erzdiakon Vitalij Sadakov und Erzdiakon Archil Chkhikvadze.

In der Liturgie wurde nach der Inständigen Ektenie ein Gebet für den Frieden gesprochen.

Nach dem Kommunionvers der Liturgie hielt Erzbischof Tichon diese Predigt:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Die Zeit bringt uns allmählich der Großen Fastenzeit näher. Die Heilige Kirche bereitet ihre Kinder sowohl geistlich als auch körperlich auf die Fastenzeit vor. In dem Wunsch, uns aus unserem geistlichen Schlummer und aus unserer Nachlässigkeit zu erwecken, erinnert uns die Kirche an die Wichtigkei der Buße: „Der Buße Pforten öffne mir, du Lebensspender“. Um das Gefühl für die Buße in der Seele zu erwecken, schlägt die Heilige Kirche vor, sich an das Schreckliche Gericht Gottes zu erinnern. „Ich bedenke den schrecklichen Tag und weine über meine bösen Taten“, heißt es in den Hymnen des Tages.

In der ganzen Heiligen Schrift gibt es keine erschreckendere Wahrheit als die vom Zweiten Kommen des Herrn Jesus Christus und Seinem Gericht. Aber die Kirche erinnert uns nicht deswegen daran, um Lebensangst im Menschen zu säen, auf dass das Leben trostlos und düster würde, sondern um den Menschen von der Sünde als der Ursache allen Unheils und des Todes selbst abzuwenden. In der heutigen Gesellschaft hat die Sünde so sehr zugenommen, dass die Sünden der früheren Generationen nach den Worten der heiligen Väter kindisch erscheinen. Und so erklingt wie eine drohende Warnung das Wort Gottes davon, dass die Stunde kommt, da die Welt ihr Sein beenden und der Herr in Herrlichkeit erscheinen wird und alle Menschen, jeder einzelne der Nachkommen Adams, vor Gottes Gericht stehen werden.

Das Gericht wird schrecklich sein, denn in einem Augenblick werden die Taten, Gedanken und Absichten des Herzens vor allen – vor Engeln und Menschen -offenbart, nichts wird verborgen sein, niemand kann sich verstecken und niemand bleibt beiseite. „Der Herr sieht ohne Ankläger und Zeugen, wer wohin strebt, wer was liebt, wofür er seine Seele hingegeben hat hat.“ Von den Hirten der Kirche fordert der Herr Rechenschaft über ihr eigenes Leben und über die ihnen anvertraute Herde, von den Vorstehern Rechenschaft über die Untergebenen, jeder wird Rechenschaft über sein Haus geben, der Mann für die Frau, die Frau für den Mann, beide für ihre Kinder. „Die Taten eines jeden“, sagt der heilige Bischof Feofan der Klausner, „werden auf der Stirn seines Wesens geschrieben stehen, und das Aussehen der Menschen wird ihren Taten und ihrem Benehmen entsprechen“. Jeder wird aufgrund seiner Taten entweder verherrlicht oder beschämt werden. Die Gerechten werden das ewige Leben mit Christus erben, die Sünder in die ewige Pein eingehen.

Was müssen wir nun unbedingt tun, Brüder und Schwestern, um einem bitteren Schicksal zu entfliehen und das ewige Leben zu erben? Der Erlöser sagt, dass wir für das Heil und das ewige Leben die Gebote befolgen, vor allem die Werke der Barmherzigkeit tun müssen: dem Durstigen zu trinken und dem Hungrigen zu essen geben, dem Fremden Obdach gewähren, den Kranken besuchen, den Nackten und Unbekleideten bekleiden, Mitgefühl und Liebe zeigen. Auf den Pfaden unseres Lebens begegnen wir einer Vielzahl von Menschen, die unsere Teilnahme, unsere Hilfe, die ein gutes Wort brauchen! „Durch diejenigen, die uns um Hilfe bitten, prüft der Herr unsere Herzen“, sagt der heilige Bischof Nikolaj Velimiroviċ. – Gott braucht nichts von uns für Sich selbst; Er benötigt überhaupt gar nichts. Er, der das Brot geschaffen hat, kann nicht hungrig sein; Er, der das Wasser geschaffen hat, kann nicht durstig sein; Er, der Seine ganze Schöpfung bekleidet hat, kann nicht nackt sein; der Quell der Gesundheit kann nicht krank sein; der Herr der Herrschenden kann nicht im Gefängnis sein. Aber Er fordert Barmherzigkeit von uns ein, damit Er durch sie unsere Herzen erweichen und veredeln kann.“ Diese Taten zeigen, wieweit wir in der Lage sind, Gott in unserem Nächsten zu lieben.

Lasst uns uns beeilen, Gutes zu tun, Brüder und Schwestern. Beim Schrecklichen Gericht wird der Herr nicht nach Wegen suchen, zu verurteilen, sondern im Gegenteil – wie die Menschen zu rechtfertigen sind. Deshalb sollten wir für Gott leben, unser Leben Gott opfern und den Menschen Gutes erweisen. Behalten wir immerdar in unserem Gedächtnis das Bild des Schrecklichen Gerichts, haben wir es vor unserem geistigen Auge und richten wir uns darauf aus., zur rechten Zeit durch Gebet und Werke der Barmherzigkeit sich von jeder Sünde zu reinigen. Wir haben den Bereich der Großen Fastenzeit vor uns. Bemühen wir uns, die Tugenden der Liebe und der Barmherzigkeit zu erwerben, an denen der Herr die Seinen erkennt. Flüchten wir uns zum Mysterion der heiligen Buße und beten wir zum Herrn, dem gerechten Richter, auf dass wir beim Schrecklichen Gericht begnadigt und Erben des ewigen Lebens und der Güter werden, die Er für diejenigen bereitet hat, die Ihn lieben und Seine Gebote befolgen. Amen.“