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23 Dezember 2020 - Wir müssen lernen, Gott für alles zu danken

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Wir müssen lernen, Gott für alles zu danken

Am 20. Dezember 2020, dem Festtag des hl. Ambrosius, Bischofs von Mailand, feierte Erzbischof Tichon von Podolsk, Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland, die Göttliche Liturgie in der Gemeinde Ravensburg, und hielt diese Predigt.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Heute hörten wir im Evangelium, Brüder und Schwestern, von der Heilung durch den Herrn der zehn Aussätzigen, die unheilbar krank waren (Lukas 17,12-19). Lepra ist eine schreckliche Krankheit, die Verzweiflung beim Kranken selbst verursacht, und bei anderen Menschen Abscheu vor ihm. Das Gesicht des Aussätzigen war entstellt, er verfiel und starb, vom Tod gepackt, langsam. Nach dem Gesetz des Mose durften diejenigen, die an Lepra litten, die Dörfer nicht betreten, trugen Lumpen und mussten ihren Aussatz herausschreien, wenn sie Leuten begegneten, um diese zu warnen. Als sie den Herrn Jesus Christus sahen, von dem sie von guten Menschen gehört hatten, riefen sie von weitem: „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“

Als der Herr den Schrei der Aussätzigen hörte, die sich aus der Distanz an ihn wandten, hatte er Mitleid mit den Leidenden, heilte sie und sprach: „Geht, zeigt euch den Priestern.“ Es bedeutete dasselbe wie zu sagen: Kommt, ihr seid gesund, denn nur wer geheilt und vom Aussatz gereinigt war, konnte zu den Priestern kommen und nach dem Gesetz ein Opfer darbringen. Die Aussätzigen glaubten dem Wort des Herrn und wurden alle auf dem Weg geheilt. Sie bekamen, was sie so dringend ersehnten, aber nur einer, ein Samariter, kehrte mit Worten der Dankbarkeit zu Dem zurück, der die Heilung gegeben hatte. Neun wurden geheilt, aber nur einer wurde gerettet: „Geh, dein Glaube hat dich gerettet“, sagte der Herr zu dem geheilten Samariter. Er wurde gerettet, weil er erkannte, dass Gott Liebe ist (1 Jo 4,16).

Was sagt uns die heutige Evangelienlesung? Sie spricht von der Dankbarkeit, die wir Gott, unserem Schöpfer und Retter, entgegenbringen sollen. Wir müssen lernen, dankbar zu sein, Gott für alles zu danken, was Er uns gibt. „Jede vollkommene Gabe kommt von dem Vater der Lichter“ (Jak 1,17). Das sind Gesundheit, Schönheit, Essen, Kleidung, Freunde, Erfolg, kurzum, alles, was unser Leben schön macht und unser Leben auf Erden freudig macht. Warum haben dann nicht alle dem Herrn gedankt, der sie geheilt hat? Denn sie suchten nur die Heilung und betrachteten Christus als das Mittel, durch das sie dieses Ziel erreichten. Das ist Undankbarkeit. Es macht die Seele zu einem Fremden für Gott und die Menschen.

„Undankbare Menschen“, sagt der gerechte Vater Valentin Amfiteatrov, „erkennt man daran, wie sie die Gründe für das Unglück, das ihnen widerfahren ist, erklären. Sie werfen immer sowohl Gott als auch den Menschen ihr Leid vor, aber fast nie sich selbst… Jeder ist schuldig an ihnen, aber sie selbst an nichts, reine Gerechte. Wenn Ihr den Bericht über ihre Nöte hört, werdet Ihr Murren, Groll, Bosheit, Rachsucht und alle anderen Laster finden, und – was am wichtigsten ist – ein Fehlen von Demut und Zerknirschung im Geist der Reue und Vergebung, aufrichtiges Gebet und Unterwerfung unter den Willen Gottes. Lassen wir sie ohne Verurteilung“.

Brüder und Schwestern, wir müssen lernen, Gott für alles zu danken. Selbst Kummer, Krankheiten und jede Arten Schwierigkeit, wie die tödliche Epidemie, die die ganze Menschheit heute erlebt, sollten als Medizin verstanden und angenommen werden, als Heilung für den Aussatz der Sünde und der Abweichung von Gott, als Strafe zur Korrektur des Lebens. Gott sucht unsere Dankbarkeit ihm gegenüber, nicht weil er sie braucht, sondern weil wir sie brauchen. Dankbarkeit ist ein Schritt zur Heiligkeit. Durch Dankbarkeit haben wir Anteil an Gott und allem, was bei Ihm ist. Lasst uns immer daran denken und „für alles danken“ (1 Thess 5,18). Und Gott wird niemals in unserer Schuld stehen. Er wird uns sowohl das Himmelreich als auch Sich selbst geben, in dem unser wahres Glück und Leben liegen. Amen.