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06 März 2024 - Hauptsache ist, nicht zu verzweifeln!

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Hauptsache ist, nicht zu verzweifeln!

Am 3. März 2024, dem Sonntag des verlorenen Sohnes, feierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Kirche des Propheten Elias in Stuttgart.

Mit Seiner Eminenz konzelebrierten Erzpriester Michail Dronov, der amtierende Dekan des Südbezirks, Priester Dimitrij Maksimovič, der Pfarrer der Gemeinde, Priester Aleksej Volčkov (Diözese St. Petersburg), Erzdiakon Archil Chkhikvadze, Diakon Evgenij Kikk.

Der Gottesdienst wurde in kirchenslawischer und deutscher Sprache gehalten.

Bei der Inständigen Ektenie wurden Bitten für den Frieden im Heiligen Land gesprochen.

Nach dem Kommunionvers wandte sich Erzbischof Tichon mit einem erzhirtlichen Wort an die Teilnehmer des Gottesdienstes:

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Ich beglückwünsche Sie alle, Brüder und Schwestern, zum Sonntag. Gestern haben wir im Gottesdienst den Psalm ‚An den Strömen von Babylon’ gehört. Die Kirche singt ihn während des Gottesdienstes in den Wochen der Vorbereitung auf die Großen Fasten. Es ist ein geheiligtes Lied über die Juden, das mehrere Jahrhunderte vor Christi Geburt verfasst wurde. Der babylonische König Nebukadnezar verwüstete das ganze jüdische Land, zerstörte den Jerusalemer Tempel und führte das ganze Volk in die Gefangenschaft. Dort, in einem fremden Land, saßen die Juden und betrauerten ihr heimatliches Vaterland und ihre Abkehr vom wahren Gott. Ihr herzliches Weinen und ihre tiefe Reue kamen in den traurigen Klängen dieses Psalms zum Ausdruck.

Warum bietet uns die Heilige Kirche diesen Hymnus im Vorfeld der Fastenzeit an? Um, Brüder und Schwestern, in uns den Geist der Buße zu wecken, um uns an unser Himmlisches Vaterland zu erinnern, das wir durch den Sündenfall verloren haben und das wir durch Reue über unsere Sünden zurückgewinnen können. Büßen bedeutet, zur Besinnung zu kommen, unsere Sündhaftigkeit zu erkennen, unser Denken zu ändern, unsere Einstellung zu Gott, zu den Menschen, zum Leben selbst, und geistlich neu geboren zu werden. Der erste Schritt auf diesem Weg muss die Entschlossenheit sein, die Sünde zu unterlassen und zum Himmlischen Vater zurückzukehren, wovon im heutigen Gleichnis des Evangeliums vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) die Rede ist. Darin sehen und erkennen wir uns selbst wie in einem Spiegel.

Ein Mann hatte zwei Söhne. Und eines Tages kam der jüngere zum Vater und sagte: ‚Gib mir den mir zustehenden Anteil am Erbe.’ Sich an den Vater mit einer solchen Bitte zu wenden, war eine Unverschämtheit. Doch der liebevolle Vater teilte das Erbe und gab dem Sohn, was ihm zustand. Doch dieser zog in ein fernes Land und führte dort ein ausschweifendes Leben, verprasste den durch die väterliche Arbeit erworbenen Besitz und verlor alles, was er besaß. Er sank so tief, dass man ihn zum Schweinehüten schickte, und er war froh, seinen Hunger mit den Schweinen zu teilen. Plötzlich aber wurde ihm etwas in seiner Seele klar, und er fasste den festen Entschluss: ‚Ich werde zum Vater gehen, Buße tun und ihm sagen, dass ich nicht würdig bin, sein Sohn genannt zu werden, nimm mich als einen deiner Knechte an.“ Der verlorene Sohn begab sich auf den Weg der Buße. Mit großer Freude und Liebe empfing der Vater seinen reuigen Sohn, richtete ihm ein Fest aus und gab ihm die Würde eines Sohnes zurück.

Das Gleichnis ist uns gegeben, Brüder und Schwestern, um uns vor den fleischlichen Fallen zu bewahren und denen, die schon gefallen sind, zu sagen: Hauptsache ist, nicht zu verzweifeln! Der Himmlische Vater wartet immer auf den Reumütigen, denn ‚im Himmel ist immer Freude, über auch nur einen Sünder, der Buße tut’ (Lk 15,7). Um Buße zu tun, muss man zu sich selbst kommen, nicht irgendwo anders hin, sondern gerade ‚zu sich selbst’. Wenn man den Weg der Sünde zurückgewiesen hat, wie es der verlorene Sohn getan hat, muss man seine Schuld vor Gott erkennen und Buße tun. Nach Ansicht des Auslegers ‚wird dieses Gleichnis für jene Väter und Mütter erzählt, deren Kinder ‚auf die schiefe Bahn’ geraten sind. Man muss an die Kraft alles Guten glauben, die in den Kindern angelegt ist, und an die Liebe des Himmlischen Vaters, Der dem Verirrten immer nahe ist und alles tut, um ihn zu bekehren und zu retten. Sei nur du selbst bereit, ihn in jedem Augenblick und in jeder Form, in der er zu dir zurückkehrt, zu aufzunehmen.’

Gott, Brüder und Schwestern, hat uns die Umkehr zur Rettung und zum ewigen Leben geschenkt. Machen wir von diesem rettenden Heilmittel Gebrauch. Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Fastenzeit, die vor allem eine Zeit des inständigen Gebets und der Reue ist, ‚der Frühling der Seele’, wie die heiligen Väter sagen, wenn die von Sünden und Leidenschaften gereinigte Seele zu einem neuen Leben in Gott aufsteigt. Gott gebe, dass wir, würdig vorbereitet, der strahlenden Auferstehung Christi – dem Hauptfest unseres Lebens – entgegengehen und sehen, dass der Herr, der die Sünde, den Teufel und den Tod selbst besiegt hat, diesen Sieg jedem Reumütigen. der zum Vaterhaus zurückkehrt. Amen.“

Am Ende der Liturgie feierten Erzbischof Tichon und der Klerus eine Toten-Litija für den verstorbenen Vorsteher und Gründer der Gemeinde in Stuttgart, Archimandrit Mitrophan (Hauser).