02 Januar 2022 - Es naht sich das helle und freudige Fest der Geburt Christi, und in diesen Tagen müssen wir uns besonders auf die Begegnung mit dem Herrn vorbereiten
2. Januar 2022 – Am Sonntag der heiligen Väter feierte Erzbischof Tichon die Göttliche Liturgie in der Auferstehungsgemeinde in München. Nach der Liturgie richtete der Erzbischof ein Wort an die Gottesdienstteilnehmer:
Die beiden Sonntage vor Christgeburt werden der Sonntag der Vorväter und der Sonntag der Heiligen Väter genannt. Heute begehen wir den Sonntag der Heiligen Väter. Die Heilige Kirche erinnert uns an diejenigen, die im Glauben an den verheißenen Messias lebten und Sein Kommen erwarteten. Wir gedenken der Gerechten des Alten Bundes. Im Evangelium haben wir die Genealogie Jesu Christi gehört, in der jene Gerechten namentlich aufgezählt werden, aus deren Fleisch und Blut der Allreine Leib unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus, der vom Heiligen Geist und der Jungfrau Maria Fleisch geworden ist, gewoben wurde. Und die Lesung des Apostels offenbarte uns die Heldentat der Gerechten des Alten Testaments. Es geht um die Heldentat ihres Glaubens, durch die sie, wie der Apostel sagt, Königreiche eroberten, die Macht des Feuers bändigten, wegen ihres Glaubens an den erwarteten Messias in Sümpfen ertränkt, zersägt, gefoltert und den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wurden. Doch trotz allem hielten sie an ihrem Glauben fest und verschieden in der Hoffnung, dass, wenn nicht aus ihnen, so doch aus künftigen Generationen von Gerechten, der verheißene Messias und Erlöser Christus auf die Erde kommen wird.
Wir leben in einer Zeit, da sich die Verheißung erfüllt hat. Wir leben schon im Glauben und im Wissen davon, dass der Herr kam und in Bethlehem geboren wurde. Er wurde geboren, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen. Wenn Gott sich um des Menschen willen inkarniert hat, dann ist offensichtlich, dass der Mensch in den Augen Gottes von einigem Wert ist. Die Heilige Schrift bestätigt dies, indem sie sagt, dass der Mensch Bild und Gleichnis Gottes ist. Und um des Menschen willen war die Menschwerdung Gottes, das Kommen Gottes im Fleisch, notwendig, um den Menschen von den Sünden, vom ewigen Tod, von der Pein des Teufels zu erlösen und zu befreien. Gott hat sich inkarniert, um den Menschen wieder in jenen Zustand der Gnade und der Gemeinschaft mit Gott zu versetzen, den er als Folge der Sünde verloren hatte.
Am heutigen Tag feiert die Kirche die Heldentaten des Priestermartyrers Ignatios des Gottesträgers, der so wie die alttestamentlichen Gerechten seinen Glauben an Christus bezeugt hat. Er, der Gott in seinem Herzen trug, wurde den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Ich mag, so sagte er, von den Zähnen der wilden Tiere zerfleischt werden, aber ich werde den Glauben an Gott bewahren und Ihm treu bleiben bis zu meinem letzten Atemzug. Die Überlieferung besagt, dass sein Herz unversehrt blieb, als er von den Bestien gefressen wurde.
Heute ist auch das Gedächnius des heiligen gerechten Joann von Kronstadt, der berühmt wurde, nachdem er mit seiner Frau im Alter von 25 Jahren nach Kronstadt geschickt wurde, einer von allen vergessenen und verlassenen Stadt voller Diebe und Räuber, von Aussteigern aus der Gesellschaft, wie wir heute sagen würden. Er ging dorthin, diente 53 Jahre lang in der Kirche und ging in die Geschichte der russischen Heiligkeit unter dem Namen „von Kronstadt“ ein. Im Gotteshaus empfing er Tag und Nacht Menschen, gab seine ganze Kraft, um die Menschen zu retten, die seine Herde bildeten. Er wollte nur eines – mit ihnen zusammen in das Königtum Gottes eingehen, und er schöpfte seine Kraft aus der göttlichen Eucharistie, ohne die er sich sein Hirtenleben, seinen Dienst und seine pastorale Tätigkeit für die geistliche Fürsorge der ihm von Gott anvertrauten Herde nicht vorstellen konnte.
Oft stellen wir uns die Frage: Wie oft sollten wir kommunizieren? Hört, was Joann von Kronstadt über die Eucharistie sagt, wozu es notwendig ist zu kommunizieren und wie wir zum Kelch Christi kommen sollen: „Wenn die Welt nicht den Allreinen Leib und das Blut des Herrn hätte, hätte sie nicht das höchste Gut, das Gut des wahren Lebens, sondern nur ein Phantom des Lebens. Der Erlöser Christus hat das Mysterion der Kommunion eingesetzt, um uns mit dem Feuer Seiner Gottheit zu reinigen, um die Sünde auszurotten und uns Seine Heiligkeit und Wahrheit mitzuteilen und uns würdig zu machen der paradiesischen Wohnstätten und der unaussprechlichen Freude“.
Der heilige Joann von Kronstadt rät, so oft wie möglich zu kommunizieren, ohne sich darauf zu berufen, dass man nicht bereit oder unwürdig sei, wie man es oft von einigen hört. „Wenn ein solcher Gedanke in uns aus Demut auftaucht, dann wird er unserer Vereinigung mit Christus, der Vereinigung der Seele mit dem Herrn, nicht schaden. Wenn sich aber unter dem Deckmantel der Demut Kälte gegenüber dem Glauben und Desinteresse an der Korrektur des Lebens verbirgt, dann müssen wir das ablegen und uns vorbereiten. Wir müssen uns vorbereiten und uns der Gemeinschaft des Leibes und Blutes des Herrn würdig machen. Kein Mensch ist der Gemeinschaft mit dem Heiligtum unwürdig, denn kein Mensch ist ohne Sünde. Aber einem jeden bleibt es überlassen, zu glauben, Buße zu tun, sich zu bessern und auf die Güte des Erlösers gegenüber den Sündern zu vertrauen“. „Sieh“, mahnt Vater Joann, „wenn du in diesem Leben leichtfertig der Gemeinschaft mit Christus unwürdig verbleibst, setzt du dich dann damit nicht der Gefahr aus, auch im kommenden Leben der Gemeinschaft mit ihm unwürdig zu sein? Wenn du dich von deiner Unwürdigkeit befreien willst, entferne dich nicht von Christus, sondern eile zu Ihm im Mysterion der Heiligen Eucharistie“.
Es naht sich das helle und freudige Fest der Geburt Christi, und in diesen Tagen müssen wir uns besonders auf die Begegnung mit dem Herrn vorbereiten, damit Er in unseren Herzen, in unseren Seelen geboren wird, damit Christus in uns abgebildet werde und damit wir verstehen, dass der Sinn unseres irdischen Lebens nur in der Gemeinschaft mit dem Herrn liegt. Und unsere Freude – die wahre, ewige Freude, die uns niemand je nehmen kann – liegt in Christus beschlossen. Gebe Gott, dass Christus, der Erlöser, in mir abgebildet werde, in dir und in allen Menschen, die mit Ihm sein wollen, sowohl hier wie auch in Ewigkeit. Amen.