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02 Februar 2021 - Kinder, die sich respektlos gegenüber ihren Eltern verhalten, verlieren den Segen und die Gnade Gottes

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Erzhirtliches Wort von Erzbischof Tichon am 31. Januar 2021 in der Kreuzerhöhung-Kirche in München

Heute ehrt die Russische Kirche das Andenken der Eltern des ehrwürdigen Abba Sergij, der heiligen Kirill und Marija. Sie wurden von unserem Volk immer verehrt, obwohl sie erst vor kurzem, im Jahr der Feier des sechshundertsten Jahrestages des Hinscheidens des ehrwürdigen Sergij, in der Schar der Heiligen verherrlicht wurden. Das gottliebende russische Volk verstand sehr gut, dass jemand, der eine solche Frucht der Heiligkeit hervorgebracht hat, nichts anderes sein kann als ein Gefäß der Gnade, nicht anders sein kann als die Träger der Gnade des Heiligen Geistes.

Der ehrwürdige Sergij liebte seine Eltern so inbrünstig, war ihrer Stimme so gehorsam, dass er nicht einmal das Mönchtum annehmen wollte, bevor er nicht dazu den Segen seines Vaters und seiner Mutter erhielt. Der Geist des Mönchtums übertrug sich bald vom Sohn zu den Eltern aus: bald nahmen auch sie das engelgleiche Leben im Chot’kovo-Kloster an, wo sie in heiliger Askese weilten und ihren Lebensweg vollendeten. Es ist bekannt, dass der Ehrwürdige nach dem Tod seiner Eltern alle, die seinen Segen und seine geistliche Führung erhalten wollten, bat, bevor sie zu ihm ins Kloster kommen, das Grab seiner Eltern zu besuchen und ein Totengedenken zu halten. So lehrte der ehrwürdige Sergij durch sein Beispiel, das Gebot Gottes zu erfüllen, Vater und Mutter zu ehren.

Die Eltern zu ehren ist die erste Pflicht der Kinder. Jeder sollte seine Mutter und seinen Vater ehren, denn sie haben uns großgezogen, uns erzogen, auf jeden unserer Schritte geachtet, uns geholfen, wenn wir Hilfe brauchten, Sorgen, Schwierigkeiten, Krankheiten und Misserfolge in ihrem Herzen ertragen. „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass dir Gutes geschehe und du lange lebest auf Erden“ (Ex 20,12), lautet das Gebot Gottes. Daraus können wir erkennen, wie viel Wert der Herrgott Selbst auf die Erfüllung Seines Willens legt, die Eltern zu ehren. Außerdem ist dieses Gebot das einzige, bei dem Gott eine Belohnung für die Erfüllung schon in diesem Leben verspricht. „Gutes geschehe dir“, sagt Er, „und du lange lebest auf Erden“ (Ex 20,12). Mit anderen Worten: Die Langlebigkeit und das Wohlergehen des Menschen stehen in direktem Zusammenhang mit der Erfüllung des Gebots, die Eltern zu ehren.

Was ist der richtige Weg, Brüder und Schwestern, Vater und Mutter zu ehren? Vor allem sollen wir unseren Vater und unsere Mutter lieben, ihnen dankbar sein, ihnen in allem gehorchen, was nicht dem Willen Gottes widerspricht, ihre Taten nicht verurteilen, geduldig mit ihren Schwächen sein, für sie bis zu ihrem Tod sorgen und nach ihrem Tod inständig für ihre Ruhe beten. Dies ist unsere Pflicht gegenüber Gott und unseren Eltern. Kinder, die sich respektlos gegenüber ihren Eltern verhalten, verlieren den Segen und die Gnade Gottes. Um dies zu verhindern, sollten Kinder Tag und Nacht sich darin üben, ihre Eltern zu ehren. „Bevor du etwas über Gott, den Herrn, wusstest, wussten deine Eltern davon. Und das ist genug, um sich vor ihnen zu verbeugen und ihnen Lob und Ehrfurcht zu erweisen. So verneigt euch und dankt ehrfürchtig jedem, der vor euch das höchste Gut in dieser Welt erkannt hat“, lehrt der heilige Nikolaj von Serbien.

Zur Unterstützung seines Gedankens führt er ein Beispiel an: „Ein reicher junger Inder reiste mit seinem Gefolge durch das Tal des Hindukusch. Im Tal traf er einen alten Mann, der Ziegen weidete. Der arme Alte neigte sein Haupt in Ehrfurcht und verneigte sich tief vor dem reichen Jüngling. Der junge Mann sprang schnell von seinem Elefanten herunter und warf sich vor dem Älten auf dem Boden nieder. Der Alte war erstaunt über diese Handlung des jungen Mannes und alle seine Diener wunderten sich ebenfalls. Und der Jüngling sagte: ‚Ich verneige mich vor deinen Augen, die vor den meinen dieses Licht gesehen haben, das Werk der Hände des Allerhöchsten, ich verneige mich vor deinen Lippen, die vor den meinen Seinen heiligen Namen ausgesprochen haben, und ich verneige mich vor deinem Herzen, das vor dem meinen gezittert hat ob der freudigen Entdeckung des Vaters aller Menschen auf Erden, des Himmlischen Königs und Herrn von allen.’

Lasst uns, Brüder und Schwestern, das Gebot Gottes, die Eltern, Vater und Mutter, zu ehren, im Herzen und im Geiste bewahren, und danach streben, dieses Gebot Gottes mit Leben zu erfüllen gemäß dem Beispiel unseres ehrwürdigen und gotttragenden Vaters Sergij. „Glücklich sind die Eltern“, sagte ein Heiliger zum Lob von Abba Sergij, „deren Namen in ihren Kindern und Nachkommen auf ewig verherrlicht werden! Glücklich sind auch die Kinder, die die Ehre und den Adel ihrer Eltern und glorreichen Vorfahren nicht nur nicht beschämt, sondern vermehrt und erhöht haben, denn wahrer Adel besteht in der Tugend!’. Amen!