25 Juli 2022 - Der Herr, der Arzt der Seelen und der Leiber, kann leicht jede Krankheit heilen, wenn wir uns anstrengen, die Seele durch die Buße zu heilen
25. Juli 2022 – Erzbischof Tichon feierte am 6. Sonntag nach Pfingsten die Göttliche Liturgie in der Auferstehungskathedrale in Berlin. Nach Beendigung der Liturgie hielt Erzbischof Tichon eine Predigt über das Evangelium des Sonntags.
Oft, Brüder und Schwestern, stellen wir uns die Frage, warum es so viele Krankheiten auf der Welt gibt und was ihre Ursache ist. Was ist nötig, um sie zu heilen, und wer kann dem Kranken helfen? Die heutige sonntägliche Evangelienlesung über die Heilung des Gelähmten in Kafarnaum durch Christus, die die Kirche zweimal im Jahr den Gläubigen anbietet, handelt davon – von der Vergebung der Sünden und von der Heilung. Das ganze Leben Christi, des Erlösers, besteht darin, Gutes zu tun, und wenn Christus in einer Stadt oder an einem Ort abgelehnt wird, wie es beispielsweise bei den Bewohnern des Landes der Gadarener der Fall war, beeilt Er sich, anderen zu helfen, Gutes zu tun und uns ein Beispiel zu geben, das wir nachahmen können.
Den gelähmten Menschen, von dem wir im Evangelium gehört haben, trugen vier Freunde herbei. Der Herr lehnt eine solche Zuwendung nicht ab, und wenn Menschen Glauben zeigen, vollbringt Er ein Wunder. Wo kein Glaube an Ihn ist, wirkt der Herr keine Wunder. Deshalb müssen wir immer die Ersten sein, die zu Gott kommen, wenn wir aber keine Kraft haben, dann helfen Freunde, wie im Fall des Gelähmten. Ein treuer Freund ist ein himmlisches Geschenk, eine Gabe von Gott Selbst. Man beachte, dass die Freunde des Gelähmten nicht selbst beten, aber sie strengen sich an und legen ihren Freund Christus zu Füßen, angetrieben von aufrichtigem Glauben und dem Wunsch, dem Kranken zu helfen. „Das Gebet besteht nicht unbedingt aus Worten; das Gebet ist das Stehen vor Gott, wenn wir selbst vor Ihm stehen und Ihm Menschen bringen, die Seiner Göttlichen Hilfe bedürfen. All unser Mitgefühl mit dem Leid, das um uns herum ist, ist ein Gebet, wenn dieses Mitgefühl in Christus ist, wenn wir es vor Gott bringen“, sagt der Ausleger.
In tröstlichen Worten nennt der Heiland Christus den Gelähmten „Kind“ und sagt dann zu ihm: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Mt 9,2). Um zu zeigen, dass die Hauptursache die Sünden sind, erlässt Christus zuerst die Sünden und heilt dann von der Krankheit auch den Körper. Wo die Sünde – die wichtigste Krankheit und Ursache aller Leiden – geheilt ist, da wird die Krankheit auch des Körpers geheilt. In der Gewissheit, dass der Gelähmte nicht nur wirklich wunderbar geheilt wurde, sondern auch die Vergebung der Sünden erhielt und Kraft fand, sagt der Herr zu ihm: „Steh auf, nimm deine Bahre und geh in dein Haus“ (Mt 9,6). Wir müssen verstehen, Brüder und Schwestern, dass die Genesung von Krankheiten nicht selten nicht von Medikamenten und Ärzten abhängt, sondern von unserem aufrichtigen Glauben und unserer Buße. Dies gilt nicht nur für persönliche Leiden, sondern auch für die Krankheiten von Familien und Gesellschaften. Von daher hängt das Wunder der Heilung in Vielem von uns ab. Der Herr, der Arzt der Seelen und der Leiber, kann leicht jede Krankheit heilen, wenn wir uns anstrengen, die Seele durch die Buße zu heilen.
Möge jeder von uns, Brüder und Schwestern, immer Trost und Hoffnung auf Gesundung in den Worten des Herrn finden, der sagte, dass „der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben“ (Mt 9,6). Möge sich jeder von uns daran erinnern, dass die Freunde die Kirche sind, die uns tragen und uns Heilung schenken kann. Deshalb lasst uns durch den Glauben an Gott unsere Seele und unseren Körper heilen, die durch die Sünden verwundet und geschwächt sind. Nehmen wir Zuflucht zum rettenden Mysterion der Buße, um die Seele von bösen Taten, Worten und Gedanken zu reinigen und Gott um Vergebung zu bitten. Übergeben wir uns und unseren Nächsten ganz in die Hände des Himmlischen Vaters, der möchte, dass alle gerettet werden und das ewige Leben erben. Amen.