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26 April 2019 - Osterbotschaft Seiner Heiligkeit Kirill, des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus‘

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Osterbotschaft Seiner Heiligkeit Kirill, des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus‘

An die Oberhirten, Hirten, Diakone, Mönche, Nonnen und alle gläubigen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche

Gelobt sei Gott, der Vater
unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit
wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten
(1 Pet 1, 3)

Hochgeweihte Oberhirten, hochwürdige Väter,
hochverehrte Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!

An diesem wunderschönen und hochfeierlichen Tag, der von einer besonderen Freude über den aus dem Grab auferstandenen HERRN Jesus Christus erfüllt ist, gratuliere ich euch allen herzlich zum großen und welterlösenden Paschafest und richte an euch den alten lebenbejahenden Gruß:

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!

Heute preist die Fülle der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche durch Gesänge und geistliche Lieder die Auferstehung von den Toten des Gottessohnes und Menschensohnes, unseres HERRN Jesu Christi, der die Macht des Todes zerstörte und uns den Eintritt in sein unverwesliches Reich ermöglichte. Heute ist alles wahrhaftig vom Licht erfüllt: der Himmel und die Erde und das unter der Erde; alle Schöpfung feiert die Auferstehung Christi, in dem sie befestigt ist (Kanon des Heiligen Pascha).

Ebenso wie die Myrrhenträgerinnen aus dem Evangelium und die anderen Jünger des Heilands, welche zu ersten Zeugen der Auferstehung wurden, sind wir aufgerufen, dieselbe große Freude den Menschen zu verkündigen – denjenigen, die uns nahestehen und teuer sind, jenen, die uns umgeben, jenen, die wir kennen. Wir sagen ihnen: Christus ist auferstanden! Und wie damals, viele Jahrhunderte zuvor, glauben einige von ihnen und antworten sofort: Er ist wahrhaftig auferstanden! Andere aber zweifeln wie der Apostel Thomas und sagen: Solange ich ihn selbst nicht sehe, solange ich ihn nicht berühre, glaube ich nicht (Joh 20, 25). Etliche aber lehnen überhaupt diese Botschaft ab.

Der Glaube an die Auferstehung des HERRN Jesu ist jene unverrückbare Grundlage, jene unerschütterliche Säule, auf der das Christentum beruht. „Wenn Christus starb und nicht auferstehen konnte , – sagt der hl. Johannes Chrysostomos, – so ist die Sünde nicht vernichtet und der Tod nicht besiegt … und wir predigten nicht nur umsonst, sondern ihr glaubtet auch umsonst“ (39. Gespräch über den 1. Korintherbrief).

Durch seine erlösende Großtat vereinte der Heiland das Himmlische mit dem Irdischen, das Ewige mit dem Zeitlichen, den Schöpfer mit der Schöpfung, Gott mit dem Menschen. Er hat jenen Abgrund überbrückt, der in der Morgenstunde der Geschichte die ersten Menschen von ihren Schöpfer trennte. Durch den Verstoß gegen das von ihm gegebene Gebot, durch ihren Ungehorsam gegenüber dem Schöpfer gewannen die Sünde und der Tod in der Welt die Oberhand. Als aber die Zeit – dem Wort des Apostels Paulus nach, – erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn … damit wir die Kindschaft empfingen (Gal 4, 4-5).

Christus nimmt wie ein unschuldiges und unbeflecktes Lamm die Sünde der Welt auf sich (1 Pet 1, 19; Joh 1, 29). Indem er gegenüber dem Himmlischen Vater gehorsam bis zum Tode war, ja zum Tode am Kreuz (Phil 2, 8), bringt er die Menschheit zu ihrem Schöpfer, versöhnt diese mit ihm. Als der Sohn Gottes von Natur aus, macht er uns zu Söhnen Gottes von Gnade aus. Der HERR eröffnet uns den Weg der sittlichen Umgestaltung und des geistigen Aufstiegs zum ewigen und seligen Leben mit Gott am abendlosen Tag seines Reiches (Kanon des Heiligen Pascha).

Indem der HERR uns von der Sündenknechtschaft befreite, die Macht der Mächtigen und Gewaltigen, der Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, der bösen Geister unter dem Himmel (Eph 6, 12) niederwarf, fährt er in den Himmel auf, wo er in unnahbarer Herrlichkeit zu Rechten des Urewigen Vaters sitzt. Zugleich verlässt er uns hier auf der Erde nicht und weilt ständig mit seinen Jüngern, welche zusammen seinen Leib bilden – die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche. Christus, ihr Haupt, steuert dieses Schiff der Erlösung durch das stürmische Gewässer des Alltagsmeeres hindurch in den stillen himmlischen Hafen, wo Gott alles in allem ist (1 Kor 15, 28).

Indem wir Christinnen und Christen zusammen die Heilige Kirche bilden, sind wir die Fortsetzer seiner ruhmvollen Mission in der Welt. Wie auch eine große Menge Brüder und Schwestern im Glauben vor uns – die Apostel, die Myrrhenträgerinnen, die Märtyrer, die heiligen Hierarchen, die Ehrwürdigen und die Gerechten, sind wir aufgerufen, den Namen des HERRN anzurufen, seine Taten unter den Völkern kundzutun (1 Chr 16. 8). Wir sind aufgerufen, den Sohn Gottes und Sohn des Menschen zu verkündigen, der aus unsäglicher Liebe zu uns sein allreines Blut am Kreuz für uns vergoss. Wir sind aufgerufen, durch Wort und Tat und durch unser ganzes Leben Jenen zu bezeugen, der um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen (Jes 53, 5) und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm 4, 25).

Liebe Brüder und Schwestern! Ich möchte euch wieder und wieder von ganzem Herzen zum hellen Fest der Feste und zur Feier der Feier gratulieren – zum heilsbringenden Pascha Gottes (Kanon des Heiligen Pascha). Wie uns der hl. Apostel Johannes ermahnt, lasst uns einander lieben; denn die Liebe ist von Gott, der seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden gesandt hat. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben (1 Joh 4, 7-11). Mögen diese wunderschönen Worte für uns eine beständige Anleitung auf allen Lebenswegen sein, mögen sie uns zu guten Werken ermuntern, zum Dienst an unseren Nächsten und Fernen. Amen.

Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns uns freuen und fröhlich an ihm sein, denn

CHRISTUS IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!

† KIRILL,
PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS‘

Pascha Christi
2019