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13 November 2013 - Orthodoxe Jugendfreizeit bei Minden

Die Berlin-Deutsche Diözese > Aktuell > Orthodoxe Jugendfreizeit bei Minden

Für Kinder im Alter von 6 und 26 Jahren wurde vom 20. bis zum 26. Oktober eine orthodoxe Jugendfreizeit veranstaltet. Aber auch Erwachsene hieß man herzlich willkommen, nur waren sie hauptsächlich in der Küche oder mit der Erziehung der Kinder beschäftigt, weswegen man die Freizeit als gelungen ansehen kann. Und was war das Geheimnis des Erfolges? Natürlich ist das Hauptthema einer solchen Veranstaltung die Religion. Morgen-, Mittag- und Abendgebete, tägliche Sonntagsschule… All diese Traditionen (und ja, man kann sie als Traditionen einer orthodoxen Jugendfreizeit bezeichnen!) verhelfen der religiösen Erziehung. Doch was machte diese Freizeit so besonders? Das werden Sie gleich erfahren!

Die erste Besonderheit bot sich schon am ersten Tag an. Kaum angekommen wurden die Leiter der vier Gruppen (Familien genannt) zusammengerufen und bekamen eine kurze Einleitung von der bevorstehenden Woche. Außerdem wurden ihnen glücklicherweise Beispiele für Kennen-Lern-Spiele vorgestellt, weshalb man bei dem ersten Zusammentreffen in den Familien nicht so verloren dastand, sondern gleich loslegte. Aber dazu kommen wir später! Danach wurden die zugewiesenen Zimmer erkundet. Eine Auffälligkeit der Zimmeraufteilung ist wohl zu bemerken. Jede Etage wurde nach den Familien aufgeteilt, sodass sie auch gleichzeitig einen Treffpunkt zugewiesen bekamen. Also nun zum Familientreffen: Wie schon erwähnt wurden als erstes die vorgeschlagenen Spiele erprobt. Danach wurde die Vorstellung der Familien vorbereitet, welche dann abends erfolgreich präsentiert wurde.

Der nächste Tag fing traditionell mit dem Frühsport, dem Gebet und dem Haferbrei an. Nachmittags wurde ein Hindernislauf in den Familien veranstaltet, welcher sowohl physisch anstrengend als auch logikfördernd war. Doch es hinderte uns nichts daran, danach lustige und kreative Gruppenfotos zu machen. Abends stand uns dann ein Denkspiel bevor. Darauf waren alle Familien vorbereitet, denn sie entwarfen Bestrafungen für Gesetzesbrecher. Sie wundern sich um welche Gesetzesbrecher es hier handelt? Nun ja, es ist ganz einfach zu erklären. Am vorherigen Tag wurden zehn Gesetze in den Familien ausgeteilt und besprochen, diese verhalfen zu einem ruhigen Zusammenleben in der Freizeit. Hier ein Beispiel: Gesetz 00 – Pünktlich sein. Einfach aber notwendig! So ging auch dieser Tag zu Ende… Für die Kinder! Den Erzieher, den Familienleitern, der Direktorin der Freizeit und Priester Alexej stand noch die Planung des nächsten Tages bevor.

Mit Sofias Geburtstag fing der dritte Tag an. Als Geschenk haben alle Teilnehmer der Freizeit auf einer Herzgirlande ihre Glückwünsche aufgeschrieben. Nachmittags haben alle Familien sich gegenseitig auf verschiedene Aktivitäten eingeladen. Da sich drei Familien zusammengetan haben, konnten sie ganz einfach das Spiel „Flagge erobern“ organisieren. Alle hatten Spaß und es wurde heftig über Strategien diskutiert. Erschöpft und glücklich machten sich die Familien zur nächsten Aktivität auf. Es wurde ein kleines Theaterstück mit einer religiösen Botschaft aufgeführt. Der Tag endete wieder, aber wieder nur für die Kinder! Alle anderen haben noch über den nächsten Tag diskutiert. Es stand ja was Grandioses bevor.

Alles vertauscht! Morgens standen die Gruppenleiter früh auf und gingen in die Küche um Haferbrei für das  Frühstück zu kochen. Die Erwachsenen haben friedlich geschlafen bis sie von dem Glockenläuten geweckt wurden. Es war Zeit zum Frühsport. Haben Sie es auch schon bemerkt? Ja, die Rollen wurden vertauscht. An diesem Tag entschieden die Familienleiter, aber die Mehrheit von ihnen durfte nur in der Küche entscheiden. Das heißt: Kartoffeln schälen, Tee kochen, Mahlzeiten planen etc. In der Zwischenzeit organisierte der Rest von ihnen das Fußballturnier. Nach dem Abendessen ging alles wieder nach der alten Ordnung weiter. Da am nächsten Tag die Liturgie bevorstand, besuchte uns Priester Sergej um die Beichte zu hören. Wieder endete der Tag für die Kinder. Doch sechs Auserwählte zwischen Familienleitern und Erziehern haben bis zwei Uhr nachts Mohnkuchen zum Frühstück gebacken. Die Küche wollte sie wohl einfach nicht gehen lassen!

Nun brach der wichtigste Tag der Freizeit an. Priester Sergej brachte eine Kreuzreliquie mit, welche der Liturgie etwas ganz besonderes vergab. Viele empfingen die Kommunion. An Stelle der Sonntagsschule wurden Fragen an Priester Sergej gestellt. Dabei muss man ein Lob an die Kinder aussprechen, denn sie haben sich die Fragen gut überlegt und hoffentlich eine passende Antwort bekommen. Das Schachturnier war ein Erfolg mit vielen Freiwilligen. Außerdem wurde ein Schlüsselspiel durchgeführt, wo die Familien noch einmal ihr Können beweisen konnten. Der Tag endete für die Kinder, da der lang erwartete Schwester- und Bruderabend für die Mädchen und Jungen ab 12 Jahren bevorstand. Es wurden viele Themen besprochen und generell einfach alles ausgesprochen und gefragt, was ausgesprochen und gefragt werden musste. Es bleibt natürlich alles geheim! Gegen drei Uhr nachts schien es so, als wäre alles Wichtige besprochen und alle gingen schlafen.

Der letzte Tag fing mit dem Üblichen an und endete mit Geschenken, Spielen und Liedern. Es wurden vorbereitete Lieder vorgeführt. Vieles in einer spielerischen Form gestaltet und gebastelt. Jede Familie hat einer anderen Familie kleine Geschenke gebastelt. Später wurden die Beschenkten ausgelost. Nicht das erste Mal konnte man eine solche familiäre Atmosphäre empfinden. Doch nach dem vorzeitigen Abschied eines Erziehers wurde allen klar, dass die Zeit sich dem Ende neigt. Eigentlich schade, denn man gewöhnt sich langsam an den mangelnden Schlaf, das hervorragende Essen… An die Menschen gewöhnt man sich natürlich nicht. Nein, sie wachsen einem ans Herz. Man lernt sie zu lieben und sich um sie zu sorgen. Außerdem lebt man hier so orthodox, wie man es im Alltag nicht erleben kann. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich daran, dass wir in dieser  einen Woche Gott und uns selbes so gut kennengelernt haben, wie sonst nie im Alltag. Die neuen Erfahrungen und die Erinnerungen können wir nach Hause nehmen und unsere viele Freunde sehen wir hoffentlich in der nächsten Freizeit wieder. Man soll ja immer dann enden, wenn es am schönsten ist!

Von Lisa Shchapova

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