17 November 2023 - Wer Christus empfängt, empfängt das Leben
Am 12. November 2023, dem 23. Sonntag nach dem Pfingstfest, zelebrierte Erzbischof Tichon von Rusa, der Vorsteher der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Pfarrei des Großmartyrers Panteleimon in Saarbrücken anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Gründung der Pfarrei. Nach dem Kommunionvers hielt Erzbischof Tichon diese Predigt:
«Die heutige Evangelienlesung handelt davon, Brüder und Schwestern, wohin ein Mensch abirren kann, wenn er ohne Gott lebt. Der Evangelist berichtet von der Heilung durch den Herrn Jesus Christus eines leidenden, von Dämonen besessenen Mannes aus dem Lande der Gerasener (Lk 8,26-38). Dieser Mann erregte mit seiner ganzen Erscheinung ein Gefühl sowohl von Mitleid wie von Furcht. Er war von allem entblößt, sowohl körperlich als auch geistlich: Er trug keine Kleidung, lebte nicht in einem Haus, sondern in in den Fels gehauenen Gräbern und fristete ein elendes Dasein. Dämonen quälten den Mann lange Zeit, so sehr, dass er sich gegen die Felsen warf. Die Leute fesselten ihn mit Ketten, aber er zerriss sie wie ein Spinnennetz.
Als der Herr den Besessenen fragte: „Was ist dein Name?“, antworteten die Dämonen für ihn: „Legion ist mein Name“, denn so viele Dämonen waren in den Mann gefahren. Der Besessene hatte sein Eigenbewusstsein völlig verloren, und in seinem Namen antworteten so die Dämonen. Christus fragte den von Dämonen Besessenen nicht, weil Er die Antwort nicht gewusst hätte – Ihm als dem Allwissenden war sie bekannt -, sondern Er fragte ihn, um den Menschen verständlich zu machen, wie viele unreine Geister in dem besessenen Mann waren. Gott erlaubte den Dämonen, den unglücklichen Mann so weit zu quälen, wie es nach dem Göttlichen Urteil notwendig war, um die in diesem Land lebenden Menschen zu lehren, welche Strafe sie auf sich nehmen würden, wenn sie sich nicht von den Götzen abwandten und ihre Sünden bereuten.
Ja, wegen der menschlichen Sünden kommen, mit Gottes Erlaubnis, Dämonen in die Menschen. „Es ist leichter für sie, in den Menschen zu sein als im Abgrund. Denn wenn sie in den Menschen sind, quälen sie diese – und wenn sie im Abgrund sind. quälen sie sich selbst“, sagt der serbische Goldmund. „Sie fügen den Menschen soviel Böses zu, wie der Herr sie lässt“. Man beachte, dass die Dämonen Gott entgegen laufen, sich vor Ihm verneigen, den Glauben an Ihn bekennen, dass Jesus der Sohn des Allerhöchsten Gottes ist, aber sie bleiben unnachgiebig im Bösen. Was sagt uns das? – Dass es nicht das Wissen, sondern die Liebe ist, die die Heiligen von den Dämonen unterscheidet, und dass die Dämonen und Christus nichts gemeinsam haben. Der Herr kam, um den Menschen zu retten. Er hat der Raserei des Teufels eine Grenze gesetzt, des Feindes des Menschengeschlechts, der nur den einen Wunsch hat – immer Böses zu tun.
Das heutige Evangelium, Brüder und Schwestern, versichert die Zweifelnden dahingehend, dass böse Geister existieren und mit Gottes Erlaubnis sowohl Menschen für deren Sünden wie auch Tieren Schaden zufügen, sie quälen und sogar töten können. In unserer Zeit sind die Handlungen der Dämonen versteckter und listiger als vor dem Kommen Christi des Erlösers. Sie sind vielfältig und bestehen vor allem in einem – den Menschen zur Sünde zu verleiten und ihn für immer zu verderben. Um nicht ein Opfer der bösen und hinterlistigen Dämonen zu werden, bedarf es eines demütigen Glaubens an den Herrn und des Widerstandes gegenüber bösen Geistern. Auf welche Art und Weise? – Durch die Kraft des Kreuzzeichens, die Teilnahme am Leben der Kirche, an ihren gnadenreichen Mysterien, durch die Reue über die Sünden, durch die Anrufung des Namens Gottes im Gebet und das Fasten (Mt 17,21).
Kein Wort hat der Herr zu den Bewohnern von Gadara gesagt, Brüder und Schwestern. Wie könnten denn auch Worte helfen, wenn das Wunder der Heilung des Besessenen, gleich wie das Wunder der Auferweckung eines Toten, nichts bewirkt hat? Der Herr tadelte sie nicht, sondern stieg in das Boot und segelte davon. Der Geheilte wollte beim Herrn bleiben, aber als er Seinen Willen hörte, ging er hin und kündete den Bewohnern von Gadasa von der Wohltat. Seine Zunge konnte sich nicht enthalten zu verkünden, was er von Gott empfangen hatte. „Wer Christus empfängt, empfängt das Leben“, sagt der heilige Bischof Nikolaj von Serbien, „doch wer sich von Christus entfernt, bleibt im Schweinestall, in ewiger Dämonie und Tod“. Der Herr geht fort von dort, wo er nicht erwünscht ist. Umgekehrt aber ist der Herr immer bei denen, die Ihn suchen und mit Ihm sein wollen. „Beschütze uns, o Herr, vor allem Bösen und rette uns. Amen.»