26 März 2023 - Wir sollten nicht nur das Leben und die Taten der Heiligen kennen, sondern sie auch nachahmen
Am 21. März 2023, dem Dienstag der Kreuzverehrungswoche in der Großen Fastenzeit und zugleich dem Festtag der vierzig Märtyrer von Sebastia, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, den Morgengottesdienst, das Stundengebet und die Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Heilig-Kreuz-Kirche in der bischöflichen Südresidenz in München.
Am Ende des Gottesdienstes beglückwünschte Erzbischof Tichon die Teilnehmer des Festgottesdienstes zum Feiertag und wandte sich mit dieser Predigt über die Taten der heiligen Märtyrer von Sebastia an die in der Kirche Versammelten:
„Als die Zeit ihres Leidens gekommen war, bekannten die vierzig tapferen Soldaten nicht nur mit dem Mund Christus als Gott, sondern gaben auch ihr Leben für Ihn hin. Als der Befehlshaber erfuhr, dass sie Christen waren, befahl er, sie zunächst ins Gefängnis zu werfen und dann über Nacht in einen eisigen See zu legen. Um die Gepeinigten zu brechen, ersann der Peiniger noch eine weitere Prüfung: Er erhitzte eine Badestube in der Nähe des Ortes, an dem sie gequält wurden. Und was geschah? Die Geduld und der Mut der Märtyrer blieben ungebrochen. Aber einer von ihnen hielt aus Kleingläubigkeit das alles nicht mehr aus; er rannte in das Bad und fiel sofort tot um. Doch als der Wächter des Gefängnisses, ein Heide, sah, wie sich vom Himmel herab Kronen auf die Häupter der Leidenden herabsenkten, da setzte er sich über seine eigene Rolle und über sein Leben hinweg, und in einem Augenblick erhob er sich vom Heiden zum Märtyrer. Er warf seine Kleider ab und rief mit lauter Stimme: „Auch ich bin ein Christ“ und reihte er sich in das Regiment der christlichen Märtyrer ein.
Wenn wir die Lebensbeschreibung und die Taten heiliger Märtyrer lesen, können wir sehen, wie sie ihren Glauben an Christus Gott als ihren größten Schatz schätzten, die Liebe zu Ihm bewahrten, motiviert nur durch den Wunsch, Ihm bis zum Ende treu zu sein und in Seine himmlische Herrlichkeit einzugehen. „Du bist durch Feuer und Wasser gegangen und hast uns zur Ruhe geführt“ (Ps 65), sagt der Psalmist David. Alle Märtyrer der ersten Jahrhunderte des Christentums haben schwerste Prüfungen durchgemacht: Sie wurden ins Feuer geworfen, ans Kreuz geschlagen, gefoltert, in Branntkalk und auf glühendes Blech geworfen, ihre Leiber wurden von den Zähnen wilder Tiere zermalmt, aber sie blieben unerschütterlich in ihrem Glauben an Christus Gott. In dieser Zeit Christus zu bekennen, bedeutete, zu allem bereit zu sein.
Wie damals, so predigen auch heute die Märtyrer, Christus bis in den Tod zu lieben, auf Erden nichts zu fürchten außer Gott, alle Güter der Welt zu verachten und an das zukünftige Leben zu glauben, als stünde es vor unseren Augen. Deshalb sollten wir nicht nur das Leben und die Taten der Leidenden kennen, sondern sie auch nachahmen, gemäß dem Wort des Apostels (Hebr 13,7). Wir sollen ihren Glauben und ihre Liebe zum Herrn, ihre Hoffnung und ihre Geduld nachahmen; und uns bemühen wie sie, entschlossen zu sein, Prüfungen, Leiden und Krankheiten zu ertragen, die in unserem Leben vorkommen, daran denkend, dass sie ein Mittel Gottes sind, uns von unseren Sünden zu reinigen. Der Herr schickt uns immer die Prüfungen, die unseren Kräften entsprechen, damit wir durch ihr geduldiges Ertragen unseren Glauben bewahren, in der Hoffnung stark werden und die Liebe Gottes erkennen.
Noch einmal, Brüder und Schwestern, wünsche ich euch allen alles Gute zum Gedenktag der vierzig Märtyrer von Sebastia. Ich wünsche allen, dass wir vor unserem geistigen Auge das Beispiel ihrer Glaubensleistung, ihrer Liebe zum Herrn und ihres Mutes in ihren Prüfungen haben. Lasst uns unseren Herrn und Erlöser bis zum Tod lieben, Ihn nicht verraten und alles erdulden und tragen. Gemäß dem Wort des heiligen Innokentij von Cherson „fürchten wir nichts, außer dem Schrecklichen Gericht Gottes, leben wir auf Erden für den Himmel und für die Ewigkeit und erachten nicht nur alles Irdische, sondern auch unseren eigenen Leib und selbst unser eigenes Leben für nichtig“. „Heilige Märtyrer, betet zu Gott für uns. Amen.“