05 Januar 2020 - Weihnachts-Botschaft von Erzbischof Tichon von Podolsk Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland
An den Klerus, die Mönche und Nonnen und die Laien
Geliebte Väter, ehrwürdige Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
Die Geschichte der Welt kennt viele herausragende Ereignisse, die in den Chroniken und Annalen festgehalten sind, aber keines davon kann mit der Geburt Christi verglichen werden, einem Ereignis, das zu einem Wendepunkt im Leben der Menschheit geworden ist. „Der Schöpfer der Welt wurde aus dem jungfräulichen Schoß geboren, und derjenige, der alle Elemente erschaffen hat, wurde der Sohn derjenigen, die er zuvor erschaffen hatte“, sagt der heilige Bischof Leo der Große. Gott hat der Welt Seine grenzenlose und unergründliche Liebe zu Seiner Schöpfung geoffenbart. Engelsmächte besangen den Schöpfer, die Weisen des Ostens mit ihren Gaben und einfache Hirten beteten freudig das geborene Gotteskind an. In Demut und ehrfürchtgem Schauer lasst auch uns zur Wiege des Gotteskindes Jesus eilen. Lasst uns die Majestät der göttlichen Weisheit verehren. „Jetzt ist der Tag der großen Freude gekommen“ (ehrw. Ephraim der Syrer).
Warum ist der Sohn Gottes vom Himmel auf die Erde herabgestiegen und in unserem schwachen Fleisch geboren worden? „Für uns Menschen und zu unserer Errettung“, bekennen wir im Glaubensbekenntnis. Der Herr wurde geboren, um die Menschheit zu retten, die an den Sünden verloren gegangen ist und um den Tod zu besiegen. Die Erscheinung unseres Gottes im Fleisch (1. Tim 3,16) zeigt deutlich Seine große Güte uns Sündern gegenüber. Um klarer zu sehen, wie groß sie für uns ist, lasst uns mit demütigem Geist in das Geheimnis der Menschwerdung Gottes eindringen – auf der einen Seite die göttliche Majestät des Erlösers und andererseits die Nichtigkeit der Schöpfung, die Er rettet. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er Seinen einziggeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“ (Jo 3,16). Der Sohn Gottes, der Retter, Christus, hat uns geliebt und Sich für uns als Opfer an Gott hingegeben, ist Fleisch geworden und gestorben für unsere Sünden (Eph 5,2).
Was sollen wir für die Liebe des Herrn zu uns hingeben, womit für Seine unendliche Güte uns gegenüber danken? – Lasst uns den Herrn von ganzem Herzen lieben, lasst uns Seinen heiligen Willen tun, lasst uns Seine unaussprechliche Menschenliebe mit einem tugendhaften Leben verherrlichen. Lasst uns daran denken, an wen Seine Worte gerichtet sind: Kommt, ihr Gesegneten Meines Vaters, erbt das Reich, das von der Erschaffung der Welt für euch bereitet wurde (Mt 25, 34). Sie beziehen sich auf alle Christen, auf uns alle zusammen, die in ihrem Leben danach streben, Gutes zu tun: Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen (Mt 25, 35-36). Einen Christen zeichnet die Manifestation der aufopfernden Liebe aus, die in Dankbarkeit gegenüber Gott geschieht, der Seine Liebe zu uns dadurch zeigt, dass Christus für uns geboren und gestorben ist (Röm 5, 8).
Ich gratuliere euch allen, meine Lieben, zu diesem strahlenden Fest der Geburt Christi. Möge die Freude über den in die Welt geborenen Christus, den Erlöser, immer in unseren Herzen bleiben. „Am Tag der Geburt des Lebens, der die Angst vor dem Tod abgeschafft und uns die Freude der verheißenen Unsterblichkeit gebracht hat, kann es keinen Platz für Trauer geben“ (Hl. Leo, Papst von Rom). Stärken wir uns einander im Glauben und verbreiten wir die gute Nachricht von der Geburt des Gotteskindes Christus, des Erlösers der Welt, an unsere Nächsten und an unsere entfernten Mitmenschen, indem wir uns gegenseitig zu vollkommener Liebe, guten Taten und zur Erfüllung unserer christlichen Bestimmung ermutigen. Lasst uns vor allem dafür sorgen, dass wir durch die Ablehnung von Bosheit und weltlichen Begierden keusch, gerecht und gottgefällig leben und geduldig auf die Erfüllung der gesegneten Hoffnung warten, die Gott und unser Retter Jesus Christus uns zu gegebener Zeit offenbaren wird (Tit 2, 11-13).
+ TICHON
Erzbischof von Podolsk
Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland
Berlin
Christgeburt
7. Januar 2020