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17 Mai 2022 - Wir sollen auf den Mut und den Glauben des Gelähmten achten

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15. Mai 2022 – Erzbischof Tichon feierte am 4. Sonntag nach Ostern die Göttliche Liturgie in der Ulmer Kirche zu Ehren der Ikone der Gottesmutter „Das Zeichen“ und richtete diese Hirtenworte an die Gemeinde.

Christus ist auferstanden!

Euch alle, Brüder und Schwestern, beglückwünsche ich zum Fest des Heiligen Pascha. Die drei Sonntage, die dem Sonntag der Myrrhe tragenden Frauen folgen, sind Ereignissen aus dem Leben unseres Herrn Jesus Christus geweiht. Sie offenbaren Seine göttliche Machtvollkommenheit als der Messias, den die Propheten angekündigt haben und dessen Kommen die gesamte alttestamentliche Menschheit erwartet hat. Die heutige Evangelien-Lesung kündet von dem Wunder, das Christus bei dem Schafsteich vollbracht hat. Das Wasser in diesem Becken galt als wundertätig. Viele Kranke kamen zum Becken dort und erhofften sich Heilung. Von Zeit zu Zeit kam ein Engel des Herrn herab und bewegte das Wasser, und derjenige, der als erster in es hineintauchte, wurde geheilt.

Anlässlich des Festes kam der Herr nach Jerusalem. Als Er am Becken den Gelähmten sah, der fast vierzig Jahre lang an einer schrecklichen Krankheit gelitten hatte, fragte Er ihn: „Willst du gesund werden?“ (Jo 5,6). „Ja, Herr“, antwortete der Kranke, „aber es ist niemand da, der mich in den Teich legt, wenn das Wasser aufgewühlt wird; wenn ich komme, ist schon ein anderer vor mir hineingestiegen“ (Jo 5,7). „Steh auf“, sagte Jesus Christus zu ihm, „nimm dein Bett und geh“ (Jo 5,8). Zum Erstaunen aller stand der Gelähmte auf, nahm seine Bahre und ging hinweg. Wie groß ist die Göttliche Barmherzigkeit gegenüber den Leidenden! Statt eines Menschen kam zu dem Kranken und Leidenden Gott Selbst und heilte ihn durch Sein Wort.

Worauf sollen wir achten, Brüder und Schwestern, wenn wir diesen Abschnitt des Evangeliums hören? Vor allem auf den Mut und den Glauben des Gelähmten, der trotz seiner langen Leiden die Hoffnung auf Gott, der ihn heilen kann, nicht aufgab. Er hoffte, dass er erhalten würde, worum er bat, und gemäß seinem Glauben gab der Herr ihm die Heilung der Seele und des Körpers. Lernen wir von diesem Beispiel, geduldig zu sein, wenn uns Krankheiten heimsuchen. Setzen wir unsere Hoffnung auf Gott und schöpfen wir Kraft im Gebet. Bitten wir, dass der Herr Weisheit schenke den Ärzten, an die wir uns um Hilfe wenden, und Kraft den Medikamenten, deren Einnahme uns empfohlen wurde. Durch Krankheit und Leid heilt der Herr unsere von der Sünde verwundete Seele, bereitet sie vor auf das zukünftige Leben und lehrt sie, auf Sein Erbarmen zu hoffen.

Beachten wir auch die Worte des Herrn: „Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch etwas Schlimmeres widerfährt“ (Jo 5,14). Diese Worte zeigen, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Sünde und jeder Art von Krankheit besteht: die Krankheiten sind eine Folge der Sünde und eines sündigen Lebenswandels. Sünden können einen Menschen in Verzagtheit, Verzweiflung und Verderben stürzen. Deshalb sollen wir die Sünden fürchten und vor ihnen fliehen. Sobald wir aber sündigen, müssen wir als Erstes die Mittel nutzen, die Gott der Kirche zur Heilung der Seele gegeben hat: die Mysterien der heiligen Buße, der Salbung und der Kommunion. Erinnern wir uns, Schwestern und Brüder, dass, wenn wir auch die Sünde in uns selbst sehen, wenn wir unter ihr leiden und wenn wir uns anstrengen, sie zu überwinden, dies bedeutet, dass wir noch geistig lebendig sind. Und selbst wenn wir keine offensichtlichen Ergebnisse sehen, wollen wir die Hoffnung nicht verlieren. Wer mit Gott ist, der überwindet jede Sünde und Krankheit, jedes Übel und erlangt das ewige Leben. Amen.